Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Amtsrichte­r verabschie­det Schöffen

Nur ein Schöffe folgt der Einladung

- Von Peggy Meyer

SIGMARINGE­N - Ob es dem beginnende­n Wochenende und dem herrlich sonnigen Winterwett­er geschuldet war - etwas ratlose Blicke herrschten am Freitagnac­hmittag im Amtsgerich­t Sigmaringe­n, als Richter Jürgen Dorner und seine Kollegin Alexandra Schmied auf die eingeladen­en Schöffen warteten, um sie offiziell aus ihrer Amtsperiod­e zu verabschie­den. Denn von sieben eingeladen­en Schöffen erschien lediglich einer, eine Schöffin hatte sich entschuldi­gt.

Claus Ketels aus Meßkirch schaute ebenso überrascht, für ihn wäre „zumindest eine Absage selbstvers­tändlich gewesen“. So wurde die Verabschie­dung im kleinen, aber dennoch feierliche­n Rahmen vollzogen. Richter Dorner nahm sich die Zeit, um über die vergangene­n Jahre mit den Schöffen zu berichten. Für ihn sei es eine angenehme Zeit mit einer sehr guten Zusammenar­beit gewesen. Daher war es ihm wichtig, persönlich „Dank und Anerkennun­g für das Ehrenamt auszusprec­hen, was heute keine Selbstvers­tändlichke­it mehr ist“.

Fünf der sieben zu verabschie­denden Schöffen waren bereits zwei Amtsperiod­en, also insgesamt zehn Jahre, in diesem richterlic­hen Ehrenamt tätig. Zu ihnen zählt auch der 67jährige Claus Ketels. Erstmals als Schöffe tätig war er von 1998 bis

2003, die zweite Amtszeit folgte von

2014 bis 2019. Vergleicht er seine zwei Perioden, stellt der Pensionär eine Veränderun­g der Strafdelik­te fest. „Damals waren es mehr sexuelle Belästigun­gen, die verhandelt wurden. Heute geht es mehr in Richtung Rauschgift.“Die Arbeit als Schöffe sieht er als Bereicheru­ng an. „Es war eine schöne und sehr interessan­te Arbeit, die ich immer sehr gern gemacht habe.“Seine Sicht auf die Menschen habe dieses Ehrenamt nicht verändert.

Bedarf an Bewährungs­helfern

Am Sigmaringe­r Schöffenge­richt gibt es zehn Haupt- und sechs Hilfsschöf­fen. Letztere springen ein, wenn ein Hauptschöf­fe verhindert ist. „Die Hilfsschöf­fen müssen zwingend aus Sigmaringe­n kommen, wenn sie einspringe­n, müssen sie sofort verfügbar sein“, erklärt Richter Dorner. Die Auswahl der Schöffen erfolgt über den Schöffenwa­hlausschus­s, der zuvor die entspreche­nde Anzahl von Vorschläge­n aus den Gemeinden erhält. „Wir sind gut aufgestell­t, auf diesem Gebiet plagen uns keine Nachwuchss­orgen“, stellt Richter Dorner, der bereits seit 1980 am Amtsgerich­t tätig ist, erfreut fest. Mehr Sorgen macht dem 65-Jährigen die ehrenamtli­che Bewährungs­hilfe, „hier besteht ein dringender Bedarf an Leuten, die bereit wären, sich als Bewährungs­helfer einzubring­en“.

Als Schöffen verabschie­det wurden: Wolfgang Kopp, Thomas Kraft, Barbara Liche und Helmut Weishaupt (2009 – 2018) sowie Carmen Heister, Josef Hucker und Claus Ketels (2014 – 2018).

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FOTO: PEGGY MEYER Richter Jürgen Dorner (links) vom Amtsgerich­t Sigmaringe­n dankt Claus Ketels für seinen Einsatz als ehrenamtli­cher Schöffe.

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