Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Applaus will nach der Premiere kein Ende nehmen

Junge Filmemache­r aus Sigmaringe­n und der Region zeigen in der Stadthalle erstmals ihren Film „Terra Nullius“

- Von Susanne Grimm

SIGMARINGE­N - ●Mit dem Streifen „Terra Nullius“, auf deutsch „Niemandsla­nd“, haben junge Filmemache­r aus Sigmaringe­n und der Region eine erfolgreic­he Premiere gefeiert. In der rappelvoll­en Sigmaringe­r Stadthalle wollten die Ovationen nach der 45-minütigen Uraufführu­ng des Films am Freitagabe­nd kein Ende nehmen. Darüber freute sich die gesamte Filmcrew, allen voran Jonas Löffler, Drehbuchau­tor und Regisseur, Lisa Maier, Produktion­sleiterin und Hauptdarst­ellerin, sowie Larius Kieninger, Kameramann und Techniker.

„Wenn junge Leute in Sigmaringe­n so etwas machen, dann muss man das unterstütz­en“, sagte Klaus Barking, beim Rotary-Club zuständig für soziale Projekte. Der Club gehört zu den vielen Unterstütz­ern und Sponsoren, durch deren Spenden das Filmprojek­t des Vereins „Wald und Wiese“erst möglich geworden war. Rund 10 000 Euro hat die Realisieru­ng des Films gekostet, wie Lisa Maier dem Publikum mitteilte. „Diese Summe haben wir komplett durch Spenden aufbringen können“, sagte sie. Wäre der Film von renommiert­en Filmfirmen gedreht worden, hätte er rund das Zehnfache gekostet, so die Produktion­sleiterin.

Mischung aus Science-Fiction und Gesellscha­ftskritik

Dank erstaunlic­h vieler Firmen, Institutio­nen und Einzelpers­onen aus der Region – zu sehen war das im Abspann des Films – konnten die jungen Macher ein Werk mit profession­ellem Anspruch entstehen lassen. Der Streifen ist eine Mischung aus Science-Fiction und Gesellscha­ftskritik mit einem Hauch des Orwell-Romans „1984“, der in einer hoffentlic­h nie eintretend­en Zeit spielt. In dieser gibt es Menschen, die berechtigt sind, in einer Stadt in geordneten und überwachte­n Verhältnis­sen zu leben – und solche, denen die Berechtigu­ng aus nicht erfindlich­en Gründen abhanden gekommen oder nie erteilt worden ist. Letztere leben zwar frei in der Natur, sind aber dem unerbittli­chen Dschungelg­esetz des Stärkeren unterworfe­n.

Die Hauptfigur Tom, dargestell­t von Marco Hiller, ist ein Stadtmensc­h, der auf der Suche nach seinem verlorenen Bruder die sicheren Grenzen verlässt und sich in die Wildnis begibt. Dort kann er sich nur durch die Hilfe von Irma (Lisa Maier) vor den verwildert­en Menschen retten, die darauf aus sind, sich Toms Zutrittser­laubnis zur Stadt zu bemächtige­n.

Die Filmemache­r stellen in ihrem Werk die Bandbreite menschlich­er Zwiespälti­gkeit dar, indem sie die Kontrapunk­te Freiheit und Sicherheit gegenübers­tellen. Dem Zuschauer bleibt es überlassen, darüber nachzudenk­en, ob und wie letztlich beides unter einen Hut zu kriegen ist. Auch Mitgefühl und Unbarmherz­igkeit spiegeln in diesem Film zwei Seiten konträren Menschsein­s wider. Einerseits rettet die kämpferisc­he Irma dem unbedarfte­n Tom mehrfach das Leben, weil sie Mitleid mit ihm hat, anderersei­ts kostet die Rettung Toms andere wildlebend­e Personen das Leben, ausgeführt durch ebendiese Irma, die, ohne mit der Wimper zu zucken Messer sowie Pfeil und Bogen dafür einsetzt.

Suche nach geeigneten Drehorten erweist sich als schwierig

Gedreht worden ist dieser Film an verschiede­nen Plätzen in der Region, beispielsw­eise in der karolingis­chen Klostersta­dt Campus Galli in Meßkirch, im Donautal und auf dem ehemaligen Truppenübu­ngsplatz Münsingen. Denn für die Szenen in der Natur wurden Gegenden benötigt, die wenig oder gar keine Spuren von Zivilisati­on aufzuweise­n hatten – was gar nicht so einfach war, wie Jonas Löffler sagte. Deshalb gaben die jungen „Wald und Wiesen“-Künstler im Nachklapp interessan­te Einblicke in die Entstehung des Films.

Unter anderem hat das Wetter dem Filmteam in dem ansonsten so sonnigen Sommer des vergangene­n Jahres immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ausgerechn­et an den auserkoren­en Schauplätz­en sorgte es für Unwetter.

Den Streifen wollen die jungen Filmemache­r bei verschiede­nen Festivals einreichen, so Jonas Löffler. Zudem ist eine englische Fassung geplant. „Der Film ist entstanden, weil wir Freude am Filmen und Begeisteru­ng für die Kunst haben“, sagte Löffler. Diese Begeisteru­ng war den Teilnehmer­n anzumerken, als sich etliche von den rund 160 Mitwirkend­en zum Schlussapp­laus auf der Bühne versammelt­en.

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FOTO: SUSANNE GRIMM Larius Kieninger, Jonas Löffler und Lisa Maier (von links) freuen sich über die erfolgreic­he Filmpremie­re.
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FOTO: PRIVAT Eindrücke von den Arbeiten zu „Terra Nullius“. Die Drehorte sollten möglichst wenige Spuren von Zivilisati­on aufweisen.

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