Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kazede könnte künftig die Stadtwerke beherbergen
So soll im Nebengebäude des Rathauses Platz für Verwaltungsmitarbeiter geschaffen werden
MENGEN - Die Stadt Mengen möchte die Verwaltung der Stadtwerke in die Kazede verlagern. Das städtische Gebäude in der Wasserstraße steht seit der Aufgabe des Notariats leer. Da kein Käufer gefunden werden konnte und das Mengener Rathaus dringend weitere Büroräume braucht, soll der Gemeinderat in der Sitzung am Dienstag über den Vorschlag der Stadtverwaltung beraten. Eine Entscheidung für den Umzug der Stadtwerke in die Kazede würde gleichzeitig auch bedeuten, dass die Mengener Narrenzunft das Gebäude nicht wird nutzen können. Der Verein hatte bereits vor mehreren Jahren Interesse bekundet.
Laut Sitzungsvorlage ist das Mengener Rathaus mit Nebengebäude an seine räumlichen Grenzen gekommen. Nachdem bereits Besprechungsund Lagerräume zu Büros umfunktioniert worden seien, gebe es keinen weiteren Spielraum mehr. „Kurzfristig werden acht zusätzliche Büros benötigt, um neue und zurückkehrende Mitarbeiter akzeptabel unterbringen zu können“, heißt es in der Vorlage. Auf Anfrage konkretisiert Pressesprecherin Kerstin Keppler, dass mehr Auszubildende und Praktikanten untergebracht werden müssten, Mitarbeiter aus der Elternzeit zurückkehren würden oder Teilzeitin Vollzeitstellen umgewandelt würden. Gleichzeitig entstünde weiterer Platzbedarf für Externe, sei es bei einer Steuer- oder Rechnungsprüfung. Außerdem müsste die Stadt als Arbeitgeber den Arbeitsschutz und die Arbeitssicherheit sowie den Datenschutz im Blick haben.
Aus Sicht der Verwaltung macht es deshalb Sinn, die Verwaltung der Stadtwerke mit zwölf Arbeitsplätzen in die Kazede zu verlegen. Dieses Gebäude könne „mit relativ geringem Aufwand kurzfristig für eine vorläufige Lösung herangezogen werden“. So verschaffe sich die Stadt Zeit, eine langfristige Lösung für das Platzproblem zu finden. Das könnte die Anmietung von Räumen oder Gebäuden, ein Anbau an das Nebengebäude Mittlere Straße oder eine dauerhafte Nutzung der Kazede sein.
Für eine dauerhafte Lösung müsste die Kazede allerdings komplett barrierefrei ausgebaut werden. Als Übergangslösung reicht laut Sitzungsvorlage
ein barrierefreies Hochparterre aus, das mit einem Lifter erreicht werden soll. Insgesamt geht die Verwaltung aber doch von einer Summe von rund 400 000 Euro aus, die der Eigenbetrieb Stadtwerke für die übergangsweise Nutzbarmachung der Kazede ausgeben müsste.
Für Enttäuschung dürfte dieser Vorschlag bei der Mengener Narrenzunft sorgen. Die hatte bereits vor Jahren ihren Hut in den Ring geworfen und den Wunsch geäußert, die Kazede als Narrenheim anmieten oder nutzen zu können. Derzeit ist der Verein in der Walke mehr schlecht als recht untergebracht. Die Räume dort sind zu klein, bieten keine optimalen Lagerbedingungen für die Häser und liegen zudem außerhalb der Stadt.
Mit einem Nutzungskonzept hatte sich die Narrenzunft deshalb beworben, als die Stadt die Kazede öffentlich zum Kauf anbot. „In einem E-Mail-Verkehr zwischen Zunft und Stadt ist dieses noch etwas modifiziert worden“, sagt Pressesprecherin Kerstin Keppler. Sie betont auch, dass die Narrenzunft noch keine Absage erhalten habe. Schließlich müsse der Rat erst der Nutzung der Kazede als Bürogebäude für die Stadtwerke zustimmen. Würde dies geschehen, könnte die Stadtverwaltung höchstens noch vermittelnd wirken, in dem sie Gebäude Dritter, die ihr bekannt sind, zur Prüfung an die Narrenzunft weiterleitet.
Eine parallele Nutzung der Kazede durch Stadtwerke und Narrenzunft ist laut Keppeler nicht möglich. „Das ehemalige Notariat entspricht ohne größere Um- und Erweiterungsbauten - dem aktuellen Raumbedarf für die Stadtwerke“, sagt sie. Zu Notariatszeiten hätten Unterhalt und Bewirtschaftung des Gebäudes die Stadt jährlich rund 11 500 Euro gekostet.
Die Narrenzunft Mengen möchte sich gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“nicht zu den Plänen der Stadtverwaltung äußern. „Wir haben kein Interesse an einer Stellungnahme hierzu“, heißt es von Zunftmeister David Hoheisel.
Sitzung des Gemeinderats
Die beginnt am Dienstag, 3. März, um 19 Uhr im Sitzungssaal im Mengener Rathaus.