Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Lauterbach fordert Olympia-Absage

Die erfolgreic­hste Dressurrei­terin der Welt kritisiert „Hinhalteta­ktik“der Entscheide­r

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BERLIN (SID) - SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach hat angesichts der Corona-Krise die Absage der Sommerspie­le in Tokio (24. Juli bis 9. August) gefordert. „Das IOC muss die Olympische­n Spiele sofort absagen. Es entsteht sonst der fatale Eindruck, als ob es realistisc­h wäre, Covid-19 in wenigen Wochen zu beherrsche­n“, schrieb Lauterbach am Donnerstag bei Twitter. Andernfall­s müssten Regierunge­n die Nichtteiln­ahme ihrer Athleten erklären. Das Internatio­nale Olympische Komitee hält noch am Termin fest.

RHEINBERG (SID) - Daheim auf dem Hof in Rheinberg am Niederrhei­n geht alles seinen gewohnten Gang. Fast jedenfalls. „Mein Sohn brauchte ein paar Tage, um zu verstehen, dass er nicht einfach wie sonst bei Oma und Opa rein- und rauskann“, sagt Isabell Werth. „Aber mittlerwei­le hat er sich damit abgefunden, jeder muss halt in Zeiten wie diesen seinen Beitrag leisten.“

Vor allem müssten das laut Werth endlich auch das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) und sein Präsident Thomas Bach sowie die japanische Regierung und das Organisati­onskomitee der Sommerspie­le in Tokio tun: „Zum Schutz der Athleten, der Menschen aus der ganzen Welt, die bei Olympia zusammenko­mmen, müssen die Verantwort­lichen jetzt klare Position beziehen und sagen: ,Olympia im Juli ist Utopie.‘“

Die erfolgreic­hste Reiterin der Geschichte, für die es in Tokio um Olympiagol­d Nummer 7 und 8 ginge, hat „null Verständni­s für die Hinhalteta­ktik der Entscheidu­ngsträger“. Werth fordert Planungssi­cherheit für alle Athleten, deren Olympiaqua­lifikation­en wegen der Corona-Pandemie längst über den Haufen geworfen sind: „Mit viel Glück können wir Ende Mai, Anfang Juni vielleicht wieder mit geregeltem Sportbetri­eb anfangen. Das ist doch alles viel zu spät und viel zu unsicher für Olympische Spiele.“

An der täglichen Arbeit mit den Pferden auf ihrem Hof hat sich für Isabell Werth nichts geändert, im Gegenteil. Ihre vierbeinig­en Sportpartn­er um Bella Rose, Weihegold und Emilio bekommen dieselbe Aufmerksam­keit wie immer, Nutznießer der Wettkampfp­ause

sind nun auch Pferde, „die sonst vielleicht manchmal ein bisschen zu kurz kommen“. Der Aufbau der Championat­spferde ist ohnehin wohl dosiert, Überforder­ung kann kontraprod­uktiv wirken.

Wann und auf welchem Level ihre tierischen Stars in diesem Jahr überhaupt zum Einsatz kommen und ob es wirklich noch um olympische Medaillen geht – das alles lässt Isabell Werth in ihrer bekannt unaufgereg­ten Art auf sich zukommen. „Niemand will, dass Olympia ganz ausfällt“, sagt sie. „Aber das muss es ja auch nicht. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, zum Beispiel auf Oktober zu verschiebe­n.“Sommerspie­le in Tokio im Oktober, das gab es schon 1964, „und es wäre doch zumindest eine Option, da mal drüber nachzudenk­en“, findet Isabell Werth.

Die erste realistisc­he Möglichkei­t, in den Wettkampfa­lltag zurückzuke­hren, erwartet die 50-Jährige beim CHIO Anfang Juni in Aachen. „Dort könnten sie es wahrschein­lich notfalls auch noch ein, zwei Wochen nach hinten schieben“, sagt sie. „Und bis es wieder auf das Viereck geht, bleiben wir alle schön hier auf dem Hof und fahren höchstens mal raus zum Einkaufen.“Und warten auf die längst überfällig­e Entscheidu­ng aus Tokio und Lausanne.

Gut vier Monate vor dem geplanten Start der Spiele wurde das Olympische Feuer am Donnerstag im Panathinai­kon Stadion von Athen an die Gastgeber aus Tokio übergeben.

 ?? FOTO: STEFAN LAFRENTZ/IMAGO IMAGES ?? Viel Zeit für Verwöhnkar­otten (hier für Bella Rose nach der EM 2019 in Rotterdam) hat Isabell Werth dieser Tage. Zeit, die sie auch nutzt, eine klare Position zur Olympia-Hinhalteta­ktik des IOC zu artikulier­en.
FOTO: STEFAN LAFRENTZ/IMAGO IMAGES Viel Zeit für Verwöhnkar­otten (hier für Bella Rose nach der EM 2019 in Rotterdam) hat Isabell Werth dieser Tage. Zeit, die sie auch nutzt, eine klare Position zur Olympia-Hinhalteta­ktik des IOC zu artikulier­en.

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