Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Landesligisten fordern Abbruch und Annullierung
Fußball: Warum die neuerliche Aussetzung des Spielbetrieb durch den WFV auf Zustimmung und zugleich Kritik stößt
BIBERACH - Der Württembergische Fußballverband (WFV) hat am Dienstag beschlossen, den Amateurfußball bis zur Verbandsliga bis zum 19. April wegen des Coronavirus auszusetzen. Wie es danach weitergeht, soll spätestens zwei Wochen vorher bekannt gegeben werden. Die „Schwäbische Zeitung“hat sich bei Vereinsvertretern im Bezirk Riß umgehört.
Stefan Buck, Sportlicher Leiter des Landesligisten FV Bad Schussenried:
„Das war eine überfällige Entscheidung, angesichts der aktuellen Entwicklung. Die Gesundheit muss absolut im Vordergrund stehen“, sagt Stefan Buck. „Obwohl es auch nicht ganz leicht ist, ohne Spiel und Training auszukommen. Die Spieler und der gesamte Verein müssen umdenken, das Gemeinschaftsgefühl geht schon ein wenig verloren, aber das ist derzeit ja überall so.“
Buck geht allerdings davon aus, dass dieses Datum 19. April nicht reichen wird, um den Spielbetrieb wieder aufnehmen zu können. „Insofern steht ein Abbruch der Saison im Raum, auch wenn wir durch die Absage der Europameisterschaft noch Zeit gewonnen hätten“, so Schussenrieds Sportlicher Leiter. „Es sind noch 13 Spieltage zu absolvieren, für den TSV Straßberg wegen der vielen Nachholspiele sind es sogar 17. Das ist eigentlich unmöglich bis August zu schaffen und dann gleich wieder eine neue Saison zu beginnen, immer vorausgesetzt, die Corona-Entwicklung lässt dies überhaupt zu, was wir heute noch nicht wissen.“
„Wir sind keine Profis und alle berufstätig, das muss immer im Hinterkopf sein. Deswegen bin ich dafür, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen und die laufende Saison abzubrechen und irgendwann wieder mit der Neuauflage der Saison 19/20 zu beginnen“, sagt Buck. „Ich erwarte vom Verband jetzt eine klare Aussage, wie es weitergehen soll, um Planungssicherheit zu haben – und das nicht erst in ein paar Wochen, sondern sehr zeitnah in ein paar Tagen.“Da gehe es vordergründig nicht so sehr um finanzielle Dinge, sondern, dass man überhaupt eine Mannschaft stellen könne. „Auch suchen wir ja aktuell einen Trainer. Unser Interimscoach Markus Stocker hat seine Sache sehr gut gemacht, hatte aber bisher nur ein Spiel die Gelegenheit, sich zu beweisen“, so Schussenrieds Sportlicher Leiter. „Trotzdem bleibt er natürlich ein Kandidat.“
Stefan Rampf, Sportlicher Leiter des Landesligisten FV Olympia Laupheim:
„Es war nicht überraschend und eigentlich überfällig, dass diese Entscheidung getroffen wurde. Wir haben sie quasi erwartet und gehen aber davon aus, dass der 20. April auch nicht zu halten ist“, sagt Stefan Rampf. „Insbesondere weil auch schon einige Städte in unserer Staffel, wie beispielsweise Weingarten oder Ostrach die Benutzung von Sportstätten bis Mitte Juni untersagt haben. Und das gilt auch für Freiluftveranstaltungen.“
Der fairste Weg wäre es jetzt, die Saison abzubrechen und zu annullieren. „Und sobald es definitiv wieder möglich ist, die Saison neu zu starten. Das ist ärgerlich und auch unfair etwa gegenüber dem TSV Riedlingen, der in der Bezirksliga
Donau quasi schon als Meister feststeht und die Saison dennoch nochmal spielen müsste“, so Laupheims Sportlicher Leiter. „Aber das ist dann leider nicht zu ändern.“
Vom WFV erwartet Rampf, dass er den Druck von den Vereinen nimmt und sehr zeitnah eine entsprechende Entscheidung bekanntgibt. „Alles andere macht keinen Sinn. Zudem muss die Frage geklärt werden, was passiert mit den finanziellen Verpflichtungen eines Vereins, wer zahlt den Trainer und die Spieler weiter, wenn nicht gespielt und trainiert werden kann“, sagt Laupheims Sportlicher Leiter. „Da wird es definitiv Härtefälle geben und auch dazu muss sich der Verband schleunigst äußern und möglicherweise auch Hilfen in Aussicht stellen. Wir haben unseren Trainingsbetrieb schon am 10. März komplett eingestellt und warten nun die weitere Entwicklung ab.“
Edgar Romer, Pressewart des Bezirksliga-Spitzenreiters SV Sulmetingen:
„Das ist eine mehr als richtige und nachvollziehbare Entscheidung des WFV“, sagt Edgar Romer. „Wir haben bereits die Empfehlung des Württembergischen Landessportbunds vom vergangenen Freitag komplett umgesetzt. Beim SV Sulmetingen ist seither der komplette Sportbetrieb eingestellt, somit auch der Trainingsbetrieb der Fußballer.“Ob am 20. April wieder gespielt werde, bleibe natürlich abzuwarten angesichts der sich dynamisch entwickelnden CoronavirusSituation. „Das Sportliche tritt angesichts der aktuellen Lage auch absolut in den Hintergrund“, sagt der SVS-Pressewart. „Wichtig ist nur die Gesundheit aller und dass alle heil aus der Situation rauskommen.“
Florian Math, Abteilungsleiter und Torwart des Kreisliga-A-IIZwölften SG Mettenberg:
„Für mich war der Termin, den Spielbetrieb zunächst bis zum 31. März einzustellen, eh unrealistisch. Zumal der Württembergische Landessportbund einen Tag später die Empfehlung aussprach, den Trainingsbetrieb bis zum 19. April einzustellen“, sagt
Florian Math.
Seither ruhe der komplette Sportund Trainingsbetrieb bei der SG Mettenberg. Die Entscheidung des
WFV, den Spielbetrieb nun noch länger auszusetzen bezeichnet der 29-Jährige als konsequent und folgerichtig. Ganz davon abgesehen, habe die Stadt Biberach die städtischen Sportanlagen bis 19. April gesperrt. „Wir hätten also bis dahin nicht trainieren, geschweige denn spielen können“, so Florian Math. „Meiner Einschätzung nach, wird die Saison eh vorzeitig abgebrochen aufgrund der Coronavirus-Situation. Mit Blick auf diese steht sowieso die Gesundheit aller im Vordergrund. Alles andere in sportlicher Hinsicht ist egal.“