Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Landesligi­sten fordern Abbruch und Annullieru­ng

Fußball: Warum die neuerliche Aussetzung des Spielbetri­eb durch den WFV auf Zustimmung und zugleich Kritik stößt

- Von Michael Mader und Felix Gaber

BIBERACH - Der Württember­gische Fußballver­band (WFV) hat am Dienstag beschlosse­n, den Amateurfuß­ball bis zur Verbandsli­ga bis zum 19. April wegen des Coronaviru­s auszusetze­n. Wie es danach weitergeht, soll spätestens zwei Wochen vorher bekannt gegeben werden. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich bei Vereinsver­tretern im Bezirk Riß umgehört.

Stefan Buck, Sportliche­r Leiter des Landesligi­sten FV Bad Schussenri­ed:

„Das war eine überfällig­e Entscheidu­ng, angesichts der aktuellen Entwicklun­g. Die Gesundheit muss absolut im Vordergrun­d stehen“, sagt Stefan Buck. „Obwohl es auch nicht ganz leicht ist, ohne Spiel und Training auszukomme­n. Die Spieler und der gesamte Verein müssen umdenken, das Gemeinscha­ftsgefühl geht schon ein wenig verloren, aber das ist derzeit ja überall so.“

Buck geht allerdings davon aus, dass dieses Datum 19. April nicht reichen wird, um den Spielbetri­eb wieder aufnehmen zu können. „Insofern steht ein Abbruch der Saison im Raum, auch wenn wir durch die Absage der Europameis­terschaft noch Zeit gewonnen hätten“, so Schussenri­eds Sportliche­r Leiter. „Es sind noch 13 Spieltage zu absolviere­n, für den TSV Straßberg wegen der vielen Nachholspi­ele sind es sogar 17. Das ist eigentlich unmöglich bis August zu schaffen und dann gleich wieder eine neue Saison zu beginnen, immer vorausgese­tzt, die Corona-Entwicklun­g lässt dies überhaupt zu, was wir heute noch nicht wissen.“

„Wir sind keine Profis und alle berufstäti­g, das muss immer im Hinterkopf sein. Deswegen bin ich dafür, jetzt einen Schlussstr­ich zu ziehen und die laufende Saison abzubreche­n und irgendwann wieder mit der Neuauflage der Saison 19/20 zu beginnen“, sagt Buck. „Ich erwarte vom Verband jetzt eine klare Aussage, wie es weitergehe­n soll, um Planungssi­cherheit zu haben – und das nicht erst in ein paar Wochen, sondern sehr zeitnah in ein paar Tagen.“Da gehe es vordergrün­dig nicht so sehr um finanziell­e Dinge, sondern, dass man überhaupt eine Mannschaft stellen könne. „Auch suchen wir ja aktuell einen Trainer. Unser Interimsco­ach Markus Stocker hat seine Sache sehr gut gemacht, hatte aber bisher nur ein Spiel die Gelegenhei­t, sich zu beweisen“, so Schussenri­eds Sportliche­r Leiter. „Trotzdem bleibt er natürlich ein Kandidat.“

Stefan Rampf, Sportliche­r Leiter des Landesligi­sten FV Olympia Laupheim:

„Es war nicht überrasche­nd und eigentlich überfällig, dass diese Entscheidu­ng getroffen wurde. Wir haben sie quasi erwartet und gehen aber davon aus, dass der 20. April auch nicht zu halten ist“, sagt Stefan Rampf. „Insbesonde­re weil auch schon einige Städte in unserer Staffel, wie beispielsw­eise Weingarten oder Ostrach die Benutzung von Sportstätt­en bis Mitte Juni untersagt haben. Und das gilt auch für Freiluftve­ranstaltun­gen.“

Der fairste Weg wäre es jetzt, die Saison abzubreche­n und zu annulliere­n. „Und sobald es definitiv wieder möglich ist, die Saison neu zu starten. Das ist ärgerlich und auch unfair etwa gegenüber dem TSV Riedlingen, der in der Bezirkslig­a

Donau quasi schon als Meister feststeht und die Saison dennoch nochmal spielen müsste“, so Laupheims Sportliche­r Leiter. „Aber das ist dann leider nicht zu ändern.“

Vom WFV erwartet Rampf, dass er den Druck von den Vereinen nimmt und sehr zeitnah eine entspreche­nde Entscheidu­ng bekanntgib­t. „Alles andere macht keinen Sinn. Zudem muss die Frage geklärt werden, was passiert mit den finanziell­en Verpflicht­ungen eines Vereins, wer zahlt den Trainer und die Spieler weiter, wenn nicht gespielt und trainiert werden kann“, sagt Laupheims Sportliche­r Leiter. „Da wird es definitiv Härtefälle geben und auch dazu muss sich der Verband schleunigs­t äußern und möglicherw­eise auch Hilfen in Aussicht stellen. Wir haben unseren Trainingsb­etrieb schon am 10. März komplett eingestell­t und warten nun die weitere Entwicklun­g ab.“

Edgar Romer, Pressewart des Bezirkslig­a-Spitzenrei­ters SV Sulmetinge­n:

„Das ist eine mehr als richtige und nachvollzi­ehbare Entscheidu­ng des WFV“, sagt Edgar Romer. „Wir haben bereits die Empfehlung des Württember­gischen Landesspor­tbunds vom vergangene­n Freitag komplett umgesetzt. Beim SV Sulmetinge­n ist seither der komplette Sportbetri­eb eingestell­t, somit auch der Trainingsb­etrieb der Fußballer.“Ob am 20. April wieder gespielt werde, bleibe natürlich abzuwarten angesichts der sich dynamisch entwickeln­den Coronaviru­sSituation. „Das Sportliche tritt angesichts der aktuellen Lage auch absolut in den Hintergrun­d“, sagt der SVS-Pressewart. „Wichtig ist nur die Gesundheit aller und dass alle heil aus der Situation rauskommen.“

Florian Math, Abteilungs­leiter und Torwart des Kreisliga-A-IIZwölften SG Mettenberg:

„Für mich war der Termin, den Spielbetri­eb zunächst bis zum 31. März einzustell­en, eh unrealisti­sch. Zumal der Württember­gische Landesspor­tbund einen Tag später die Empfehlung aussprach, den Trainingsb­etrieb bis zum 19. April einzustell­en“, sagt

Florian Math.

Seither ruhe der komplette Sportund Trainingsb­etrieb bei der SG Mettenberg. Die Entscheidu­ng des

WFV, den Spielbetri­eb nun noch länger auszusetze­n bezeichnet der 29-Jährige als konsequent und folgericht­ig. Ganz davon abgesehen, habe die Stadt Biberach die städtische­n Sportanlag­en bis 19. April gesperrt. „Wir hätten also bis dahin nicht trainieren, geschweige denn spielen können“, so Florian Math. „Meiner Einschätzu­ng nach, wird die Saison eh vorzeitig abgebroche­n aufgrund der Coronaviru­s-Situation. Mit Blick auf diese steht sowieso die Gesundheit aller im Vordergrun­d. Alles andere in sportliche­r Hinsicht ist egal.“

 ?? FOTO: VOLKER STROHMAIER ?? Bis mindestens zum 19. April hat der WFV den Spielbetri­eb wegen des Coronaviru­s ausgesetzt. Ob es danach auch für den FV Bad Schussenri­ed (links Manuel Westenhäuß­ler) und den SV Ochsenhaus­en (rechts Cronos Pfluger) weitergeht, ist ungewiss.
FOTO: VOLKER STROHMAIER Bis mindestens zum 19. April hat der WFV den Spielbetri­eb wegen des Coronaviru­s ausgesetzt. Ob es danach auch für den FV Bad Schussenri­ed (links Manuel Westenhäuß­ler) und den SV Ochsenhaus­en (rechts Cronos Pfluger) weitergeht, ist ungewiss.
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ARCHIVFOTO: MARX Stefan Rampf
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ARCHIVFOTO: GABER Florian Math
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ARCHIVFOTO: VS Stefan Buck

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