Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kreis erlässt Campus Galli Darlehen
Trotz steigender Besucherzahlen schreibt das Projekt weiter rote Zahlen – Der Saisonbeginn verschiebt sich
MESSKIRCH - Vor sieben Jahren hat der Landkreis Sigmaringen der Klosterbaustelle Campus Galli mit einem Darlehen in Höhe von 100 000 Euro finanziell Anschub geleistet und auch den Zins erlassen. Diese Zinsfreistellung ist nun ausgelaufen. Deshalb haben Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick und Hannes Napierala, Geschäftsführer von Campus Galli, in einem gemeinsamen Schreiben an den Kreistag darum gebeten, die Rückzahlung des Darlehens zu erlassen. Denn fest steht: Schwarze Zahlen schreibt das Projekt trotz vieler Erfolge noch nicht. Über dieses Thema hat der Verwaltungs- und Sozialausschuss in seiner Sitzung am Dienstag diskutiert.
Hintergrund der Bitte Zwicks und Napieralas ist, dass sich der Campus Galli eine Rückzahlung des Kredits schlicht nicht leisten könnte, sodass die Stadt Meßkirch komplett einspringen müsste. Auch die Zinszahlung würde den Verein „schwer belasten“, heißt es in dem Schreiben, „denn alle Mittel, die der Verein erwirtschaftet, benötigt er für den Betrieb der Baustelle“. Schon im regulären Betrieb beläuft sich das Kostendefizit von Campus Galli auf etwa 300 000 Euro, die die Stadt Meßkirch ausgleicht. Insgesamt hat die Stadt so nahezu drei Millionen Euro in das Projekt investiert. Das zahlt sich offenbar auch aus: Seit Jahren entwickeln sich die Besucherzahlen positiv. Waren es 2014 noch etwa 37 000 Besucher jährlich, wuchs die Zahl 2019 auf etwa 92 000 Menschen an. Dieser Punkt sorgte für Nachfragen aus den Reihen der Kreisräte. Herrmann Brodmann erkundigte sich, ob Campus Galli messbar einen Mehrwert für die Stadt Meßkirch darstelle. „Da würde ich uneingeschränkt Ja sagen“, so Franz-Josef Schnell, Leiter des Fachbereichs Finanzen. Er erhalte im Gespräch mit Bürgern durchweg positive Rückmeldungen und auch die Gastronomie profitiere, indem die Menschen nach dem Besuch des Museums in die Lokale strömten.
Lothar Braun-Keller fragte nach, was passiere, wenn Campus Galli Gewinn macht. „Dann ist unser Geld weg“, sagte Landrätin Stefanie Bürkle. Der Kreis habe damals die Zusage zum Darlehen gemacht, weil die optimistische Annahme herrschte, dass das Projekt schnell wirtschaftlich werde. Der Erfolg zeige sich auch an den Besucherzahlen, aber nicht finanziell. Durch steigende Personalkosten und die Besucherzahlen sei das Projekt sogar teurer geworden. „Campus Galli bleibt erst einmal defizitär“, prognostizierte Bürkle.
Schnell stimmte ihr zu und sprach sich auch deshalb dafür aus, den Kredit
in einen Zuschuss umzuwandeln. „Das Projekt wird voraussichtlich nicht kostendeckend arbeiten“, sagte er. Das Coronavirus komme in dieser Saison erschwerend hinzu. Letztlich entschied sich das Gremium, Schnells Empfehlung zu folgen.