Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Dann hätten wir die ganze Göge abriegeln können“

Hohentenge­ns Bürgermeis­ter Peter Rainer malte sich schon Horrorszen­arien aus, aber sein Test fiel negativ aus

- Von Jennifer Kuhlmann

HOHENTENGE­N - Wie es ist, unter dem Verdacht zu stehen, sich mit dem Coronaviru­s infiziert zu haben, hat Hohentenge­ns Bürgermeis­ter Peter Rainer am eigenen Leib erlebt. „In den zwei Tagen, die ich bis zur Auswertung des Tests warten musste, gehen einem schon die wildesten Dinge durch den Kopf“, sagt er. Dann hieß es aber: aufatmen. Das Testergebn­is war negativ, die Amtsgeschä­fte konnten normal weitergefü­hrt werden. Diese Erfahrung prägte aber auch Entscheidu­ngen, die im Rathaus zu treffen waren.

„Es kann ganz schnell gehen und der Bürgermeis­ter und sein Stellvertr­eter müssen in Quarantäne bleiben“, sagt Rainer. Deshalb sei es ihm und dem Gemeindera­t wichtig gewesen, für einen solchen Fall vorzusorge­n. „Wir haben deshalb in der Gemeindera­tssitzung am Mittwoch mit Martin Reck, Karl-Heinz Fischer, Albert Wetzel und Cornelia Kleiner weitere Stellvertr­eter gewählt, die auch in dieser Reihenfolg­e das Amt ausüben würden, wenn der Notfall eintritt.“Erst, wenn alle ausfallen, würde die Gemeindeor­dnung greifen, die das älteste Mitglied des Gremiums zum Stellvertr­eter machen würde. „So haben wir etwas mehr Sicherheit“, findet Rainer.

Der Bürgermeis­ter war im Februar zur Biathlon-Weltmeiste­rschaft nach Antholz in Südtirol gefahren. Die Region wurde erst rund zwei Wochen später zum Risikogebi­et erklärt. „Als ich dort war, hatte das Virus Italien noch nicht erreicht“, sagt Rainer. Er kehrte passend zur Fasnet nach Hohentenge­n zurück und mischte sich fleißig unters Volk. „Nach der Fasnet bin ich krank geworden. Grippesymp­tome und Fieber.“In der Arztpraxis drängte er auf einen Corona-Test. „Da musste Gewissheit her, schließlic­h war ich im Kindergart­en, bei alten Menschen und einfach überall unterwegs gewesen“, sagt er. „Wäre der Test positiv ausgefalle­n, hätte es unfassbar viele Kontaktper­sonen gegeben. Wir hätten die ganze Göge abriegeln können.“Ihm seien in der zweitägige­n Quarantäne bis zum Testergebn­is einige Horrorszen­arien eingefalle­n.

Zum Glück hätte es dann aber Entwarnung gegeben. „Beim Skifahren hätte es mich vermutlich eher erwischt“, sagt Rainer im Nachhinein.

Insgesamt befinden sich im Gemeindege­biet drei positiv getestete Menschen in Quarantäne. Eine Notbetreuu­ng

finde aktuell für drei Kindergart­enkinder und vier Schüler statt. Sechs weitere Kinder kommen wahrschein­lich dazu. „Das ist übersichtl­ich“, sagt Rainer. Trotzdem müsse die Gemeinde sich konsequent an die Kriterien für die Notbetreuu­ng

halten. „Wir mussten auch schon eine Familie abweisen, bei dem nur ein Elternteil in einem systemrele­vanten Beruf arbeitet.“

Gerade arbeitet die Gemeindeve­rwaltung zusammen mit der christlich­en Sozialstif­tung an einem

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN
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FOTO: JEK

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