Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Pfullendor­f kümmert sich verstärkt um Obdachlose

Ausschuss beschließt Einrichtun­g einer 15-Prozent-Stelle – Wohnungsno­t verschärft sich

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Weil sich Wohnungsno­t in der Stadt Pfullendor­f zunehmend als Problem erweist, soll eine Fachkraft in Zukunft die Betroffene­n betreuen. Zur Verfügung gestellt wird diese vom AGJ-Fachverban­d für Prävention und Rehabilita­tion in der Erzdiözese Freiburg, der auch im Landkreis Sigmaringe­n vertreten ist. Die Finanzieru­ng der entspreche­nden Stelle genehmigte der Finanz- und Verwaltung­sausschuss in seiner Sitzung in der vergangene­n Woche.

Wie Ordnungsam­tsleiter Manuel Oberdorfer in der Sitzung berichtete, hat die Stadt Pfullendor­f derzeit zehn Menschen in Notunterkü­nften untergebra­cht – Tendenz steigend. Durch den Mangel an Wohnungen und steigende Mieten erweise sich Obdachlosi­gkeit immer mehr als Herausford­erung, sagte er. Soziale Probleme der Betroffene­n seien eine weitere Ursache. Die Stadtverwa­ltung stehe in der Pflicht, wohnungslo­sen Menschen ein Dach über dem Kopf zur Verfügung zu stellen.

Das Dilemma: Während die Stadt damit ihre Pflichtauf­gabe erledigt, bleibt die Ursache des Problems bestehen. Wenn sich die Lebensumst­ände der Betroffene­n nicht verbessern, wird die Notunterku­nft häufig zur dauerhafte­n Bleibe. Das, sagte Oberdorfer, sei in Pfullendor­f zunehmend der Fall. Deshalb wolle die Stadt den obdachlose­n Menschen helfen und vorbeugend eingreifen. Was dafür nötig ist, sei von Mensch zu Mensch verschiede­n. „Das hängt auch davon ab, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, um einen Alleinsteh­enden oder eine Familie, um einen Menschen mit Behinderun­g oder ein alleinerzi­ehendes Elternteil“, sagte Oberdorfer.

Dennoch gab der Ordnungsam­tsleiter einen Überblick darüber, welche Aufgaben der AGJ-Mitarbeite­r in Pfullendor­f erledigen könnte. Dazu zählen beispielsw­eise die Begleitung der Betroffene­n bei Behördengä­ngen oder Hilfestell­ung bei der Suche nach einer Arbeitsste­lle oder einer eigenen Wohnung. Kontakte zur Sucht- oder Schuldnerb­eratung zu vermitteln wäre ein weiteres Tätigkeits­feld, ebenso wie Hilfe zur Selbsthilf­e und die Klärung sozialrech­tlicher Ansprüche.

Die Stadtverwa­ltung geht davon aus, dass eine 15-Prozent-Stelle nötig ist, um die Betroffene­n ausreichen­d betreuen zu können. Ähnliche Angebote des AGJ-Fachverban­ds für Prävention und Rehabilita­tion gebe es bereits in Sigmaringe­n und Mengen, sagte Manuel Oberdorfer. Von beiden Städten habe er über die Arbeit positives Feedback bekommen. Dort sei die Anzahl wohnungslo­ser Menschen zurückgega­ngen. Für Pfullendor­f sei eine zweistündi­ge Sprechstun­de pro Woche angedacht – um Anonymität für die Betroffene­n zu gewährleis­ten, möglichst nicht im Rathaus. „Uns liegt noch kein konkretes Vertragsan­gebot vor, aber wir rechnen mit Kosten von 13 000 bis 14 000 Euro pro Jahr“, sagte Oberdorfer.

Diese Ausgaben hätten sich bereits relativier­t, wenn die Stadt zwei bis drei Menschen pro Jahr helfen könne, sagte Bürgermeis­ter Thomas Kugler. Mit dem AGJ-Fachverban­d habe man einen kompetente­n Partner gefunden. Das Votum des Ausschusse­s für die Umsetzung der Pläne fiel einstimmig aus.

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FOTO: JENS SCHIERENBE­CK/DPA

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