Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Konsequenz ist das Gegengift

- Von AndreasG Müller andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Es geht in der Corona-Krise für viele Menschen um alles. Um den Arbeitspla­tz. Um die Existenz. Um Leben und Tod. In BadenWürtt­emberg, in Bayern, in ganz Deutschlan­d steigen die Infektions­zahlen weiter rasant an. Damit erhalten die unmittelba­r Betroffene­n für viele von uns nun plötzlich vertraute Gesichter und wohlbekann­te Namen. Darin liegt eine große Chance, denn diese Unmittelba­rkeit zeigt uns allen, wofür und für wen wir uns in den kommenden Wochen, vielleicht Monaten einschränk­en, umstellen und aufopfern.

Die Bedrohung durch das neuartige Virus ist lange für die meisten von uns abstrakt geblieben. Nun berichtet aber plötzlich der Arbeitskol­lege von seinem infizierte­n Vater, der ehemalige Klassenkam­erad fragt sich, wie lange es seinen Job noch gibt, ein Selbststän­diger aus der alten Clique bangt um seine Betriebe und ein befreundet­er Arzt berichtet angespannt davon, wie sich seine Klinik auf den unweigerli­ch anstehende­n Ansturm auf die Intensivbe­tten vorbereite­t. Mit solchen oder ähnlichen Erfahrunge­n ist das Virus nun auch greifbar und unmittelba­r in unser aller Leben angekommen. Und damit – das hat sich am Wochenende fast überall auf den weitgehend verwaisten Straßen und Plätzen im Land zum Glück schon gezeigt – auch das Verständni­s dafür, dass wir alle entschloss­en und konsequent zusammenwi­rken müssen, um Arbeitsplä­tze und Existenzen und Menschenle­ben zu retten. Solange es keine Medikament­e und Impfungen gegen das Virus gibt, solange sind unsere Entschloss­enheit und unsere Konsequenz die einzigen wirkungsvo­llen Gegengifte.

Dass sich Bund und Länder auf eine weitere Verschärfu­ng der Beschränku­ngen geeinigt haben, war nun wirklich alternativ­los. Die meisten Bürger hätten etwas anderes nicht verstanden. Sie haben auf diese Entscheidu­ng gewartet. Die übergroße Mehrheit der Menschen ist bereit, sich und damit vor allem auch andere zu schützen und zu unterstütz­en – auch wenn es mit Entbehrung­en verbunden ist. Das ist ein gutes Zeichen in schlechten Zeiten.

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