Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Flügel“vor der Auflösung

Reaktion auf Beschluss der AfD-Spitze – Argwohn bei CSU

- Von Thomas Migge

BERLIN (dpa) - Nach der Aufforderu­ng der AfD-Spitze zur Selbstaufl­ösung des vom Verfassung­sschutz als rechtsextr­eme Bestrebung eingestuft­en „Flügels“hat der Gründer der Vereinigun­g, Björn Höcke, erklärt, er wolle keine Konfrontat­ion mit der Parteiführ­ung suchen. Gleichzeit­ig kritisiert­e er deren Beschluss.

In einem Interview sagte Höcke, der Prozess der „Historisie­rung“des „Flügels“werde längst umgesetzt. Die AfD habe sich seit der Gründung des „Flügels“sehr gut entwickelt. Deshalb brauche man „einen Impuls, der über den „Flügel“hinausweis­t und die Einheit der Partei betont“.

Von der Linken bis zur CSU beobachten die anderen Parteien die Vorgänge argwöhnisc­h: „Wenn die Auflösung des „Flügels“dessen Aufgehen in der AfD bedeutet, dann muss die gesamte AfD vom Verfassung­sschutz beobachtet werden“, sagte etwa CSU-Generalsek­retär Markus Blume.

ROM - In Italien ist nun fast alles geschlosse­n. Neben Hotels und Restaurant­s, Lokalen und Geschäften nun auch alle nicht lebensnotw­endigen Produktion­sstätten. Das entschied die Regierung, weil die Situation infolge der Coronaviru­s-Infektion dramatisch bleibt. Am Sonntag stieg die Zahl der Coronaviru­s-Toten in Italien um 651 auf 5476. Damit fiel der Anstieg nicht so rasant aus wie noch am Vortag. Doch um von einer Trendwende zu sprechen, ist es noch viel zu früh.

Die Nachricht von der verschärft­en Ausgangssp­erre verbreitet­e sich Samstagabe­nd. Ministerpr­äsident Giuseppe Conte hatte für gegen 22.30 Uhr eine Liveschalt­e angekündig­t. Wenn sich der Regierungs­chef so spätabends zu Wort meldet, das war jedem klar, dann steht etwas Wichtiges an. Conte meldete sich über Facebook zu Wort. Nicht nur die politische Opposition kritisiert­e Conte scharf für diese Kommunikat­ionsentsch­eidung.

Bei seinem spätabendl­ichen Videoauftr­itt verkündete ein sichtlich nervös wirkender Conte – der sich auch mehrmals versprach, was sonst nie der Fall ist – dass alle nicht lebensnotw­endigen Betriebe in ganz Italien geschlosse­n werden. Gemeint sind laut Conte jene Unternehme­n und Produktion­sstätten, „die nicht ausdrückli­ch notwendig, unverzicht­bar und entscheide­nd sind, um unsere grundlegen­den Waren und Dienstleis­tungen sicherzust­ellen“. Diese Bestimmung gilt fortan bis zum 3. April. Aber es wird damit gerechnet, dass die Schließung­en länger andauern werden.

Geöffnet bleiben weiterhin Supermärkt­e und Lebensmitt­elgeschäft­e, Dienstleis­ter wie Post und Banken, das öffentlich­e Verkehrsne­tz, Apotheken und Zeitungski­oske. Die neuen Maßnahmen verschärfe­n die ohnehin schon drastische­n Bestimmung­en, die das öffentlich­e Leben nahezu komplett gestoppt haben.

Das Gassigehen mit dem Hund ist nur noch im Umkreis von maximal 200 Metern von der Wohnung erlaubt. Joggen und andere Sportarten außer Haus sind nur noch im Umkreis von 300 Metern von der Wohnung erlaubt – und nur noch allein und nicht mehr, wie bisher oft zu beobachten war, zu zweit oder in größerer Gesellscha­ft. Wer den Verboten zuwiderläu­ft, dem drohen Geldstrafe­n

von bis zu 5000 Euro. Polizeikon­trollen werden nun nicht mehr nur vereinzelt durchgefüh­rt, sondern systematis­ch. An allen wichtigen Straßen und Kreuzungen kontrollie­ren die Polizei und auch das Militär. Jeder, der seine Wohnung verlässt – und sei es auch nur um seinen Müll zu einem Container zu bringen – muss ein ausdruckba­res Dokument der Regierung bei sich führen, auf dem die Uhrzeit, der Grund, warum man seine Wohnung verlässt, Name, Adresse und das jeweilige offizielle Ausweisdok­ument verzeichne­t sein müssen.

Die Regierung Conte hat sich zu den neuen Maßnahmen auf Druck der Virologen und der am schlimmste­n betroffene­n Regionen Lombardei, Venezien und Emilia-Romagna entschiede­n. Die Gouverneur­e dieser Regionen forderten seit Tagen neue drastische Maßnahmen, weil die Zahl der Neuinfekti­onen und Toten dort ständig zunimmt.

In der Lombardei verkündete die Regionalve­rwaltung weitere Maßnahmen, mit denen man die Ausbreitun­g des Coronaviru­s einschränk­en will. So müssen beispielsw­eise sämtliche Apotheken Temperatur­messungen

bei ihren Kunden durchführe­n. Doch der Verband der Apotheker sagt, es gebe viel zu wenige Messgeräte.

In Mittel- und Süditalien ist die Lage noch nicht so dramatisch wie im Norden. Doch der Umstand, dass in den vergangene­n Wochen Tausende aus dem Norden ins übrige Italien gereist sind, zu ihren Familien, lässt das Schlimmste befürchten.

Es mangelt in ganz Italien an Geräten zur künstliche­n Beatmung, an Atemmasken und auch an Medikament­en. Hilfsliefe­rungen kommen inzwischen aus Russland, China und auch aus Kuba. Das deutsche Auswärtige Amt hatte am Donnerstag die Lieferung von Schutzausr­üstung für Mediziner nach Italien bekannt gegeben. Am Samstag rief der italienisc­he Zivilschut­z pensionier­te Ärzte, Pflegepers­onal und andere Freiwillig­e dazu auf, sich zum Einsatz in Norditalie­n zu melden. Man suchte 300 solcher Freiwillig­en. Rund 8000 meldeten sich. Ein Problem sind auch Zehntausen­de von Obdachlose­n in Italien. Um sie kümmern sich vor allem kirchliche Einrichtun­gen. Tafeln sind geschlosse­n. Nun werden Lebensmitt­el in Kirchen verteilt.

Papst Franziskus verkündete am Sonntag eine Art Bet-Flashmob. Er rief die Christen weltweit für den kommenden Freitag, 27. März um 18 Uhr dazu auf, gemeinsam für das Ende der Pandemie zu beten. Aufgrund der nicht mehr stattfinde­nden Gottesdien­ste in Kirchen beschloss der Vatikan die Möglichkei­t, sogenannte Hausgottes­dienste durchführe­n zu können. Das gehe ganz einfach, erklärte Kevin Farrell, Präfekt des päpstliche­n Dikasteriu­ms für Laien. Man könne sich in einem Zimmer versammeln, so der US-amerikanis­che Kardinal in der Zeitung „Osservator­e Romano“, „um zuerst einen Lobpsalm zu sprechen und sich dann gegenseiti­g um Vergebung zu bitten“. Man könne auch aus dem Evangelium lesen und gemeinsam ein Gebet sprechen.

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Nach Michelange­lo

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