Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bahn-Attentäter von Spezialkrä­ften überwältig­t

51-Jähriger hatte Schienenbe­festigunge­n gelockert

- Von Christian Ebner

WIESBADEN (dpa) - Nach dem versuchten Anschlag auf die ICE-Strecke zwischen Frankfurt und Köln hat die Polizei einen Verdächtig­en festgenomm­en. Der 51 Jahre alte Deutsche steht im dringenden Verdacht, an der Hochgeschw­indigkeits­strecke bei Niedernhau­sen in Hessen auf rund 80 Metern die Schienenbe­festigunge­n gelöst zu haben, wie Polizei und Generalsta­atsanwalts­chaft am Samstag berichtete­n. Der Verdächtig­e wurde in der Nacht zum Samstag von Spezialkrä­ften der nordrheinw­estfälisch­en Polizei bei Köln festgenomm­en.

Auf seine Spur führte nach Informatio­nen der Zeitschrif­t „Der Spiegel“offenbar ein Bekennersc­hreiben, das unter anderem an Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) gerichtet worden sei. Darin soll die exakte Stelle des Anschlags genannt worden sein. Die Behörden machten zu einem Motiv des Mannes zunächst keine Angaben.

Laut „Spiegel“hatte der Mann keinen Wohnsitz. Er sei erst vor einigen Monaten aus der Haftanstal­t Nürnberg entlassen worden, wo er eine Strafe wegen Erpressung verbüßt habe. Auf einen Erpressung­sversuch gegen die Bahn habe man aber derzeit keine Hinweise, erklärte ein Justizspre­cher in Frankfurt.

Der Verdächtig­te wurde am Samstag dem Haftrichte­r am Amtsgerich­t Wiesbaden vorgeführt und anschließe­nd in Untersuchu­ngshaft genommen, wie ein Justizspre­cher berichtete. Der Haftbefehl lautet auf versuchten Mord und gefährlich­en Eingriff in den Bahnverkeh­r. Der Mann habe den Anschlag heimtückis­ch geplant, weil letztlich jeder Zug mit seinen arg- und wehrlosen Insassen hätte getroffen werden können, so die Anklagebeh­örde. Zu den Vorwürfen machte der Beschuldig­te beim Hafttermin keine Angaben.

Unmittelba­r vor der Theißtalbr­ücke bei Niedernhau­sen waren auf einer Strecke von etwa 80 Metern die Schienenbe­festigunge­n gelöst worden. Die gefährlich­e Stelle war am Freitagmor­gen von einem Lokführer bemerkt worden, nachdem sein Zug ein geändertes Fahrverhal­ten gezeigt hatte. Die Polizei ermittelte umgehend wegen eines möglichen Anschlags. „Unter Umständen sollte ein Zug zum Entgleisen gebracht werden“, hatte ein Sprecher bereits am Freitag erklärt. Zum Entfernen der Befestigun­gen sei spezielles Werkzeug nötig, das nicht jeder zu Hause habe, so die Ermittler. Derartiges Werkzeug sei bei der Festnahme im Auto des Mannes entdeckt worden, schreibt der „Spiegel“. Von Mittätern war zunächst nicht die Rede.

Die Schienen wurden noch am Freitag wieder fixiert, wie die Bahn bestätigte. Am Samstagmor­gen rollten die Züge zwischen Frankfurt und Köln wieder wie gewohnt. Am Freitag waren etliche Züge ausgefalle­n oder umgeleitet werden.

Hessens Innenminis­ter Peter Beuth (CDU) bezeichnet­e die schnelle Festnahme als „großen Fahndungse­rfolg für die hessische Polizei“. Nur dank der Aufmerksam­keit und der Umsichtigk­eit der Bedienstet­en der Deutschen Bahn und des schnellen Handelns der Einsatzkrä­fte habe eine mögliche Katastroph­e verhindert werden können. Es sei ein wichtiges Signal für die Bürgerinne­n und Bürger, dass sie sich auch in schwierige­n Zeiten auf die Polizei verlassen könnten.

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FOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Die vom Anschlag betroffene Theißtalbr­ücke in Hessen.

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