Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bürgermeister mit Coronavirus infiziert: Rathaus bleibt leer
Weitreichende Folgen für Veringenstadt
VERINGENSTADT - Veringenstadts Bürgermeister Armin Christ hat sich mit dem Coronavirus infiziert und muss deshalb zwei Wochen lang zu Hause in Quarantäne bleiben – ebenso wie sämtliche Verwaltungsmitarbeiterinnen, drei Betroffene aus der Grundschule, die Schulkinder und die Mädchen und Jungen aus der Notbetreuung sowie deren Eltern. Wichtige Aufgaben muss jetzt der ehrenamtliche Bürgermeisterstellvertreter Max Füß erledigen.
Die gute Nachricht vorweg: „Ich bin nur von eher leichten Beeinträchtigungen betroffen“, sagt Armin Christ. Er leide an Kopfschmerzen, leichten Gliederschmerzen und Husten. Doch das war’s dann auch schon mit den guten Nachrichten. Denn die Erkrankung des Bürgermeisters hat weitreichende Folgen. Und nicht nur er wurde positiv auf das Coronavirus getestet, sondern auch Hauptamtsleiterin Alexandra Hepp.
Armin Christ war am Freitagabend über sein positives Testergebnis informiert worden, Hepp am Samstagmittag. Inzwischen hat der Bürgermeister Landrätin Stefanie Bürkle ebenso über die aktuelle Situation unterrichtet wie die Gemeinderäte, die Schulleiterin, die Leiterinnen der beiden Veringenstädter Kindergärten und seinen ehrenamtlichen Stellvertreter Max Füß. Christ selbst ist krankgeschrieben, regelt die wichtigsten Dinge von zu Hause aus über das Handy. „Aber mein Büro darf ich nicht mehr betreten“, sagt er.
Damit ist Christ aber nicht allein. Zwei seiner Mitarbeiterinnen gelten als Kontaktpersonen ersten Grades und befinden sich deshalb mittlerweile ebenfalls in Quarantäne. Eine dritte Mitarbeiterin zählt wegen einer Vorerkrankung zur Risikogruppe und darf das Rathaus auch nicht mehr betreten. Eine vierte Mitarbeiterin hatte privat Kontakt zu einem möglicherweise Coronavirus-Infizierten und bleibt vorsichtshalber ebenfalls zu Hause. Hinzu kommt Alexandra Hepp, bei der das Virus nachgewiesen wurde. Damit fallen vorübergehend sämtliche Verwaltungsmitarbeiter aus. Das Rathaus war für den Publikumsverkehr zwar schon am Montag geschlossen worden, allerdings waren die Mitarbeiter in den Tagen darauf noch per Telefon und per E-Mail erreichbar.
Die Folgen der Corona-Erkrankungen gehen allerdings noch weiter. So hatten Armin Christ und Alexandra Hepp am Dienstag den Kindergarten Deutstetten besucht, um sich ein Bild von der Situation in der Notbetreuung zu machen. Diese wurde von vier Kindern besucht, die jetzt vorsichtshalber ebenso in Quarantäne bleiben müssen wie ihre Eltern. Hinzu kommt, dass auch drei Erwachsene, die in der Grundschule arbeiten, positiv auf das Coronavirus getestet wurden – unabhängig von Christs und Hepps Erkrankung. Alle Kinder, die am Freitag und/oder am Montag den Unterricht besucht haben, befinden sich deshalb ebenfalls in Quarantäne. Das Gleiche gilt für ihre Eltern.
Armin Christ muss jetzt eine Liste mit denjenigen Personen anlegen, zu denen er in der vergangenen Woche Kontakt hatte – also seit dem Zeitpunkt, zu dem er sich mutmaßlich mit dem Coronavirus infiziert hat. Unterschieden wird dabei zwischen Kontakten ersten und zweiten Grades.
Als Kontakte ersten Grades gelten vor allem diejenigen, mit denen sich Erkrankte mindestens eine Viertelstunde lang unterhalten haben – von Angesicht zu Angesicht und mit einem Abstand von weniger als zwei Metern. Zu den Kontakten zweiten Grades zählen beispielsweise die Menschen, mit denen sich Betroffene über längere Zeit im selben Raum aufgehalten haben, die ihnen aber nie näher als zwei Meter gekommen sind.
So lang, wie man es für einen Bürgermeister vermuten könnte, dürfte die Liste vermutlich aber nicht werden. „Weil mir die kritische Situation bewusst war, habe ich schon seit Längerem nur noch mit wenigen Menschen persönlich gesprochen“, sagt Armin Christ. Er habe mehr Dinge als sonst von seinem Büro aus erledigt, das meiste per Telefon. Jetzt steht der Bürgermeister täglich in Kontakt mit dem Gesundheitsamt, dessen Mitarbeiter die aktuellen Symptome abfragen.
Armin Christs ehrenamtlicher Stellvertreter Max Füß wird jetzt in dringenden Angelegenheiten die Aufgaben des Bürgermeisters übernehmen. Unter anderem wirft er ein Auge auf die Post, die das Rathaus erreicht. „Es ist wichtig, dass die Bürger einen Ansprechpartner haben“, sagt Christ. Dabei werde er eng mit Füß in Kontakt stehen – das aber natürlich nur über das Internet und per Telefon.
Sämtliche jetzt getroffene Maßnahmen seien nötig, um die Gesundheit der Mitbürger zu schützen, schreibt Armin Christ an seine Gemeinderäte. Und: „Machen Sie es besser als ich und bleiben Sie gesund!“
„Mein Büro darf ich nicht mehr betreten“, sagt Armin Christ.