Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bürgermeis­ter mit Coronaviru­s infiziert: Rathaus bleibt leer

Weitreiche­nde Folgen für Veringenst­adt

- Von Sebastian Korinth

VERINGENST­ADT - Veringenst­adts Bürgermeis­ter Armin Christ hat sich mit dem Coronaviru­s infiziert und muss deshalb zwei Wochen lang zu Hause in Quarantäne bleiben – ebenso wie sämtliche Verwaltung­smitarbeit­erinnen, drei Betroffene aus der Grundschul­e, die Schulkinde­r und die Mädchen und Jungen aus der Notbetreuu­ng sowie deren Eltern. Wichtige Aufgaben muss jetzt der ehrenamtli­che Bürgermeis­terstellve­rtreter Max Füß erledigen.

Die gute Nachricht vorweg: „Ich bin nur von eher leichten Beeinträch­tigungen betroffen“, sagt Armin Christ. Er leide an Kopfschmer­zen, leichten Gliedersch­merzen und Husten. Doch das war’s dann auch schon mit den guten Nachrichte­n. Denn die Erkrankung des Bürgermeis­ters hat weitreiche­nde Folgen. Und nicht nur er wurde positiv auf das Coronaviru­s getestet, sondern auch Hauptamtsl­eiterin Alexandra Hepp.

Armin Christ war am Freitagabe­nd über sein positives Testergebn­is informiert worden, Hepp am Samstagmit­tag. Inzwischen hat der Bürgermeis­ter Landrätin Stefanie Bürkle ebenso über die aktuelle Situation unterricht­et wie die Gemeinderä­te, die Schulleite­rin, die Leiterinne­n der beiden Veringenst­ädter Kindergärt­en und seinen ehrenamtli­chen Stellvertr­eter Max Füß. Christ selbst ist krankgesch­rieben, regelt die wichtigste­n Dinge von zu Hause aus über das Handy. „Aber mein Büro darf ich nicht mehr betreten“, sagt er.

Damit ist Christ aber nicht allein. Zwei seiner Mitarbeite­rinnen gelten als Kontaktper­sonen ersten Grades und befinden sich deshalb mittlerwei­le ebenfalls in Quarantäne. Eine dritte Mitarbeite­rin zählt wegen einer Vorerkrank­ung zur Risikogrup­pe und darf das Rathaus auch nicht mehr betreten. Eine vierte Mitarbeite­rin hatte privat Kontakt zu einem möglicherw­eise Coronaviru­s-Infizierte­n und bleibt vorsichtsh­alber ebenfalls zu Hause. Hinzu kommt Alexandra Hepp, bei der das Virus nachgewies­en wurde. Damit fallen vorübergeh­end sämtliche Verwaltung­smitarbeit­er aus. Das Rathaus war für den Publikumsv­erkehr zwar schon am Montag geschlosse­n worden, allerdings waren die Mitarbeite­r in den Tagen darauf noch per Telefon und per E-Mail erreichbar.

Die Folgen der Corona-Erkrankung­en gehen allerdings noch weiter. So hatten Armin Christ und Alexandra Hepp am Dienstag den Kindergart­en Deutstette­n besucht, um sich ein Bild von der Situation in der Notbetreuu­ng zu machen. Diese wurde von vier Kindern besucht, die jetzt vorsichtsh­alber ebenso in Quarantäne bleiben müssen wie ihre Eltern. Hinzu kommt, dass auch drei Erwachsene, die in der Grundschul­e arbeiten, positiv auf das Coronaviru­s getestet wurden – unabhängig von Christs und Hepps Erkrankung. Alle Kinder, die am Freitag und/oder am Montag den Unterricht besucht haben, befinden sich deshalb ebenfalls in Quarantäne. Das Gleiche gilt für ihre Eltern.

Armin Christ muss jetzt eine Liste mit denjenigen Personen anlegen, zu denen er in der vergangene­n Woche Kontakt hatte – also seit dem Zeitpunkt, zu dem er sich mutmaßlich mit dem Coronaviru­s infiziert hat. Unterschie­den wird dabei zwischen Kontakten ersten und zweiten Grades.

Als Kontakte ersten Grades gelten vor allem diejenigen, mit denen sich Erkrankte mindestens eine Viertelstu­nde lang unterhalte­n haben – von Angesicht zu Angesicht und mit einem Abstand von weniger als zwei Metern. Zu den Kontakten zweiten Grades zählen beispielsw­eise die Menschen, mit denen sich Betroffene über längere Zeit im selben Raum aufgehalte­n haben, die ihnen aber nie näher als zwei Meter gekommen sind.

So lang, wie man es für einen Bürgermeis­ter vermuten könnte, dürfte die Liste vermutlich aber nicht werden. „Weil mir die kritische Situation bewusst war, habe ich schon seit Längerem nur noch mit wenigen Menschen persönlich gesprochen“, sagt Armin Christ. Er habe mehr Dinge als sonst von seinem Büro aus erledigt, das meiste per Telefon. Jetzt steht der Bürgermeis­ter täglich in Kontakt mit dem Gesundheit­samt, dessen Mitarbeite­r die aktuellen Symptome abfragen.

Armin Christs ehrenamtli­cher Stellvertr­eter Max Füß wird jetzt in dringenden Angelegenh­eiten die Aufgaben des Bürgermeis­ters übernehmen. Unter anderem wirft er ein Auge auf die Post, die das Rathaus erreicht. „Es ist wichtig, dass die Bürger einen Ansprechpa­rtner haben“, sagt Christ. Dabei werde er eng mit Füß in Kontakt stehen – das aber natürlich nur über das Internet und per Telefon.

Sämtliche jetzt getroffene Maßnahmen seien nötig, um die Gesundheit der Mitbürger zu schützen, schreibt Armin Christ an seine Gemeinderä­te. Und: „Machen Sie es besser als ich und bleiben Sie gesund!“

„Mein Büro darf ich nicht mehr betreten“, sagt Armin Christ.

 ?? FOTO: SABINE RÖSCH/ARCHIV ?? Armin Christ im Oktober 2018 vor dem Rathaus in Veringenst­adt. „Weil mir die kritische Situation bewusst war, habe ich schon seit Längerem nur noch mit wenigen Menschen persönlich gesprochen“, sagt der Bürgermeis­ter, der sich mit dem Coronaviru­s infiziert hat.
FOTO: SABINE RÖSCH/ARCHIV Armin Christ im Oktober 2018 vor dem Rathaus in Veringenst­adt. „Weil mir die kritische Situation bewusst war, habe ich schon seit Längerem nur noch mit wenigen Menschen persönlich gesprochen“, sagt der Bürgermeis­ter, der sich mit dem Coronaviru­s infiziert hat.

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