Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ehingen Urspring darf in ProA bleiben
Basketball: Saisonende ohne Absteiger – Finanzielle Einbußen und keine Planungssicherheit
EHINGEN (aw) - Erst ist nur ein Spieltag ausgesetzt und wenige Tage später dann die Saison in der Zweiten Basketball-Bundesliga vorzeitig beendet worden. Dies gab die Liga am Dienstag vergangener Woche bekannt. Damit wurden insgesamt fünf Hauptrunden-Spieltage und die Playoffs der ProA gestrichen, die Tabelle nach dem 29. Spieltag ist die Abschlusstabelle. Ferner wurde beim Treffen von Ligaleitung und Vereinsvertretern beschlossen, dass der Tabellenerste und -zweite das Aufstiegsrecht in die BBL haben und dass es keinen Absteiger in die ProB geben wird. Davon profitiert das Team Ehingen Urspring, das sportlich bereits abgestiegen war. Die Freude darüber hält sich bei Ehingen Urspring aber in Grenzen, vielmehr überwiegt die Sorge, wie es mit Profi-Basketball in Ehingen weitergehen soll. Das abrupte Saisonende hat für alle ProA-Klubs finanzielle Folgen, zudem erschwert die Ungewissheit wegen des Coronavirus die Planungen für die nächste Saison erheblich.
Zum Schutz der Gesundheit und als Beitrag, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, „sehen wir keine andere Möglichkeit, als den Spielbetrieb zu beenden“, heißt es in der Pressemitteilung der Zweiten Basketball-Bundesliga. „Wir wollen keine Fans, Spieler und Mitarbeiter in Gefahr bringen. Zudem erlauben die Gegebenheiten
bei den Vereinen vor Ort keinen fairen Wettkampf mehr.“Für die Entscheidung stimmten die Vertreter der Vereine der ProA und der ProB (in der ebenfalls nicht mehr gespielt wird) bei der außerordentlichen Sitzung am Montag vergangener Woche in Frankfurt am Main. Der Saisonabbruch sei in der momentanen Situation „die einzig logische Konsequenz“gewesen“, sagt Nico Drmota, Teammanager von Ehingen Urspring, der zusammen mit Cheftrainer Domenik Reinboth in Frankfurt dabei war. „Darüber herrschte Einigkeit.“
Erfreut ist darüber jedoch keiner der Vertreter der 17 ProA-Klubs. Die Situation fühle sich „komisch“an, „unwirklich“, sagt Nico Drmota. Das abrupte Ende der Spielzeit stellt die
Vereine außerdem vor enorme Probleme. Fünf Spieltage wurden gestrichen, auch die lukrativen Play-offs wird es nicht geben. Zuschauereinnahmen sind für die ProA-Vereine ein großer Posten im Etat, nun gibt es Einbußen. Ein Verantwortlicher der Gladiators Trier, die zu Heimspielen durchschnittlich 3000 Zuschauer anlocken und die Chancen hatten, die Play-offs zu erreichen, sprach gegenüber dem Rundfunksender SWR kürzlich davon, dass den Gladiators ein sechsstelliger Betrag fehle und deshalb sogar die Existenz des Profibasketballs in Trier gefährdet sei.
Beim Team Ehingen Urspring fällt der Betrag deutlich geringer aus, doch spüren wird man den Wegfall von drei
Heimspielen auch hier – zumal die Mannschaft noch zwei Derbys bestritten hätte, gegen Kirchheim und gegen Tübingen zum Abschluss der Hauptrunde, traditionell in Ehingen ein gut besuchtes Spiel. Einnahmen fallen weg, Kosten dagegen bleiben – etwa für die Mieten der Wohnungen der Spieler und für Versicherungen. Bei der Auflösung der bis nach dem letzten Spieltag am 4. April datierten Arbeitsverträge mit den Profis „versuchen wir, faire Lösungen zu finden“, sagt Nico Drmota. Bei drei der vier US-Amerikaner in der Mannschaft wurde der Vertrag bereits gelöst, Dominique Hawkins und Cullen Neal sind auch schon in die Heimat zurückgekehrt, Erik Scheive ebenso. Die Sorge um die Familie wegen Corona
treibt die US-Profis nicht nur von Ehingen Urspring, sondern auch von anderen Klubs, nach Hause.
Die Auswirkungen der jetzigen Situation seien nicht abzuschätzen, sagt Nico Drmota, der sich nicht sicher ist, dass er die Manager aller anderen ProA-Klubs in der kommenden Saison wiedersieht. „Jedem Verein fehlt irgendetwas, jeder versucht, über Wasser zu bleiben“, sagt Drmota. Dies gilt auch für das Team Ehingen Urspring. Nach dem Beschluss der Liga darf der Verein in der zweithöchsten Spielklasse bleiben, doch ob das zu stemmen ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Was passiert in acht Wochen?“, fragt sich Nico Drmota. Was geschehe mit den Auflagen für die ProA-Vereine, die in der jetzigen Situation teils schwer oder nicht einzuhalten sind? Wie reagieren die Sponsoren in einer unsicheren und wirtschaftlich schwierigen Phase? Drmota erhofft sich Unterstützung, auch von der Politik. „Ganz ohne Hilfe wird es nicht gehen.“
Bis 15. April sollten die Vereine von ProA und ProB bei der Liga ihre Lizenzunterlagen einreichen – doch bis dahin ist nach Worten des Teammanagers von Ehingen Urspring ein seriöser Finanzplan nicht zu erstellen. Mehr als eine Absichtserklärung, weiter in der ProA spielen zu wollen, sei derzeit nicht möglich. Die Liga kommt den Vereinen entgegen, laut Drmota sollen zunächst nur eine Art Bewerbungsunterlagen vorliegen. „Über die nächsten paar Monate hinweg muss man eine Lösung finden.“
Niemand weiß, wann sich die Lage entspannt und die Ungewissheit weicht. Wann klar ist, wie es weitergeht. Nico Drmota: „Wir stehen vor einem großen Berg und müssen sehen, wie wir den Spielbetrieb in der nächsten Saison hinkriegen.“