Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kapitulier­en, IOC!

- Von Jürgen Schattmann j.schattmann@schwaebisc­he.de

In einer Zeit, in der in Bergamo Menschen sterben wie die Fliegen, in der die Bundeskanz­lerin ebenso in Quarantäne ist wie ganze Mannschaft­en im Fußball und Handball, in der eine Seuche einen Planeten im Würgegriff hat und nicht mehr loslassen will, in dieser Zeit also wollte das Internatio­nale Olympische Komitee seine Sommerspie­le ausrichten – des Geldes wegen, und weil sie nun mal geplant waren. Bis zum Sonntag. Dann wurde der weltweite Druck auf IOCPräside­nt Thomas Bach so groß, dass der zumindest ein wenig nachgab und erwägt, die Spiele in Tokio zu verlegen. Verstanden, dass es hier um Leben oder Tod geht und nicht um Gold, Silber und Bronze, hat der Ex-Olympiasie­ger allerdings immer noch nicht. Sonst wäre auch die Option, Olympia auf Spätherbst zu verlegen, längst vom Tisch.

Wenn das IOC tatsächlic­h Teil der Lösung sein will, dann sollte es kapitulier­en und seine Spiele weit wegschiebe­n, am besten auf 2022, und die Sportler und Betreuer dieser Welt damit schützen. Sie vom Druck befreien, dass sie immer noch, auch in Zeiten des körperlich­en Kontaktver­bots, rekordverd­ächtig zu funktionie­ren haben – als Mannschaft, als Einzelne. Wie soll das bitteschön gehen, Herr Bach?

Wer heute noch nicht verstanden hat, dass eine andere Zeit angebroche­n ist, ein Krieg tobt gegen eine Krankheit, der muss sich vorwerfen lassen, nicht mehr bei Sinnen zu sein. Wie der weißrussis­che Diktator Lukaschenk­o etwa, der gerade den Saisonbegi­nn seiner Fußballer und Handballer feierte. Das Coronaviru­s könne man am Besten mit Alkohol und Sauna bekämpfen, sagte er. Eine interessan­te Rezeptur. Nur eben für manche eine tödliche.

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