Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Deutschland hilft einem gebeutelten Land
Mehrere Staaten unterstützen Italien mit Medikamenten, Ärzten und Schutzkleidung
ROM - Russland, China und Kuba unterstützen das vom Coronavirus hart getroffene Italien. Die drei Länder entsenden Medikamente, Sicherheitsmasken und medizinisches Personal in das südeuropäische Land.
Sonntagabend landete das erste von neun russischen Transportflugzeugen auf dem römischen Militärflughafen Pratica di Mare. An Bord waren tonnenweise Medikamente und sanitäres Material wie Tausende von Sicherheitsmasken geladen, die in Italien knapp geworden sind. Nach Italien gebracht werden auch dringend benötige Geräte zur künstlichen Beatmung, Schutzkleidung und Corona-Tests. Auf den Kisten aus Russland steht in italienischer Sprache „Dalla Russia con Amore“, „aus Russland mit Liebe“. Auf den Boxen aus China befindet sich eine Aufschrift mit den Noten und dem Text der Arie „Vincerò“– „Ich werde siegen“, aus Giacomo Puccinis Oper „Turandot“.
In der von der Coronavirusinfektion am stärksten betroffenen Region Lombardei, in der Kliniken kurz vor dem Kollaps stehen, greifen auch Mediziner aus Kuba ihren italienischen Kollegen unter die Arme. In der Regel verleiht Kuba sein medizinisches Personal im Gegenzug für Devisen oder Sachleistungen. Chinesische Ärzte, die in ihrem Land in vorderster Front das Virus bekämpft haben, beraten ihre italienischen Kollegen.
„Und was schicken uns die Deutschen?“, fragte am Wochenende eine befreundete italienische Journalistin. In Italien ist bekannt, dass Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem handgeschriebenen Brief an seinen italienischen Kollegen Sergio Mattarella seine Solidarität versicherte.
„Nur gemeinsam“, so Steinmeier, „werden wir die Krise überwinden“. Mattarella bedankte sich wiederum mit einem handgeschriebenen Brief für das Schreiben aus Berlin.
Hilfe aus Deutschland gibt es zwar. Doch sie findet sie in der Öffentlichkeit und in den meisten Medien so gut wie keinen Niederschlag. So landete am 19. März eine Boeing der italienischen Luftwaffe in Pratica di Mare bei Rom. Das Flugzeug kam aus Köln. Es enthielt wichtige medizinische Geräte – ein Geschenk der deutschen Bundesregierung. Einen Tag zuvor brachte eine Maschine der Lufthansa Sicherheitskleidung für medizinisches Personal nach Mailand.
Einem von der Bundesregierung erlassenen Dekret zufolge ist der Export medizinischen Materials ins Ausland, das in Deutschland während der Pandemie nützlich sein kann, untersagt. Am 12. März, berichtet die italienische Tageszeitung „il Foglio“, wurde dieses Dekret für Italien außer Kraft gesetzt. Dieser Entscheidung sei demnach ein Telefonat zwischen Ministerpräsident Giuseppe Conte und der Bundeskanzlerin Angela Merkel vorausgegangen. Ob es weitere Hilfsleistungen aus Deutschland nach Italien geben wird, ist unbekannt.
Auch die Europäische Union steht Italien derzeit bei. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sicherte am 11. März in einem Video in italienischer Sprache den Bürgern jede Form der Hilfe seitens der EU zu. Von großer finanzpolitischer Hilfe für Italien ist auch die momentane Aussetzung des Stabilitätspakts. Der erlaubt es Italien, im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus neue Schulden aufzunehmen.