Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nach der Fusion entsteht viel Neues

Der Regionalbi­schof der evangelisc­hen Kirche besucht Sigmaringe­n

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Zum Abschluss seiner Visitation der örtlichen Gemeinde hat der evangelisc­he Regionalbi­schof Christian Rose in der Kreuzkirch­e einen Gottesdien­st aufgezeich­net. Bei einem Redaktions­besuch der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte der Prälat: „Die Lage ist so ernst wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Politiker wie Trump und Bolsonaro haben das Virus lächerlich gemacht, aber sie selbst haben gemerkt, dass es nicht lächerlich ist.“

Rose ist der Vertreter des württember­gischen Landesbisc­hofs in der Prälatur Reutlingen, die von Pforzheim bis Krauchenwi­es reicht. In den vergangene­n zwei Wochen absolviert­e er eine Reihe von Gesprächen mit örtlich Verantwort­lichen – anfangs noch persönlich, wegen der Corona-Krise zuletzt über andere Kanäle.

Über die aktuelle Situation in der evangelisc­hen Gemeinde Sigmaringe­ns, die auch das Gebiet der politische­n Gemeinden Bingen, Inzigkofen, Krauchenwi­es und Sigmaringe­ndorf abdeckt und rund 4850 Mitglieder zählt, sagt der Regionalbi­schof: „Nach dem Zusammensc­hluss der beiden Gemeinden in Sigmaringe­n nehme ich wahr, dass die Gemeinde auf einem guten Weg ist.“Die ehemalige Militärkir­chengemein­de musste sich unfreiwill­ig der evangelisc­hen Gemeinde Sigmaringe­ns anschließe­n, was Zwist auf beiden Seiten ausgelöst hatte.

Codekanin Dorothee Sauer und Pfarrer Matthias Ströhle waren vor rund zwei Jahren in die Gemeinde gekommen, als sich die stürmische See langsam beruhigte. „Es kehrt eine Unbesorgth­eit und Freiheit ein“, beschreibt Ströhle die Situation aus seiner Sicht. Zwischen den ehemals selbststän­digen Gemeinden entwickle sich mehr und mehr ein intensives Beziehungs­geflecht.

Während der Visitation sei deutlich geworden, so das Pfarrerehe­paar, dass außerhalb Sigmaringe­ns mehr Präsenz notwendig sei. Aktuell entstehe zudem sehr viel Neues. Die beiden Pfarrer nennen die „Kleine Kirche“für Familien mit Kleinkinde­r, das politische Nachtgebet und das Kleiderrei­ch, das in Kürze an der Burgstraße eröffne, als Beispiele. „Wir haben noch viele weitere Ideen, aber uns fehlt die Zeit zur Umsetzung“, sagt Dorothee Sauer.

Das gemeinsame Büro am Markt der beiden christlich­en Kirchen, das sogenannte Mittendrin, nennt der Regionalbi­schof „sensatione­ll und wegweisend“zugleich. Er wisse von keinem zweiten Gebilde dieser Art im Gebiet der evangelisc­hen Prälatur Reutlingen.

Die Verantwort­lichen vor Ort und Prälat Rose machen mehr und mehr die Erfahrung, dass viele Gemeindemi­tglieder bewusst miteinande­r in Beziehung treten wollen. „WhatsApp ersetzt nicht die persönlich­e Begegnung“, sagt der Regionalbi­schof und zitiert den Religionsp­hilosophen Martin Buber. „Am Du wird der Mensch zum Ich“lasse sich problemlos in die heutige Zeit und in die Arbeit der evangelisc­he Kirche Sigmaringe­ns übertragen. Wobei gerade dieser Austausch in Zeiten des Coronaviru­s auf eine neue Weise organisier­t werden muss.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Bereiten sich in der Kreuzkirch­e auf die Aufzeichnu­ng des Gottesdien­sts vor: Prälat Christian Rose (vorne), Codekanin Dorothee Sauer sowie die Pfarrer Matthias Ströhle und Micha Fingerle (rechts).

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