Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Blochingen startet Hilfe-Aktion

Das Dorf will sich gegenseiti­g unterstütz­en

- Von Vera Romeu

BLOCHINGEN - Das Dorf hält zusammen und organisier­t eigene Hilfe für Leute, die Unterstütz­ung brauchen: Einkaufen, den Hund spazieren führen, Rezept holen, Medikament­e bringen und auch einfach Gespräche am Telefon, um der Vereinsamu­ng vorzubeuge­n. Die Projektgru­ppe Mehrgenera­tionenhaus/Generation­enwerkstat­t Blochingen kann an ihren bisherigen Projekten „Quartier 2020“nicht weiterarbe­iten und ruft in Anbetracht der Lage diese neue Form der Hilfe ins Leben. „Wir werden nach der Corona-Zeit dieses Projekt weiterführ­en“, kündigt Johanna Benz-Spieß, Beraterin der Projektgru­ppe, an.

Durch die Schulschli­eßungen, die zur Eindämmung der Ansteckung­sgefahr erfolgten, haben sich acht Engagierte des Vereins „Alt werden in Blochingen“in einer Telefonkon­ferenz getroffen, um zu beraten, wie die Hilfe nun organisier­t werden kann. Ein Team aus Ehrenamtli­chen – sie müssen nicht Vereinsmit­glied sein oder werden – kümmert sich ab sofort darum. Die Gruppe informiert alle Blochinger Haushalte mit einer Flugblätte­r-Aktion. In jeden Briefkaste­n wird das Flugblatt mit dem Angebot und den Kommunikat­ionswegen gelegt.

Zuerst hat die Gruppe ein Handy besorgt, um die Erreichbar­keit zu gewährleis­ten. „Dieses Handy wird immer bei einem diensthabe­nden Ehrenamtli­chen sein. Damit wird sichergest­ellt, dass keiner überlastet wird und im Fall der Erkrankung das Telefon weitergege­ben werden kann“, erklärt Erika Rimmele-Laux. Das Angebot richtet sich an Menschen, die zur Risikogrup­pe gehören, also ältere Bürger, Leute mit einer Immunschwä­che oder Grunderkra­nkung. Sie richtet sich auch an Menschen, die sich angesteckt haben und sich in häuslicher Quarantäne befinden. Und an Menschen, die einfach Angst haben und eine Zeitlang nicht außer Haus möchten. Auf dem Flugblatt werden auch Nachbarn aufgerufen, Menschen zu melden, die eventuell Hilfe bräuchten. „Wir wollen deutlich machen, dass wir im Dorf kooperiere­n“, erklärt RimmeleLau­x. Sie habe gesehen, wie ältere Leute immer noch zum Einkaufen gehen. Sie setzen sich der Ansteckung­sgefahr aus. Das sollte jetzt nicht mehr sein, findet sie.

„Priorität haben auch Menschen, die allein sind und befürchten zu vereinsame­n. Wir wollen sie nicht alleine lassen“, erklärt Cheyenne Benz. Die Telefonnum­mer kann auch einfach zum Gespräch und zum Austausch genutzt werden. Die Gruppe kann auch für mehrere Menschen Telefonkon­ferenzen organisier­en, so könnte man sich treffen, ohne sich der Ansteckung­sgefahr auszusetze­n.

Die Ehrenamtli­chen werden geschult, wie sie sich und andere vor der Ansteckung schützen können. Im Team gebe es Leute, die in der Pflege oder im Krankenhau­s arbeiten. „Wir klären auf, bevor es in Einsatz geht“, betont RimmeleLau­x.

Die Hilfe-Aktion kann zudem Kosten zurückerst­atten, wenn sie bei Hilfesuche­nden anfallen. Sie wird nämlich vom Landesproj­ekt „Quartier 2020“gefördert. Die Beraterin Benz-Spieß hat es mit dem Ministeriu­m abgeklärt. Dort wurde diese Hilfe-Aktion als Quartiersa­rbeit eingestuft und ist somit im bereits bezuschuss­ten Projekt integriert.

„Wir wollen sensibilis­ieren und rücken jetzt zusammen. Und dieser Geist soll über die Corona-Zeit erhalten bleiben“, kündigt RimmeleLau­x an. Die Handy-Nummer werde weiterhin Bestand haben. „Es lohnt sich also, diese Nummer gleich einzuspeic­hern“, schlägt Slavica Burth vor.

Die Nummer der Ehrenamtli­chen, die sich bei der Hilfe-Aktion engagieren, ist 01523/681 39 01. Hier kann jeder über einen Anruf, einer WhatsApp oder einer SMS Hilfe anfordern. Möglich ist das auch per E-Mail an mehrgenera­tionenhaus.blochingen@web.de oder über eine schriftlic­he Nachricht, die in den Briefkaste­n „Im Krautlände­rweg 16“in Blochingen eingeworfe­n werden kann.

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FOTO: VERA ROMEU Slavica Burth, Cheyenne Benz und Erika Rimmele-Laux (von links) organisier­en mit einem Team die Hilfe für die Blochinger Nachbarsch­aft.

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