Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Handballer gründen „Coronawehr“
Freiwillige Helfer liefern Einkäufe und Medikamente kostenlos nach Hause
BAD SAULGAU - „Coronawehr“nennen die Macher ihre Initiative. Die Idee: Menschen in Corona-Quarantäne sollen die Möglichkeit bekommen, Einkäufe und Medikamente von freiwilligen Helfern kostenlos zu sich nach Hause liefern zu lassen.
Dahinter stecken der 26-jährige Patrick Fritz und der 30-jährige Matthias Fuchs, die beide in der ersten Handballmannschaft des TSV Bad Saulgau spielen. Einem seiner Freunde, der in Quarantäne gekommen sei, habe er bereits mit Einkäufen helfen können, berichtet Fritz. „Dann habe ich so eine ähnliche Aktion beim TV Hüttenberg aus der 2. Handballbundesliga gesehen und unter uns Handballern zur Diskussion gestellt“, sagt der 26-Jährige.
„Und da dachten wir: So etwas müssten wir doch auch auf die Beine stellen können“, fügt Fuchs hinzu. Gesagt, getan: Innerhalb von 24 Stunden war die Plattform online. Außer den beiden Bad Saulgauern habe auch noch ein Freund in Neuseeland geholfen, der IT-Spezialist ist. Und so funktioniert es: Über zwei Formularmasken können sich Helfer und Hilfesuchende auf der Plattform anmelden. Abgefragt werden Name, Adresse und Telefonnummer, dann füllen die Hilfesuchenden ihren Einkaufszettel aus (auch FotoUpload ist möglich). Die Helfer geben ihre bevorzugte Zahlungsart (Bar oder Pay Pal) an. „Wir weisen die Hilfsangebote dann den Hilfsgesuchen zu“, erklärt Fuchs, „dann geht automatisch eine E-Mail raus“. Ausgeliefert wird nur zu festen Zeiten: Dienstags und Donnerstag zwischen 18 und 20 Uhr. Bis zum Donnerstagmittag hatten sich allerdings rund 20 Menschen angemeldet, überwiegend Hilfsbereite. „Damit auch Senioren, die mit dem Internet nichts am Hut haben, unser Angebot nutzen können, haben wir auch eine Telefonnummer eingerichtet“, sagt Fritz. „Wir nehmen Hilfegesuche unter Telefon 0162/9233015 auch analog entgegen“. Auch per E-Mail an coronawehr.saulgau@gmx.de kann man sich bei der Plattform registrieren lassen.
Im Moment sei das Angebot auf Bad Saulgau und seine Teilorte begrenzt, erklären die beiden Männer. Doch hätten andere Vereine bereits gefragt, ob sie mitmachen dürften. „Wir können perspektivisch eine Ausweitung auf den gesamten Landkreis vorstellen“, sagt Fuchs. Doch um eine größere Fülle an Anfragen zu bewältigen, werden sie vermutlich weitere Helfer für die Koordination benötigen. „Wir wollen, dass die Leute wissen, dass es uns gibt und unser Angebot seriös ist“, sagt Fritz. Deshalb entschließen sich die beiden schließlich zögerlich doch noch dazu, Bilder von sich in den Medien veröffentlichen zu lassen. „Wir wollen nicht als Helden gefeiert werden“, sagt Fuchs, „sondern einfach nur, dass Hilfe bei möglichst vielen Leuten ankommt.“