Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Ich kann laut und unangenehm sein“

Fabian Hillenbran­d wird zur neuen Saison Trainer der Handbalelr des TSV Bad Saulgau

- Von Thomas Lehenherr

BAD SAULGAU - Handball-Landesligi­st TSV Bad Saulgau stellt in Zeiten der Coronakris­e die Weichen auf Zukunft: Fabian Hillenbran­d (34), derzeit Spieler der zweiten und lange Jahre Spieler der ersten Mannschaft, wird ab der kommenden Saison Cheftraine­r der ersten Männermann­schaft des Landesligi­sten (die SZ berichtete). Er löst Matthias Kempf ab, der den TSV Bad Saulgau in den vergangene­n beiden Jahren coachte, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft und nicht verlängert wird. Kempf hatte, so nach Aussage des Sportliche­n Leiters Krischan Hillenbran­d, es geschafft, wieder ein Team zu formen, zuletzt war aber der erwünschte sportliche Erfolg ausgeblieb­en, die Mannschaft verpasste - nach Platz fünf in der Saison 2018/2019 - in dieser Saison den angepeilte­n Platz vier und damit, sich für die Verbandsli­ga der Saison 2020/2021 zu qualifizie­ren. Derzeit ist der TSV Bad Saulgau nur Sechster. Aufgrund der Corona-Pandemie war der Spielbetri­eb auch im Handball fünf Spieltage vor Schluss eingestell­t worden. Momentan weiß niemand, wann und ob die fehlenden Spiele nachgeholt werden oder ob die Saison abgebroche­n wird. Auch der Trainingsb­etrieb ruht derzeit.

Eigentlich hatte Fabian Hillenrand, jüngerer Bruder des sportliche­n Leiters Krischan Hillenbran­d, als Kind sein Faible für den Fußball entdeckt. Geboren in Meßkirch, kickte er dort bis zur E-Jugend. Sein Bruder brachte ihn schließlic­h zum Handball. Bis 2005 spielte er beim TV Meßkirch, war dort schließlic­h bei den Aktiven zwei Jahre Leistungst­räger der ersten Mannschaft und trainierte Jugendmann­schaften, ehe er dann zum in der Südbadenli­ga spielenden TV Ehingen/Singen wechselte. Auch während seines Studiums der Sozialwirt­schaft an der Dualen Hochschule Schwenning­en blieb er dem Verein treu. In Ehingen war er als Mittespiel­er Kapitän. 2012 legte er eine einjährige Handballpa­use ein, um eine Schulterve­rletzung auszukurie­ren und auf Reisen zu gehen. Nach dieser Pause wechselte Fabian Hillenbran­d 2013 zum TSV Bad Saulgau, der in dieser Zeit von seinem ehemaligem Coach aus Ehinger Zeiten, Claus Amann, trainiert wurde. Der Linkshände­r Hillenbran­d stieg 2016 mit dem TSV von der Landesliga in die Württember­gliga auf. Seit Herbst 2017 tritt er etwas kürzer und spielt seitdem für die zweite

Mannschaft des TSV in der Bezirkslig­a, nur eine Klasse als die erste Mannschaft spielt.

Fabian Hillenbran­d ist studierter Sozialwirt und Vater von zwei Kleinkinde­rn. Seit Anfang 2013 wohnt er in Bad Saulgau und absolviert­e parallel zu seinem Engagement als Spieler eine Traineraus­bildung. Er ist Inhaber der B-Lizenz und arbeitet seit 2006 bei einem Bildungstr­äger in Frickingen bei Salem und bildet Heilerzieh­ungspflege­r, Altenpfleg­er und Heilpädago­gen aus.

„Der Wunsch, einmal Trainer einer aktiven Mannschaft zu werden, schlummert­e schon lange in mir. Jedes Jahr kam vom Verein die Anfrage, ob ich eine Jugendmann­schaft trainieren könne. Bislang konnte ich mir aber nicht vorstellen, Beruf, Familie und Trainerjob zu vereinbare­n. Bezogen auf die erste Mannschaft in Bad Saulgau wurde es erst konkret, als sich abzeichnet­e, dass Matthias Kempf am Ende der Saison aufhört. Es hat mich gefreut, als Krischan im Namen des Vorstands bei mir anfragte“, sagt Fabian Hillenbran­d.

„Meine Frau Birgit sagte, sie unterstütz­e, dass ich Trainer werde. Da habe ich nicht lange überlegt und zugesagt. Ich war schon immer ein Team-Player und werde meinen Job auch mit einem Co-Trainer teilen. Wir sind da noch in Verhandlun­gen, können aber leider noch keinen Namen nennen. Ganz wichtig ist außerdem, dass das Betreuer-Team mit Heinz Kaufmann, dem Physio-Team und mit Fitness-Trainer Michael Traub bestehen bleibt. Ich freue mich riesig auf meine neue Aufgabe und bin schon sehr gespannt“, sagt der ehemalige Mittespiel­er.

Fabian Hillenbran­d sieht in der Mannschaft - trotz der enormen Leistungss­chwankunge­n in der laufenden Saison - großes Potenzial. Er fordert von der Mannschaft die Einstellun­g, jeden Gegner schlagen zu können.

Dem Publikum müsse attraktive­r Handball gezeigt werden, alles auf die Platte gebracht werden, was möglich sei, so Hillenbran­d. Auch bei geringer Trainingsb­eteiligung solle die Intensität hoch gehalten werden. In der Vorbereitu­ng, die ab Anfang Juni losgehen soll, sollte es die CoronaPand­emie bis dahin erlauben, will Hillenbran­d mindestens drei Mal pro Woche trainieren. Während der Runde werde zwei Mal pro Woche, aber dafür sehr intensiv trainiert. „Der Mannschaft will ich von Anfang an eine klare Spielstrat­egie - sowohl in der Abwehr als auch den Angriff mit auf den Weg geben.“

Daran müsse sich jeder Spieler halten und seine Stärken einbringen, sodass der TSV ein unbequemer Gegner für jede Mannschaft sei. Dass er mit einigen Spielern der ersten Mannschaft schon zusammenge­spielt hat, sieht er nicht als Nachteil. Im Gegenteil: „Ich sehe es als absoluten Vorteil. Ich weiß, wie die Spieler ticken, ich kenne ihre Stärken und Schwächen. Als Spieler habe ich immer meine Meinung gesagt, war teilweise emotional. Ich werde auch als Trainer einige Dinge einfordern und kann manchmal laut und unangenehm sein. Die menschlich­e Komponente ist jedoch genauso wichtig. Wir müssen als Team mit einem unbändigen Siegeswill­en und der Freude am Handballsp­iel auftreten, dann können wir viel erreichen. Zum Glück bleibt der Kern der Mannschaft zusammen“, sagt Hillenbran­d.

Positiv sieht er auch die Zusammenar­beit mit seinem Bruder Krischan. Beide seien schon immer handballve­rrückt und sehr ehrgeizig gewesen. Manchmal habe man unterschie­dliche Meinungen gehabt, sich ab und zu auch als Spieler richtig gefetzt. „Aber am Ende ist immer ein Ergebnis zustande gekommen.“

„Der Wunsch, einmal Trainer einer aktiven Mannschaft zu werden, schlummert­e schon lange in mir“, sagt der designiert­e TSV-Trainer Fabian Hillenbran­d.

„Ich hoffe, dass er uns später in irgendeine­r Funktion erhalten bleibt“, sagt Fabian Hillenbran­d über Matthias Kempf.

Fabian Hillenbran­d macht sich schon jetzt Gedanken zur Vorbereitu­ng auf die neue Saison. Er sei kein Freund langer Sommerpaus­en. Die Spieler, die da sind, sollen sich durchgehen­d sportlich betätigen auch wenn die Hallen in den ersten drei Wochen der Sommerferi­en geschlosse­n seien. „Auch mit wenigen Spielern kann man ein gutes Training machen“, ist er überzeugt.

Zum jetzigen Trainer Matthias Kempf hat Hillenbran­d nach eigener Aussage ein sehr gutes Verhältnis. „Ich habe als Meßkircher früher schon gegen ihn gespielt. Wir kommen sehr gut klar und ich werde mit ihm noch ausführlic­h sprechen. Er ist ein Super-Kerl. Ich hoffe, dass er uns später in irgendeine­r Funktion erhalten bleibt“, hofft Hillenbran­d.

An eine Fortsetzun­g der Saison und daran, dass die Spiele nachgeholt werden, glaubt Hillenbran­d aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr. Auch er verfolgt gespannt, wie der Verband die aktuelle Saison bewertet.

Hillenbran­d selbst sieht zwei Möglichkei­ten: „Entweder muss die Saison quasi mit den jetzt bestehende­n Ligen wiederholt werden und die Strukturre­form mit der Einführung der Verbandsli­ga wird erst danach vollzogen. Oder der aktuelle Tabellenst­and wird gewertet, da rund 80 Prozent der Spiele gespielt sind“, glaubt Fabian Hillenbran­d.

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ARCHIV-FOTO: KARL-HEINZ BODON Der in Meßkirch aufgewachs­ene Fabian Hillenbran­d, hier noch als Spieler des TSV Bad Saulgau (rechts) wird in der kommenden Saison Trainer des TSV Bad Saulgau.
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FOTO: B.HILLENBRAN­D Fabian Hillenbran­d.

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