Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Ich kann laut und unangenehm sein“
Fabian Hillenbrand wird zur neuen Saison Trainer der Handbalelr des TSV Bad Saulgau
BAD SAULGAU - Handball-Landesligist TSV Bad Saulgau stellt in Zeiten der Coronakrise die Weichen auf Zukunft: Fabian Hillenbrand (34), derzeit Spieler der zweiten und lange Jahre Spieler der ersten Mannschaft, wird ab der kommenden Saison Cheftrainer der ersten Männermannschaft des Landesligisten (die SZ berichtete). Er löst Matthias Kempf ab, der den TSV Bad Saulgau in den vergangenen beiden Jahren coachte, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft und nicht verlängert wird. Kempf hatte, so nach Aussage des Sportlichen Leiters Krischan Hillenbrand, es geschafft, wieder ein Team zu formen, zuletzt war aber der erwünschte sportliche Erfolg ausgeblieben, die Mannschaft verpasste - nach Platz fünf in der Saison 2018/2019 - in dieser Saison den angepeilten Platz vier und damit, sich für die Verbandsliga der Saison 2020/2021 zu qualifizieren. Derzeit ist der TSV Bad Saulgau nur Sechster. Aufgrund der Corona-Pandemie war der Spielbetrieb auch im Handball fünf Spieltage vor Schluss eingestellt worden. Momentan weiß niemand, wann und ob die fehlenden Spiele nachgeholt werden oder ob die Saison abgebrochen wird. Auch der Trainingsbetrieb ruht derzeit.
Eigentlich hatte Fabian Hillenrand, jüngerer Bruder des sportlichen Leiters Krischan Hillenbrand, als Kind sein Faible für den Fußball entdeckt. Geboren in Meßkirch, kickte er dort bis zur E-Jugend. Sein Bruder brachte ihn schließlich zum Handball. Bis 2005 spielte er beim TV Meßkirch, war dort schließlich bei den Aktiven zwei Jahre Leistungsträger der ersten Mannschaft und trainierte Jugendmannschaften, ehe er dann zum in der Südbadenliga spielenden TV Ehingen/Singen wechselte. Auch während seines Studiums der Sozialwirtschaft an der Dualen Hochschule Schwenningen blieb er dem Verein treu. In Ehingen war er als Mittespieler Kapitän. 2012 legte er eine einjährige Handballpause ein, um eine Schulterverletzung auszukurieren und auf Reisen zu gehen. Nach dieser Pause wechselte Fabian Hillenbrand 2013 zum TSV Bad Saulgau, der in dieser Zeit von seinem ehemaligem Coach aus Ehinger Zeiten, Claus Amann, trainiert wurde. Der Linkshänder Hillenbrand stieg 2016 mit dem TSV von der Landesliga in die Württembergliga auf. Seit Herbst 2017 tritt er etwas kürzer und spielt seitdem für die zweite
Mannschaft des TSV in der Bezirksliga, nur eine Klasse als die erste Mannschaft spielt.
Fabian Hillenbrand ist studierter Sozialwirt und Vater von zwei Kleinkindern. Seit Anfang 2013 wohnt er in Bad Saulgau und absolvierte parallel zu seinem Engagement als Spieler eine Trainerausbildung. Er ist Inhaber der B-Lizenz und arbeitet seit 2006 bei einem Bildungsträger in Frickingen bei Salem und bildet Heilerziehungspfleger, Altenpfleger und Heilpädagogen aus.
„Der Wunsch, einmal Trainer einer aktiven Mannschaft zu werden, schlummerte schon lange in mir. Jedes Jahr kam vom Verein die Anfrage, ob ich eine Jugendmannschaft trainieren könne. Bislang konnte ich mir aber nicht vorstellen, Beruf, Familie und Trainerjob zu vereinbaren. Bezogen auf die erste Mannschaft in Bad Saulgau wurde es erst konkret, als sich abzeichnete, dass Matthias Kempf am Ende der Saison aufhört. Es hat mich gefreut, als Krischan im Namen des Vorstands bei mir anfragte“, sagt Fabian Hillenbrand.
„Meine Frau Birgit sagte, sie unterstütze, dass ich Trainer werde. Da habe ich nicht lange überlegt und zugesagt. Ich war schon immer ein Team-Player und werde meinen Job auch mit einem Co-Trainer teilen. Wir sind da noch in Verhandlungen, können aber leider noch keinen Namen nennen. Ganz wichtig ist außerdem, dass das Betreuer-Team mit Heinz Kaufmann, dem Physio-Team und mit Fitness-Trainer Michael Traub bestehen bleibt. Ich freue mich riesig auf meine neue Aufgabe und bin schon sehr gespannt“, sagt der ehemalige Mittespieler.
Fabian Hillenbrand sieht in der Mannschaft - trotz der enormen Leistungsschwankungen in der laufenden Saison - großes Potenzial. Er fordert von der Mannschaft die Einstellung, jeden Gegner schlagen zu können.
Dem Publikum müsse attraktiver Handball gezeigt werden, alles auf die Platte gebracht werden, was möglich sei, so Hillenbrand. Auch bei geringer Trainingsbeteiligung solle die Intensität hoch gehalten werden. In der Vorbereitung, die ab Anfang Juni losgehen soll, sollte es die CoronaPandemie bis dahin erlauben, will Hillenbrand mindestens drei Mal pro Woche trainieren. Während der Runde werde zwei Mal pro Woche, aber dafür sehr intensiv trainiert. „Der Mannschaft will ich von Anfang an eine klare Spielstrategie - sowohl in der Abwehr als auch den Angriff mit auf den Weg geben.“
Daran müsse sich jeder Spieler halten und seine Stärken einbringen, sodass der TSV ein unbequemer Gegner für jede Mannschaft sei. Dass er mit einigen Spielern der ersten Mannschaft schon zusammengespielt hat, sieht er nicht als Nachteil. Im Gegenteil: „Ich sehe es als absoluten Vorteil. Ich weiß, wie die Spieler ticken, ich kenne ihre Stärken und Schwächen. Als Spieler habe ich immer meine Meinung gesagt, war teilweise emotional. Ich werde auch als Trainer einige Dinge einfordern und kann manchmal laut und unangenehm sein. Die menschliche Komponente ist jedoch genauso wichtig. Wir müssen als Team mit einem unbändigen Siegeswillen und der Freude am Handballspiel auftreten, dann können wir viel erreichen. Zum Glück bleibt der Kern der Mannschaft zusammen“, sagt Hillenbrand.
Positiv sieht er auch die Zusammenarbeit mit seinem Bruder Krischan. Beide seien schon immer handballverrückt und sehr ehrgeizig gewesen. Manchmal habe man unterschiedliche Meinungen gehabt, sich ab und zu auch als Spieler richtig gefetzt. „Aber am Ende ist immer ein Ergebnis zustande gekommen.“
„Der Wunsch, einmal Trainer einer aktiven Mannschaft zu werden, schlummerte schon lange in mir“, sagt der designierte TSV-Trainer Fabian Hillenbrand.
„Ich hoffe, dass er uns später in irgendeiner Funktion erhalten bleibt“, sagt Fabian Hillenbrand über Matthias Kempf.
Fabian Hillenbrand macht sich schon jetzt Gedanken zur Vorbereitung auf die neue Saison. Er sei kein Freund langer Sommerpausen. Die Spieler, die da sind, sollen sich durchgehend sportlich betätigen auch wenn die Hallen in den ersten drei Wochen der Sommerferien geschlossen seien. „Auch mit wenigen Spielern kann man ein gutes Training machen“, ist er überzeugt.
Zum jetzigen Trainer Matthias Kempf hat Hillenbrand nach eigener Aussage ein sehr gutes Verhältnis. „Ich habe als Meßkircher früher schon gegen ihn gespielt. Wir kommen sehr gut klar und ich werde mit ihm noch ausführlich sprechen. Er ist ein Super-Kerl. Ich hoffe, dass er uns später in irgendeiner Funktion erhalten bleibt“, hofft Hillenbrand.
An eine Fortsetzung der Saison und daran, dass die Spiele nachgeholt werden, glaubt Hillenbrand aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr. Auch er verfolgt gespannt, wie der Verband die aktuelle Saison bewertet.
Hillenbrand selbst sieht zwei Möglichkeiten: „Entweder muss die Saison quasi mit den jetzt bestehenden Ligen wiederholt werden und die Strukturreform mit der Einführung der Verbandsliga wird erst danach vollzogen. Oder der aktuelle Tabellenstand wird gewertet, da rund 80 Prozent der Spiele gespielt sind“, glaubt Fabian Hillenbrand.