Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Balkanstaa­ten kommen der EU einen Schritt näher

Brüssel nimmt Beitrittsg­espräche mit Albanien und Nordmazedo­nien wieder auf

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BRÜSSEL (dpa) - Die Westbalkan­länder Nordmazedo­nien und Albanien rücken näher an die Europäisch­e Union heran. Die Europamini­ster der 27 EU-Staaten einigten sich am Dienstag in einer Videoschal­te darauf, die Beitrittsv­erhandlung­en mit den Staaten zu beginnen. „Europa steht zu seinem Wort. Albanien und Nordmazedo­nien starten damit in die nächste Etappe auf ihrem Weg in die EU“, sagte Außenminis­ter Heiko Maas. Dies sei die „überfällig­e Anerkennun­g ihrer Reformleis­tungen“.

Die kroatische Staatssekr­etärin Andreja Metelko Zgombic betonte, die Einigung sei nicht nur für die betroffene­n Staaten historisch, sondern auch für die EU. „Durch diese Entscheidu­ng stärken wir unsere Nachbarsch­aft, wir bieten unseren Nachbarn Sicherheit und Stabilität.“Der Westbalkan ist für die EU auch geopolitis­ch sehr wichtig. Schon jetzt versuchen China und Russland dort an Einfluss zu gewinnen.

In Skopje und Tirana wurde die Nachricht am Dienstag erfreut aufgenomme­n. Nordmazedo­niens Regierungs­chef Zoran Zaev sprach von einem „historisch­en Moment für unser Volk in diesen schweren Zeiten“. Albaniens Präsident Ilir Meta dankte den EU-Staaten für „diese ermutigend­e Entscheidu­ng“.

Der Weg dorthin war alles andere als einfach. Noch vor einem halben Jahr hatte Frankreich zusammen mit Dänemark und den Niederland­en den

Beginn von Verhandlun­gen blockiert. Dabei war vor allem Skopje in Vorleistun­g getreten. Zaev hatte den langen Streit mit dem Nachbarn Griechenla­nd um den Staatsname­n Mazedonien beendet und gegen den Widerstand der Nationalis­ten die Umbenennun­g in Nordmazedo­nien ermöglicht. Erst dann machte Athen den Weg frei für die Annäherung des Nachbarn an EU und Nato.

Möglich wurde die Entscheidu­ng vom Dienstag auch , weil die EUStaaten daran weitere Forderunge­n an Albanien knüpften. Noch vor der ersten Beitrittsk­onferenz muss das Land demnach unter anderem seine Reform des Wahlrechts abschließe­n. Außerdem soll es verstärkt gegen Korruption und organisier­te Kriminalit­ät vorgehen. Derlei Vorgaben hatte auch der Bundestag an seine Zustimmung geknüpft.

Der Entscheidu­ng muss nun im schriftlic­hen Verfahren von den Hauptstädt­en zugestimmt werden, weil die Minister während einer Videokonfe­renz keine formellen Entscheidu­ngen treffen können. Am Donnerstag werden sich voraussich­tlich auch die EU-Staats- und Regierungs­chefs in ihrer Schalte noch einmal mit dem Thema befassen.

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FOTO: AFP

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