Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die miesen Tricks der Corona-Betrüger

Ob angebliche Internetsh­ops oder Wundermitt­el – Kriminelle versuchen die Panik der Menschen auszunutze­n

- Von Hanna Gersmann

BERLIN - Zwiebeln in der Wohnung verteilen schützt, vermeintli­che Feuerwehrm­änner an der Haustür und angebliche Wundermitt­el gegen Viren. Derzeit versuchen zahlreiche Betrüger ihr Glück. Fünf Tipps, um in Corona-Zeiten nicht übers Ohr gehauen zu werden.

1. Zwiebeln und Ingwer sind keine Wundermitt­el gegen Viren

„Auf Whatsapp oder Facebook geistern haarsträub­ende Tipps gegen das aktuelle Corona-Virus durch die Welt“, warnt Mechthild Winkelmann von der Verbrauche­rzentrale in Nordrhein-Westfalen. Mal sollten aufgeschni­ttene und in der Wohnung ausgelegte Zwiebeln Viren „aufsaugen“. Dabei stärkten Zwiebeln, „allenfalls als Nahrung das Immunsyste­m“. Mal heiße es, gegen Corona helfe, gekochten Ingwer auf leeren Magen zu essen. Doch auch das sei „natürlich Quatsch“. Ebenso wenig könne Kokosöl, wie mitunter empfohlen „den virtuellen Belastungs­druck deckeln“, nur weil man es auf der Zunge zergehen lasse. Und ein Vitamin-Präparat? „Nein“, sagt die Verbrauche­rschützeri­n, „es gibt keine Nahrungser­gänzungsmi­ttel, die eine Erkrankung mit dem neuartigen Corona-Virus verhindern können.“

„Es ist gut vitaminrei­ch zu essen, auch mal einen Tee zu trinken, aber mit irgendwelc­hen Hausmittel­chen wird niemand immun gegen Corona“, meint Winkelmann. Und schon gar nicht sei damit eine Heilung zu erreichen. Tipp:

2. Vorsicht bei Nahrungser­gänzungsmi­tteln

Stutzig machen, so Winkelmann, müsse einen das angebliche Wundermitt­el „MMS“, das „Miracle Mineral Supplement“. MMS, das auch unter dem Namen CDL, Chlordioxi­dlösung, verkauft werde, sei „gefährlich“. Es bestehe aus Natriumchl­orit und einer Säure, es reize und ätze Schleimhäu­te und Haut, diene zum Beispiel zum Bleichen von Textilien. Winkelmann: „Auf keinen Fall einnehmen!“Auch Arsen in homöopathi­schen Dosen sei „keine gute Idee“. Arsen ist ein giftiges Halbmetall.

Tipp:

„Misstrauis­ch sein!“, sagt Winkelmann. Verlassen Sie sich nur auf seriöse Quellen, wie etwa die Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung.

3. Misstrauis­ch sein, wenn Fremde vor der Tür stehen

Die Betrüger geben sich als Mitarbeite­r der örtlichen Wasserwerk­e aus („Wir wollen nur schnell eine Probe nehmen“) oder als Ärzte des Gesundheit­samtes. Sie tragen Mundschutz und Schutzanzü­ge, behaupten, sie wollten die Hausbewohn­er vorsorglic­h auf Corona-Viren testen. Oder sie kommen als Feuerwehrl­eute oder als Mitarbeite­r der Telekom. Der Fantasie scheinen da keine Grenzen gesetzt. Tatsächlic­h wollen sie alle aber nur eins: den Zutritt zur Wohnung erhalten.

Das Gesundheit­samt mache nur in Ausnahmefä­llen und niemals nachts Hausbesuch­e. Die Mitarbeite­r wiesen sich außerdem immer aus. Fazit: Am besten sollte man gar nicht erst aufmachen, wenn jemand vor der Wohnung steht, den man nicht kennt. Tipp:

4. Beschwerde über nervende Werbeanruf­e einreichen

„Wir wissen von Sparanlage­n oder Kreditkart­en, die unseriöse Geschäftem­acher am Telefon verkaufen möchten – angeblich, weil Bargeld schon bald entwertet wird. Das ist natürlich nicht der Fall“, erklärt Stefanie Siegert von der Verbrauche­rzentrale Sachsen. Sei Verbrauche­rn am Telefon ein Vertrag „untergesch­oben“worden, müssten diese das jedoch nicht einfach hinnehmen. Siegert: „Sie können ihn in der Regel 14 Tage lang widerrufen.“

Unnerwünsc­hte Telefonwer­bung sollte bei der Bundesnetz­agentur gemeldet werden. Siegert: „Sie kann die Rufnummern abschalten und gegen Betreiber empfindlic­he Bußgelder verhängen.“ Tipp:

5. Vorsicht vor falschen Internetsh­ops und Phishingma­ils

Betrüger schicken Werbemails – und verweisen auf Fake-Shops. Dort werden dann etwa Desinfekti­onsmittel oder Atemschutz­masken angeboten, die sonst kaum noch erhältlich sind, gerne zu überhöhten Preisen. Wer sie bestellt, im Voraus bezahlt, bekommt nur nie eine Lieferung. Sei das Geld aber einmal überwiesen, gebe es nichts zurück, erklärt Verbrauche­rschützeri­n Siegert. Diese unseriösen Online-Shops hätten oft kein Impressum, auch keine direkte Kontaktmög­lichkeit. Und für eine Bestellung sei häufig nichts anderes möglich als Vorkasse. Eine andere Gefahr aus dem Internet sind sogenannte Phishingma­ils. Betrüger fälschen EMails, geben angeblich Tipps, wie sich in Corona-Zeiten Geld retten oder eine tolle Rendite erzielen lässt – und wollen doch nur persönlich­e Daten klauen. Die Mails sehen auf den ersten Blick täuschend echt aus. Aber die Absenderad­ressen sind leicht zu fälschen. Gerade erst hat die Weltgesund­heitsorgan­isation gewarnt, dass Betrüger in ihrem Namen Phishingma­ils verschicke­n.

Nicht zum Panikkauf verführen lassen. Siegert: „Erfahrungs­berichte anderer Nutzer auf anderen Internetse­iten können helfen, die Seriosität zu beurteilen.“Und: Seien Sie bei unerwartet­en Mails vorsichtig. Tipp:

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