Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Liegen gebliebene Proben: Feuerwehr Ebingen muss noch mal zum Test
Sieben der zwölf Ehrenamtlichen zeigen Symptome – Verhalten des Labors steht in der Kritik
ALBSTADT - Nachdem ein Labor in Ravensburg rund 2000 Proben nicht bearbeitet hatte, müssen sich viele erneut testen lassen – darunter auch Mitglieder der Feuerwehr Ebingen. Wie berichtet, war in dem Labor vergangene Woche ein chemischer Stoff für die Untersuchung von Coronatests ausgegangen. Pikant: Erst am Sonntag informierte das Labor die Gesundheitsbehörden, per Fax. Laut Sozialministerium geht es um rund 2000 Proben aus dem Zeitraum von 14. bis 18. März, die nicht ausgewertet wurden.
Nachdem über den Fall berichtet wurde, übte sich das private Labor am Montag eilig in Krisenkommunikation: Alle Tests könnten doch noch untersucht werden, hieß es: „Wir stellen hierzu klar, dass das Probenmaterial, wie auch von uns mit dem Robert-Koch-Institut besprochen, aus medizinischer Sicht weiterhin die Durchführung von Tests zulässt“, zitierte die Deutsche Presse-Agentur das Unternehmen – zunächst. Damit hat sich das Labor ganz offenkundig zu weit aus dem Fenster gelehnt: Wie nur kurze Zeit später durchsickerte, müssen sich zahlreiche Betroffene sehr wohl noch einmal testen lassen. Darunter auch Patienten aus dem Zollernalbkreis. Zwölf Mitglieder der Feuerwehrabteilung Ebingen befinden sich derzeit in Quarantäne. Sie warten händeringend auf ihr Testergebnis, nachdem ein Gerätewart der Abteilung positiv auf Covid-19 getestet worden war.
Auch Stadtbrandmeister Michael Adam und dessen Büro-Mitarbeiter sind betroffen. „Ich bin wirklich entsetzt“, sagte Dr. Krischan Spengler. Als Kreisfeuerwehrarzt betreut der Mediziner die zwölf Verdachtsfälle in den Reihen der Feuerwehr. Sieben von ihnen zeigten Symptome. „Ich habe mich sofort darum gekümmert, dass diese am Montag als Erstes noch einmal getestet wurden“, berichtet Spengler. Der mit Nachdruck darauf hinweist, wie wichtig gerade diese Proben seien – schließlich zählt die Feuerwehr zur kritischen Infrastruktur.
Auch Feuerwehrleute in Nusplingen, die mit ihren Ebinger Kameraden Kontakt hatten, hätten sich teilweise freiwillig in Quarantäne begeben – sie warten nun dringend auf die Ergebnisse aus Albstadt. Auf Nachfrage bestätigte das Landratsamt im Zollernalbkreis: „Die bisherigen Coronatests
des Zollernalbkreises werden ebenfalls in diesem Labor ausgewertet.“Auch Proben aus dem Kreis sind liegen geblieben – unverständlich für Albstadts Stadtbrandmeister Michael Adam, der wie Feuerwehrarzt Spengler insbesondere die Kommunikation des Labors in Ravensburg scharf kritisiert. „Dass ein Stoff ausgeht, kann passieren“, sagt Spengler. Dass das Labor seine Notlage jedoch nicht sofort den Behörden gemeldet hatte, sei für den Feuerwehrarzt nicht nachvollziehbar. So sieht das auch die Notärztin Lisa Federle, die die Tübinger Teststelle aufgebaut hatte. „Wirklich inakzeptabel“nennt sie das Verhalten des Labors, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Dramatisch sei, dass unter den Getesteten Menschen aus dem Rettungsdienst, Ärzte und medizinisches Fachpersonal seien. Die habe man vorerst aus dem Verkehr ziehen müssen. Außerdem bestehe die Gefahr, dass Infizierte nicht erkannt worden seien. „Unser Landkreis kann keine klare Prognose mehr abgeben“, sagt Federle. „Und das ist ein Skandal.“
Das Labor könnte den Fehler zumindest zugeben, kritisierte sie. „Wir haben uns auf den Kopf gestellt, um die Verbreitung zu verhindern.“Diese Arbeit werde nun zunichte gemacht. Neue Proben werde sie nicht mehr an das Ravensburger Labor schicken. Mit rund 1000 liegen gebliebenen Proben ist der Landkreis Tübingen offenbar besonders stark von dem Vorfall betroffen. Das Vertrauen in das Labor sei nunmehr sehr eingeschränkt, sagte Tübingens Landrat Joachim Walter.