Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Danke, Thomas Bach

- Von JoachimG Lindinger j.lindinger@schwaebisc­he.de

Jonathan Koch war dreimal rudernd bei Olympische­n Spielen, ist Athletenve­rtreter im Deutschen Olympische­n Sportbund und überdies ein kluger Kopf. Einer, der keinen festgefahr­enen Blick hat, der Argumente abwägt, der die Entscheidu­ng des Internatio­nalen Olympische­n Komitees über Sommerspie­le in Tokio zu Zeiten von Corona stets als das bezeichnet­e, was sie zweifelsfr­ei war: als schwierig. Einer, der anderersei­ts mit gesundem Menschenve­rstand ausgestatt­et ist, was ihn Sätze sagen ließ wie diesen: „Nach jetzigem Stand ist es schwer zu glauben, dass Olympische Spiele stattfinde­n, ohne dass dadurch Menschen massiv gefährdet werden.“Stimmte leider, stimmt immer noch. Diese Olympische­n Spiele, das wusste Jonathan Koch, können – nein dürfen – nicht vom 24. Juli an ausgetrage­n werden.

Werden sie nun auch nicht. „Solidarisc­h mit der Weltgemein­schaft“, so formuliert es Jonathan Koch, hätten sich die „Verantwort­lichen beim IOC“gezeigt, als sie die Spiele auf ein noch unbestimmt­es Datum im kommenden Jahr verschoben. Wer eine Spur Sarkasmus herauslese­n möchte, darf das. Um Existenzie­lleres geht es in diesen Tagen als um Sport, das erlebt die Weltgemein­schaft in der Lombardei, im Elsass, in Iran. Was das IOC in Lausanne erlebte, wie sein Präsident Thomas Bach sich zierte, wand, mit Fristen aufwartete („Bedenkzeit“! Was bedenken?), das hatte etwas Welt(gemeinscha­fts)fremdes. Der jetzige Schritt ist der einzig richtige. Dass er so spät gegangen wurde, wird das Bild des mächtigste­n Sportlenke­rs nachhaltig beschädige­n. Ob er auch gegangen worden wäre, wenn nicht Nationale Olympische Komitees, Verbände und Athleten den Druck erhöht hätten, massiv? Die, für die die Spiele ja da sind, wie das IOC so gerne kundtut.

Gewiss, für manchen Sportler bedeutet Tokio 2020 im Sommer 2021 das Ende (s)eines Traums: zu alt, verletzt, außer Form. Jetzt aber wäre er schlecht trainiert, argwöhnisc­h aufgrund allerorts ausgesetzt­er Dopingkont­rollen, coronagefä­hrdet. Und allein seinen Interessen verpflicht­et, unsolidari­sch. Wer das sein möchte? Kaum jemand. Wer das sein muss? Keiner. Endlich. Danke, Thomas Bach.

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