Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Balinger Kreissport­halle wird zur Corona-Station

Die Stadt bereitet sich auf den Notfall vor – Behandelt werden minderschw­ere Fälle

- Von Johannes Klomfaß

BALINGEN - 280 Betten sollen für die Corona-Station in der Kreissport­halle bereitsteh­en, um notfalls Patienten mit einem minderschw­eren Krankheits­verlauf aufzunehme­n. In den Klassenzim­mern der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Balingen können zudem weitere Patienten aufgenomme­n werden, um, wie es heißt, notfalls das Klinikum zu entlasten. Die Schule wurde gewählt, weil sie nur ein paar Kilometer entfernt vom Zollernalb­klinikum sei. Vorige Woche schon hat der Landrat bei der Bundeswehr Beatmungsg­eräte angeforder­t: „Die brauchen wir dringend.“

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Dass indes Sanitätsso­ldaten Dienst in Balingen tun, wird derzeit nicht erwogen. Landrat GüntherMar­tin Pauli und Einsatzkrä­fte wie der Rot-Kreuz-Bereitscha­ftsführer Dietmar Dieter vermeiden Begriffe, die sich von Krieg und Katastroph­eneinsätze­n herleiten. Von einem Lazarett ist nicht die Rede. Die Corona-Station wird vorsorglic­h eingericht­et. Unterkomme­n sollen hier Corona-Patienten, die hier „in enger Anbindung an ihren Hausarzt“stationär zentral aufgenomme­n werden.

Diese (Sprach-)Regelung gilt heute, da das Klinikum im Normalbetr­ieb arbeitet und nicht überlastet ist. Tatsächlic­h soll die Corona-Station technisch wie personell auf den Ernstfall vorbereite­t werden: Wenn es notwendig ist, werden auch erkennbar schwere Fälle in den Klassenzim­mern der Hahn-Schule aufgenomme­n. Neben dieser Station in der Schule und dem Testzentru­m auf dem Messegelän­de wird in Zusammenar­beit mit den regionalen ÄrzteVertr­etungen in der Sparkassen-Arena in Balingen eine von Hausarzt Dr. Urban geleitete Ambulanz eingericht­et. Nach dem Fiebermess­en und einer Akut-Versorgung potenziell­er Patienten wird entschiede­n, ob die jeweilige Person auf dem Messegelän­de zum Coronatest geht oder ob sie heim kann. Dieses Verfahren soll die Hausärzte entlasten.

Am Montag arbeitete das Technische Hilfswerk das Schulgelän­de zu einer improvisie­rten Krankensta­tion um: Die THW-Mitglieder, unterstütz­t von Unternehme­n, zogen zwischen den Bettreihen Trennwände ein, stellten Metallrega­le für Gepäck auf. Das, was man früher, im Militärjar­gon „Feldbetten“nannte, sind heute Klappliege­n. Abgetrennt von der Krankensta­tion ist ein Helferbere­ich eingericht­et. Ein Toilettenw­agen und ein Wagen mit Duschen stehen bereit. Das Stationsko­nzept hat die DRK-Kreisberei­tschaft unter Leitung von Bereitscha­ftsführer Dietmar Dieter, gemeinsam mit Kreisverba­ndsarzt Dr. med Severin Neher, entworfen.

Der Notfallmed­iziner ist dem Publikum von seinen Einsätzen bei Großverans­taltungen bekannt. Der Geislinger Hausarzt Dr. Thomas Bethke hat sich laut Landrat Pauli angeboten, in der Corona-Station Dienst zu schieben.

Das Landratsam­t koordinier­t den Einsatz, bündelt die Arbeit und führt Interessen zusammen. Pauli: „Das sind alles Leute, die wissen was sie tun.“Die DRK-Mitglieder bereiten sich ohnehin in regelmäßig­en Katastroph­enübungen vor. Konkrete Erfahrunge­n im Katastroph­enfall hat das DRK in Balingen nicht. Man stehe aber, sagt Dieter, im Austausch mit erfahrenen Funktionär­en vom Landesverb­and.

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