Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Balinger Kreissporthalle wird zur Corona-Station
Die Stadt bereitet sich auf den Notfall vor – Behandelt werden minderschwere Fälle
BALINGEN - 280 Betten sollen für die Corona-Station in der Kreissporthalle bereitstehen, um notfalls Patienten mit einem minderschweren Krankheitsverlauf aufzunehmen. In den Klassenzimmern der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Balingen können zudem weitere Patienten aufgenommen werden, um, wie es heißt, notfalls das Klinikum zu entlasten. Die Schule wurde gewählt, weil sie nur ein paar Kilometer entfernt vom Zollernalbklinikum sei. Vorige Woche schon hat der Landrat bei der Bundeswehr Beatmungsgeräte angefordert: „Die brauchen wir dringend.“
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Dass indes Sanitätssoldaten Dienst in Balingen tun, wird derzeit nicht erwogen. Landrat GüntherMartin Pauli und Einsatzkräfte wie der Rot-Kreuz-Bereitschaftsführer Dietmar Dieter vermeiden Begriffe, die sich von Krieg und Katastropheneinsätzen herleiten. Von einem Lazarett ist nicht die Rede. Die Corona-Station wird vorsorglich eingerichtet. Unterkommen sollen hier Corona-Patienten, die hier „in enger Anbindung an ihren Hausarzt“stationär zentral aufgenommen werden.
Diese (Sprach-)Regelung gilt heute, da das Klinikum im Normalbetrieb arbeitet und nicht überlastet ist. Tatsächlich soll die Corona-Station technisch wie personell auf den Ernstfall vorbereitet werden: Wenn es notwendig ist, werden auch erkennbar schwere Fälle in den Klassenzimmern der Hahn-Schule aufgenommen. Neben dieser Station in der Schule und dem Testzentrum auf dem Messegelände wird in Zusammenarbeit mit den regionalen ÄrzteVertretungen in der Sparkassen-Arena in Balingen eine von Hausarzt Dr. Urban geleitete Ambulanz eingerichtet. Nach dem Fiebermessen und einer Akut-Versorgung potenzieller Patienten wird entschieden, ob die jeweilige Person auf dem Messegelände zum Coronatest geht oder ob sie heim kann. Dieses Verfahren soll die Hausärzte entlasten.
Am Montag arbeitete das Technische Hilfswerk das Schulgelände zu einer improvisierten Krankenstation um: Die THW-Mitglieder, unterstützt von Unternehmen, zogen zwischen den Bettreihen Trennwände ein, stellten Metallregale für Gepäck auf. Das, was man früher, im Militärjargon „Feldbetten“nannte, sind heute Klappliegen. Abgetrennt von der Krankenstation ist ein Helferbereich eingerichtet. Ein Toilettenwagen und ein Wagen mit Duschen stehen bereit. Das Stationskonzept hat die DRK-Kreisbereitschaft unter Leitung von Bereitschaftsführer Dietmar Dieter, gemeinsam mit Kreisverbandsarzt Dr. med Severin Neher, entworfen.
Der Notfallmediziner ist dem Publikum von seinen Einsätzen bei Großveranstaltungen bekannt. Der Geislinger Hausarzt Dr. Thomas Bethke hat sich laut Landrat Pauli angeboten, in der Corona-Station Dienst zu schieben.
Das Landratsamt koordiniert den Einsatz, bündelt die Arbeit und führt Interessen zusammen. Pauli: „Das sind alles Leute, die wissen was sie tun.“Die DRK-Mitglieder bereiten sich ohnehin in regelmäßigen Katastrophenübungen vor. Konkrete Erfahrungen im Katastrophenfall hat das DRK in Balingen nicht. Man stehe aber, sagt Dieter, im Austausch mit erfahrenen Funktionären vom Landesverband.