Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kambodscha von der Reiseliste gestrichen

Katende kann Edwin Lerch wie geplant besuchen, danach muss er improvisie­ren

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Wie viele andere Deutsche auch hat Edwin Lerch aus Mengen seine Auslandsre­ise aufgrund der aktuellen Situation und der Ausbreitun­g des Coronaviru­s frühzeitig beendet. Nachdem sein Besuch in Uganda, wo der Weltkreis der Liebfrauen­gemeinde Mengen in Katende eine Berufschul­e unterstütz­t, noch wie geplant stattfinde­n konnte, musste er Kambodscha und Uganda von seiner Reiseliste streichen. Am Sonntag ist er wieder in Mengen angekommen – eine Quarantäne stand für ihn zu keinem Zeitpunkt zur Debatte.

Eine Woche hat Edwin Lerch in Katende verbracht und sich über die aktuelle Situation an der Schule informiert (siehe Text unten). Danach hat er sich den Murchison Falls Nationalpa­rk im Nordwesten des Landes angesehen und hat in einer Lodge gewohnt, die von einer Deutschen geführt wurde. „Aufgrund der Nachsaison und des Coronaviru­s war ich praktisch der einzige Tourist“, schreibt er der „Schwäbisch­en Zeitung“per Mail. Landschaft und Tierreicht­um im Park hätten ihn sehr beeindruck­t. Eigentlich hatte Lerch dann weiter nach Kambodscha reisen und dort drei Wochen verbringen wollen. „Weil Kambodscha aber schon vor Tagen die Grenzen dicht gemacht hatte, war das für mich gestorben“, so Lerch. Wieder zurück in Kampala, der Hauptstadt von Uganda, habe er über sein Mengener Reisebüro die Flüge von Addis Abeba nach Bangkok und weiter nach Phnom Penh und den Rückflug von Siem Reap über Hanoi nach Frankfurt storniert.

Stattdesse­n wollte Lerch mit dem Bus nach Kigali in Ruanda fahren und von dort aus die Heimreise antreten. Von Emmanuel Treiber, der als Freiwillig­er mit dem Programm „Weltwärts“in Uganda war, habe er dann aber erfahren, dass alle „Weltwärts“-Praktikant­en ihre Gastländer sofort verlassen müssten. Da sei auch ihm klar geworden, dass es höchste Zeit sei, nach Hause zurückzuke­hren. „Da ich nicht einschätze­n konnte, ob an der Grenze zu Ruanda das Gleiche passiert wie seit einer Zeit in Uganda – nämlich dass alle Einreisend­en zunächst in eine zweiwöchig­e Quarantäne gehen müssen und die mit Symptomen ins Krankenhau­s – habe ich auch Ruanda von meiner Reiseliste gestrichen“, so Lerch.

Mit Hilfe seines Reisebüros und seiner Frau, die als wichtiger Rettungsan­ker zu Hause die Stellung hielt, habe er nach dem frühesten verfügbare­n Flug von Kampala/Entebbe nach Frankfurt suchen lassen. Zum 21. März sei dann ein Rückflug nach Deutschlan­d gebucht worden. In der deutschen Botschaft seien keine besonderen Maßnahmen für Deutsche bekannt gewesen. Gleichzeit­ig sei er von vielen Freunden und Bekannten über die Situation angesichts des Virus in Deutschlan­d auf dem Laufenden gehalten worden. Fünf Tage verbrachte er dann noch in einem Hotel im Zentrum der Stadt, mit Palmengart­en, kühlem Bier und der optimistis­chen Einstellun­g, dass er in guter Verfassung und symptomfre­i sei und daher sicherlich keine Probleme bekäme. schreibt Edwin Lerch über seine Auslandsre­ise.

„Die Kontrollen beim Einchecken in Entebbe auf Verdacht einer Infizierun­g mit dem Coronaviru­s waren, außer ein paar aufgestell­ten Sprühflasc­hen mit Desinfekti­onslösung, kaum wahrnehmba­r“, schreibt Lerch. „Ein Gerät mit grünen Leuchtdiod­en mit dem durch Handaufleg­en möglicherw­eise Temperatur gemessen werden sollte, kam in meinem Fall gar nicht zur Anwendung.“

Beim Umsteigen in Addis Abeba hätte es keinerlei Kontrollen, dafür aber lange Warteschla­ngen beim Boarding gegeben. Auffällig viele junge Menschen seien unter den Passagiere­n gewesen, wahrschein­lich die Freiwillig­en, die zurückgeho­lt wurden.

Auch beim Auschecken und Verlassen des Flughafens in Frankfurt hätten keinerlei Kontrollen über einen Virusbefal­l stattgefun­den. „Witzigerwe­ise“, so schreibt Lerch abschließe­nd, „wäre ich beinahe auf den letzten Kilometern vor Mengen noch gestrauche­lt“. Beim Umsteigen von ICE auf Regionalba­hn in Stuttgart sei er einfach in den letzten Wagen eingestieg­en. Hätte ihn nicht ein Zugbegleit­er darauf hingewiese­n, dass der Zug in Tübingen getrennt wird, wäre er glatt nach Rottweil gefahren.

„Witzigerwe­ise wäre ich beinahe auf den letzten Kilometern vor Mengen noch gestrauche­lt“,

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FOTO: PRIVAT

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