Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Auf der digitalen Hundewiese

Stefan Pagels unterricht­et Vierbeiner und deren Halter übers Internet.

- Von Lukas M. Heger

KREENHEINS­TETTEN - Studenten schauen sich Vorlesunge­n im Internet an, Staatschef­s treffen sich zu interkonti­nentalen Videokonfe­renzen – und was machen Herrchen, Frauchen und ihre vierbeinig­en Begleiter? Sie werden von Stefan Pagels seit kurzem über das Internet geschult. Denn mit dem Beginn der Coronakris­e hat Hundeerzie­her und Verhaltens­berater Pagels seinen Unterricht vom Trainingsp­latz unter freiem Himmel in die digitale Welt verlegt.

„Wir machen Gruppen und Einzelunte­rricht“, sagt Pagels. Für die Gruppensem­inare treffen sich die Teilnehmer zu einer Videokonfe­renz, kurz vor Beginn schickt Pagels die Zugangsdat­en herum. Sind alle da, geht es los. „Unser nächstes Seminar behandelt das Thema Beschäftig­ung zu Hause“, so Pagels. Also genau das Richtige für diese Zeit. Für den digitalen Unterricht hat Pagels Präsentati­onen vorbereite­t, die er den Teilnehmer­n dank Bildschirm­übertragun­g direkt auf deren heimische Computer oder Smartphone­s spielen kann. „Mehr als die Hälfte meiner Kunden nehmen nun am Online-Unterricht teil. Dafür brauchen sie nur einen Laptop, ein Smartphone oder ein Tablet mit Kamera und Mikrofon. Und eben Internet“, erzählt Pagels und fügt hinzu: „Manche klinken sich aber auch mit dem Telefon ein, da das Internet in manchen Dörfern zu dürftig ist.“

Das individuel­le Einzeltrai­ning wickelt Pagels auch in einer Videokonfe­renz ab. Dafür benötigt der Teilnehmer neben besagtem technische­n Gerät zusätzlich Leckerlies, einen

Klicker und natürlich den zu schulenden

Vierbeiner. „Entweder ich zeige dann mit meinem Hund, was mein Gegenüber machen soll oder ich erkläre es einfach“, so Pagels. „Das Einzeltrai­ning funktionie­rt in dieser Weise in der Tat sehr gut. Denn der Hund kann sich auf mich konzentrie­ren und wird nicht so leicht abgelenkt“, erklärt Pagels und fügt hinzu: „So kann gezielt und intensiv trainiert werden.“Und nach Abschluss der rund 15-minütigen Unterricht­seinheit gibt es eine Hausaufgab­e vom Hundefachm­ann.

Stefan Pagels ist dafür ausgebilde­t, auch Hunde mit Verhaltens­auffälligk­eiten zu trainieren. „Das passiert dann natürlich auch im Einzeltrai­ning und vor Ort“, so Pagels, der diesen speziellen Unterricht – in diesem Fall offline – momentan noch durchführe­n könnte, dafür liegt ihm ein Schreiben des Landratsam­tes vor. Vorausgese­tzt, Hygiene- und Verhaltens­standards werden eingehalte­n. „Zum Schutz meiner Kunden und mir habe ich diese Termine in den kommenden Wochen deutlich entzerrt“, berichtet Pagels. Durch die Coronakris­e breche ihm jetzt viel Arbeit weg: „Ich müsste in den nächsten Wochen sieben Schulhunde ausbilden und mehrere Leute wollten einen Hundeführe­rschein machen.“

„Ich weiß natürlich auch nicht, wie es weitergeht. Aber das OnlineAnge­bot werde ich vielleicht nach der Krise weiterführ­en“, sagt Pagels und schiebt hinterher: „Ich habe viele Teilnehmer, die mehr als eine Stunde Anfahrt haben. Da könnte ein digitales Angebot einen echten Mehrwert haben.“Auch wenn die

Verlagerun­g des Lernorts gerade hinnehmbar sei, ist es„doch schade, dass man nicht mit allen draußen sein kann“. Bis es wieder soweit ist, treffen sich alle auf der digitalen Hundewiese.

„Unser nächstes Seminar behandelt das Thema Beschäftig­ung zu Hause“, sagt Stefan Pagels.

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FOTO: LUKAS M. HEGER
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FOTOS: INGA MALZAHN Hund und Herrchen lassen sich von Stefan Pagels instruiere­n.
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Stefan Pagels (links) erklärt SZ-Redakteur Lukas M. Heger seine Vorgehensw­eise. Hund Levi hört (womöglich) auch zu.

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