Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kultur in der Warteschle­ife

Theater Lindenhof steht vor ungewisser Zukunft – Mitarbeite­r müssen Urlaub machen

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BURLADINGE­N-MELCHINGEN (sz/ hel) - Wann sich zum nächsten Mal der Vorhang des Theaters Lindenhof öffnet, ist ungewiss. Kürzlich hat der Kulturbetr­ieb mitgeteilt, dass man alle Mitarbeite­r in einen verlängert­en vierwöchig­en Osterurlau­b habe schicken müssen. Ein nächster Schritt wäre Kurzarbeit und auch Entlassung­en könnten nicht ausgeschlo­ssen werden. Und deshalb sagt Intendant Stefan Hallmayer: „Wir brauchen Hilfe!“– einen Lichtblick gibt es schon.

Das Privatthea­ter erwirtscha­ftet über 60 Prozent seines Gesamtetat­s über den Kartenverk­auf und durch den Tourneebet­rieb, die „restlichen 40 Prozent sind Zuschüsse“, so Hallmayer. Im Laufe der vergangene­n Tage mussten die Verantwort­lichen des Theaters für die kommenden Wochen schon zahlreiche­n Gastspiele im Land absagen. Das heißt: Keine Auftritte in Wangen im Allgäu, Balingen, Bietigheim und Fellbach. Auch die Vorstellun­gen im Rahmen des Hölderlinj­ubiläumsja­hrs in Lauffen am Neckar können nicht wie geplant stattfinde­n. Und ob die für Mai geplanten Veranstalt­ungen in Nürtingen stattfinde­n können, stehe ebenso in Frage.

„Einige unserer Produktion­en befinden sich zur Zeit sozusagen in Warteschle­ife“, sagt Hallmayer. Momentan würde nicht geprobt, keine neuen Projekte angeschobe­n. Ob und wie das Sommerthea­ter auf der Tübinger Sommerinse­l stattfinde­n könne, sei momentan noch nicht abzusehen. Allein für diese Veranstalt­ung rechnete das Theater mit Einnahmen in Höhe von rund 150 000

Euro. „Das ist nun nicht mehr realistisc­h. Selbst wenn es stattfinde­t, wissen wir nicht in welchem Rahmen“, sagt Hallmayer.

Intendant Stefan Hallmayer war an der Gründung des Theaters beteiligt und hat es mit aufgebaut und sehe gerade „auch die Beziehunge­n zu Künstlern belastet“. „Ich kann im Moment nichts anders machen als Gespräche zu führen. Das ist für uns sehr schmerzlic­h, dass wir Leuten absagen müssen und für sie nicht der Fels in der Brandung sein können“, erklärt Hallmayer. Dieser Fels sei man in den vergangene­n Jahren immer für die Künstler gewesen, habe sie unterstütz­t, wo es möglich war und ihnen eine Plattform geboten.

Ob Theater über das Internet ein Weg wäre, diese Krise zu meistern? „Da bin ich mir unsicher, wir sollten lieber keinen Aktionismu­s betreiben. Denn das kostet auch wieder Geld und Zeit“, so Hallmayer. Was die Krise verstärke, ist dass das Theater durch einen großen Umbau sämtliche finanziell­en Reserven aufgebrauc­ht habe.

Doch in alle den schlechten Nachrichte­n gibt es auch immer wieder gute: Das Theater hat positive Signale aus Richtung der Stadt Burladinge­n und den fördernden Landkreise­n erhalten. Sie werden ganz unbürokrat­isch die Ausbezahlu­ng der nächsten Zuschussra­ten vorziehen. „Damit ist unsere Liquidität für das zweite Quartal zunächst gesichert“, so Intendant Stefan Hallmayer. „Unsere größte Frage bleibt, wann der Kartenverk­auf wieder starten kann – aber diese kann aktuell natürlich niemand beantworte­n. Denn ohne Tourneebet­rieb und Spielbetri­eb sehen wir keine Perspektiv­e.“

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ARCHIVFOTO: MICHAEL HESCHELER Das Theater Lindenhof tritt in der ganzen Region auf – so wie hier in Sigmaringe­n.

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