Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Jede Woche zählt

Schon in der ersten Woche ist die Nachfrage nach KfW-Krediten gewaltig

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FRANKFURT (dpa) - Der Zeitdruck ist gewaltig, die Nachfrage nach Hilfen steigt rasant: Die ersten KfW-Hilfskredi­te sind bereits in der ersten Woche des staatliche­n Sonderprog­ramms ausgezahlt worden. Banken und Sparkassen werden geradezu überrannt von Anfragen - und versichern unisono: Wir tun alles, um kleinen wie großen Firmen in der CoronaKris­e rasch zu helfen. Aber nicht in allen Fällen läuft es reibungslo­s.

Bis einschließ­lich Donnerstag lagen der staatliche­n Förderbank KfW 443 Anträge über insgesamt rund 7,4 Milliarden Euro vor. Die Zahlen steigen rasant: Tags zuvor waren es noch 195 Anträge mit einem Gesamtvolu­men von 4,8 Milliarden Euro. „Wir erhalten Kreditantr­äge über alle Größenklas­sen verteilt, der Schwerpunk­t liegt jedoch bei kleinvolum­igeren Kreditantr­ägen bis eine Million Euro“, sagte eine KfW-Sprecherin in Frankfurt. „Die KfW ist darauf vorbereite­t, auch hohe Stückzahle­n von Krediten zu bearbeiten.“

KfW-Chef Günther Bräunig sagte dem „Handelsbla­tt“, die Förderbank stelle sich auf bis zu 100 000 Anträge ein. „Natürlich müssen dabei Kreditverg­abestandar­ds eingehalte­n werden. Aber wenn so viel auf einmal kommt, kann man nicht ausschließ­en, dass dabei auch Unternehme­n gefördert werden, die nachher nicht wieder aus der Krise kommen“, sagte Bräunig. Der Bäcker an der Ecke, die Stammkneip­e oder der Malermeist­er – viele kleine Betriebe bangen um ihre Existenz. Infolge der Corona-Krise sind Umsätze binnen kürzester Zeit weggebroch­en, Kosten wie Mieten und Strom aber müssen meist weiterhin bezahlt werden. Doch auch ganze Branchen wie die Luftfahrt- und die Autoindust­rie trifft es hart.

Seit dem 23. März können Firmen Mittel aus dem KfW-Sonderprog­ramm bei ihrer Hausbank beantragen. Die staatliche Förderbank – und damit die öffentlich­e Hand – übernimmt den Großteil des Risikos für den Fall, dass Unternehme­r das Geld nicht zurückzahl­en können.

Bei Betriebsmi­ttelkredit­en und Investitio­nen kleiner und mittlerer Unternehme­n trägt die KfW 90 Prozent des Kreditrisi­kos. Bei größeren Firmen sind es 80 Prozent. Für Kredite bis drei Millionen Euro pro Unternehme­n verzichtet die KfW auf eine eigene Risikoprüf­ung. Bei Summen bis zehn Millionen Euro gibt es eine vereinfach­te Prüfung. Die Zinsen liegen je nach Größe des Unternehme­ns zwischen ein und 2,12 Prozent bei Krediten mit fünf Jahren Laufzeit.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) hatte unbürokrat­ische Bearbeitun­g zugesicher­t: „Die Auszahlung erfolgt schnellstm­öglich, denn wir wissen, dass für viele Unternehme­n jede Woche zählt.“Unter anderen DIHK-Präsident Eric Schweitzer hatte zur Eile gemahnt: „Die Nerven vieler Unternehme­r liegen blank, denn sie haben bereits einige Wochen Durststrec­ke hinter sich.“

Zwei Tage nach dem Bundestag stimmte am Freitag auch der Bundesrat einstimmig den gewaltigen Hilfspaket­en zu. Damit können nun große Firmen unter einen 600 Milliarden Euro umfassende­n Schutzschi­rm schlüpfen und notfalls ganz oder zum Teil verstaatli­cht werden. Für kleine Firmen und Selbststän­dige gibt es direkte Zuschüsse von insgesamt 50 Milliarden Euro. Die ersten Gelder sollen noch vor dem 1. April bei den Betroffene­n ankommen.

Der Präsident des Außenhande­lsverbande­s BGA, Holger Bingmann, mahnte: „Für den Erfolg aller stabilisie­renden Maßnahmen wird entscheide­nd sein, dass die beschlosse­nen finanziell­en Hilfspakte die Unternehme­n auch erreichen, insbesonde­re den breiten Mittelstan­d. Vielen Unternehme­n, gerade auch kleineren, steht das Wasser bereits bis zum Hals und ihnen bleiben nur noch wenige Tage Zeit.“

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FOTO: DPA DIHK-Präsident Eric Schweitzer: „Die Nerven liegen blank.“

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