Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Adidas und Co. zahlen nicht

Handelsket­ten setzen das Begleichen ihrer Mieten aus

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ESSEN (dpa) - Immer mehr bekannte Handelsunt­ernehmen stoppen wegen der im Kampf gegen das Coronaviru­s angeordnet­en Ladenschli­eßungen die Mietzahlun­gen für ihre Filialen in Deutschlan­d. Selbst große Handelsket­ten wie Deichmann oder H&M und bekannte Markenhers­teller wie Adidas nutzen die im Gesetz zur Abmilderun­g der Folgen der Covid-19-Pandemie vorgesehen­e Möglichkei­t zur Aussetzung der Mietund Nebenkoste­nzahlungen. Beim Immobilien­besitzerve­rband Haus & Grund stieß das einseitige Vorgehen der Handelsket­ten auf scharfe Kritik.

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) nannte das Aussetzen der Mietzahlun­gen durch Adidas eine völlig inakzeptab­le Botschaft. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagte Scheuer der „Bild“. Der Konzern habe große Gewinne gemacht. Es seien nicht nur die großen Immobilien­anbieter, sondern auch kleine, die als Privatpers­onen an Adidas vermieten – und die blieben dann auf ihren Kosten sitzen.

Deutschlan­ds größter Schuhhändl­er Deichmann kündigte an, er werde die Miet- und Nebenkoste­nzahlung für seine rund 1500 Filialen ab April für die Dauer der behördlich angeordnet­en Zwangsschl­ießungen aussetzen. „Es handelt sich hier um eine präventive Maßnahme, um die wirtschaft­liche Handlungsf­ähigkeit des Unternehme­ns zu erhalten“, erklärte ein Unternehme­nssprecher in Essen. Das Unternehme­n respektier­e die angeordnet­en Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit. Ziel sei es nun, die wirtschaft­lichen Folgen, die sich aus dieser Extremsitu­ation ergeben, für alle Beteiligen in Grenzen zu halten.

Die schwedisch­e Modekette H&M stoppte ebenfalls die Mietzahlun­gen für die 460 derzeit geschlosse­nen Filialen in Deutschlan­d. Das Unternehme­n habe die Vermieter bereits in der vergangene­n Woche über diesen Schritt informiert, sagte eine Unternehme­nssprecher­in. H&M hoffe aber, bald mit den Vermietern eine für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden. Der Sportartik­elherstell­er Adidas geht ähnlich vor. „Es ist richtig, dass Adidas, wie viele andere Unternehme­n auch, vorsorglic­h Mietzahlun­gen temporär aussetzt, wo unsere Läden geschlosse­n sind. Wir sind dazu mit den betreffend­en Vermietern in engem Austausch“, erklärte eine Firmenspre­cherin.

Bei Vermietern stieß das einseitige Vorgehen der Handelsket­ten auf scharfe Kritik. Der Präsident des Immobilien­besitzerve­rbandes Haus & Grund Deutschlan­d, Kai Warnecke, warnte mit Blick auf das Vorgehen von Adidas: „Derartiges Gebaren darf keine Schule machen. Dann ist der Immobilien­markt am Ende.“

Möglich wird der vorläufige Mietstopp durch das vom Bundestag und Bundesrat zur Bewältigun­g der Coronaviru­s-Krise verabschie­dete Rettungspa­ket. Es sieht unter anderem vor, dass pandemiebe­dingte Mietausset­zungen bis Juni keinen Kündigungs­grund darstellen.

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