Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Henrik Utoft wird Co-Trainer
Handball: Trainergespann des TSV Bad Saulgau ist komplett
BAD SAULGAU - Henrik Utoft komplettiert das Trainerteam des Handball-Landesligisten TSV Bad Saulgau in der kommenden Saison 2020/2021. Er steht ab Sommer dem neuen Cheftrainer Fabian Hillenbrand zur Seite, der bekanntlich Matthias Kempf ablöst (die SZ berichtete). Mit dem gebürtigen Dänen und Ex-TSV-Torwart Utoft hat die sportliche Leitung der Handballer und der Vorstand die bevorzugte interne Lösung gefunden. „Das ist unsere Wunschkombination“, sagt Krischan Hillenbrand.
Henrik Utoft kam 2001, mit gerade mal 24 Jahren, mit seinem Handballkollegen Jacob Thomsen über einen Spielervermittler nach Bad Saulgau. Die erste Mannschaft des TSV spielte damals in der Baden-Württemberg-Oberliga (BWOL), war auf der Suche nach einem Torhüter und einen Kreisläufer. Utoft hatte zuvor als Torhüter in der zweithöchsten dänischen Liga gespielt, als seine größte Stärke galten seine enormen Reflexe. Für einen Handballtorhüter eine herausragende Eigenschaft. Thomsen verließ den TSV nach nur einer Saison. Utoft blieb, wurde in Bad Saulgau sesshaft, gründete eine Familie. Lange Jahre hütete er den Kasten in der BWOL und nach dem Abstieg in der Württembergliga. Er war aus dem Team nicht mehr wegzudenken, avancierte zum Publikumsliebling.
Dann aber musste der Däne aufgrund anhaltender Verletzungsprobleme im Knöchel seine aktive Karriere im Jahre 2010 beenden, mit gerade mal 33 Jahren. Doch immer wieder sprang er ein, half aus, wenn Personalmangel herrschte. Danach engagierte er sich in der Jugendarbeit, wurde Jugendkoordinator, gab diesen Posten im vergangenen Jahr aber an Fabian Kohler ab. Bis zuletzt trainierte er, gemeinsam mit Frederik Söder, die Minis und die gemischte F-Jugend. Ein Engagement, das ihm sehr ans Herz gewachsen ist. Zwischen 30 und 40 Kinder trainierten die beiden jeden Mittwochabend und wurden dabei von Jugendhandballerinnen unterstützt. Auch hier wollte er - bevor er als Hillenbrand„Co“
endgültig zusagte - ein bestelltes Feld hinterlassen: „Meine Nachfolge in der Jugend musste zuerst geregelt sein. Es läuft da gerade sehr gut. Die Kinder haben einen Riesenspaß und werden so an den Handball herangeführt. Das sollte auf jeden Fall in vollem Umfang so weitergehen“, sagt Utoft. Denn die Jugendarbeit sieht der ehemalige Jugendleiter als Basis für einen gut funktionierenden Verein. Seine Arbeit wird Florian Kurz, ebenfalls ehemaliger TSVSpieler,
nahtlos mit Frederik Söder weiterführen. „Als das geregelt war, habe ich zugesagt. Meine Frau unterstützt mich zum Glück bei meinem Vorhaben. Mir ist klar, dass ich nun noch mehr Zeit für Handball aufwenden werde. Aber ich wollte mal was Neues machen und da freue ich mich riesig drauf“, sagt Utoft.
Henrik Utoft hat inzwischen selbst zwei Kinder im Alter von zwei und acht Jahren und findet die in Zukunft späteren Trainingszeiten für sich etwas familienfreundlicher. „Die Kinder sind dann meist im Bett, wenn ich zum Training gehe. Außerdem habe ich keine so große Hektik mehr, weil ich nicht mehr sofort nach der Arbeit, um 17 Uhr, ins Training muss“, sagt Utoft. Seine Brötchen verdient der Däne in der Versandund Zollabteilung eines Kranherstellers in Bad Schussenried.
Natürlich kennt Utoft seinen zukünftigen Kollegen Fabian Hillenbrand sehr gut und freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem Südbadener und mit Fitnesstrainer Michael Traub, der sich - nach heutigem Stand - weiter um den konditionellen Zustand des Teams kümmert. „Wir kommen super klar. Fabian arbeitet ja schon länger am Trainingsplan. Wir sprechen uns da ab. Das Gerüst für die kommende Saison steht schon. Ich werde im Training dabei sein, aber der Chef ist Fabian. Das ist klar. Die Qualität der Mannschaft ist gut. Das Team muss Spaß haben am Spiel und vor allem heiß sein auf die Heimspiele. Kaum eine Mannschaft hat so viele Zuschauer wie der TSV“, sagt Utoft.
Auch Utoft weiß, woran es der Bad Saulgauer Mannschaft fehlt: an einem erfahrenen Spielmacher. Doch genau wie Fabian Hillenbrand sieht der 43 Jahre alte Utoft dies nicht als größtes Problem: „Wichtig ist, dass jeder im Team seine Rolle, seine Aufgabe hat. Wir Trainer müssen zudem klar und deutlich sagen, was wir von den Spielern erwarten. Fabian kennt die Spieler ganz gut und ich komme eher von außen. Ich glaube, das ist eine ganz gute Kombination. Er ist zudem angriffstechnisch sicherlich der bessere. Ich schaue als ehemaliger Torwart vielleicht eher auf die Abwehrarbeit. Das ergänzt sich ganz gut“, meint Utoft.
Sollte es die Coronakrise erlauben, möchte das neue Trainergespann Hillenbrand/Utoft Mitte Juni in die Vorbereitung starten. Niemand weiß derzeit, ob die laufende Saison noch zu Ende gespielt werden kann oder nicht. Zurzeit spricht einiges dafür, dass die Saison abgebrochen werden muss. Der Handballverband Württemberg (HVW) würde in dieser Sache eine deutschlandweite Regelung vorziehen. Sollte es dazu nicht kommen, trifft der HVW selbst eine Entscheidung, die ab der vierten Liga bis hinab zu den Kreisligen einheitlich gelten soll.
„Ich schaue als ehemaliger Torwart vielleicht eher auf die Abwehrarbeit“,
sagt Bad Saulgaus künftiger Co-Trainer Henrik Utoft
„Im Juni beginnen wir mit der Vorbereitung, wenn uns die CoronaPandemie keinen Strich durch die Rechnung macht. Fabian ist der Chef, er hat das letzte Wort. Aber wir denken ähnlich und haben die gleichen Vorstellungen und Ziele. Für mich ist es ein großer Schritt, als Trainer der Kleinen zu den Großen zu wechseln. Aber das wird schon klappen. Ich habe mich schließlich mein Leben lang mit Handball beschäftigt und bin sehr gespannt auf meine neue Aufgabe“, sagt Utoft. Und auch für den baldigen Ex-Coach Matthias Kempf findet Utoft nur lobende Worte: „Matthias ist ein super Typ und sehr sympathisch. Ich hoffe, dass er beim TSV bald wieder einen Job übernimmt. Solche Leute wie ihn können wir immer gebrauchen.“