Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Dritter Corona-Toter im Kreis
Landratsamt richtet 188 Notbetten in der Kreissporthalle her.
SIGMARINGEN (sz) - Im Kreis Sigmaringen ist der dritte Patient am Coronavirus gestorben. Das teilen das Sozialministerium und das Landratsamt Sigmaringen mit. Es handelt sich um eine über 90-jährige Frau, die mehrere Vorerkrankungen hatte und zu Hause verstarb, so ein Sprecher des Landratsamtes. Die Frau wohnte im Landkreis. Gleichzeitig steigt die Zahl der Infizierten stetig an: Insgesamt waren am Samstag 302 Personen mit dem Virus infiziert, also 40 Personen und rund 15 Prozent mehr als am Vortag, so das Landratsamt. Am Sonntag kamen acht Neuinfektionen dazu. 41 Personen wiederum konnten inzwischen aus der Quarantäne entlassen werden. Weil die Zahlen rapide zunehmen, bereiten sich die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und das Landratsamt mit Hochdruck vor, wie Landrätin Stefanie Bürkle und Dr. Stefanie Ullrich-Colaiacomo, Leiterin der Notfallpraxis Sigmaringen, in einer Pressemitteilung erörtern. Eine der Maßnahmen ist es, dass am Wochenende in der Kreissporthalle 188 Notbetten aufgestellt wurden.
„Die Zahlen zeigen, sodass die harten Einschnitte, die wir alle im Moment hinnehmen müssen, absolut notwendig sind“, stellt Landrätin Stefanie Bürkle fest. Da mittlerweile in fast allen Gemeinden mehrere Personen infiziert sind und so keine Rückschlüsse mehr auf einzelne Betroffene möglich sind, hat sich der Kreis entschlossen, ab Montag auf seiner Homepage darzustellen, welche Gemeinden im Kreis wie stark vom Corona Virus betroffen sind. Schon jetzt lässt sich sagen, dass der Heuberg und das Laucherttal den Schwerpunkt bilden.
Ullrich-Colaiacomo berichtet, dass die Praxen der niedergelassenen Ärzte aktuell noch gut alle Bürger untersuchen und beraten können. „Aber es werden jeden Tag mehr“, so die Medizinerin, die selbst eine Praxis in Sigmaringen betreibt. Um die Praxen zu entlasten, wird die KV nun eine sogenannte Fieberambulanz in Sigmaringen auf dem Areal der ehemaligen Graf-Stauffenberg-Kaserne ITZ eingerichten. Ärzte werden dort gezielt Bürger auf Covid-19Symptome untersuchen. „Bei den Untersuchungen ist Fieber als Symptom von hoher Bedeutung, weitere Symptome sind Husten,
Gliederschmerzen, Halsschmerzen und eventuell Durchfall“, erläutert die Ärztin.
Stellt der Arzt fest, dass eine stationäre Behandlung im Krankenhaus sinnvoll erscheint, wird der Patient in die SRH-Klinik nach Sigmaringen gebracht und dort weiter untersucht. Ist dies nicht zwingend sofort notwendig, schlägt der Arzt bis auf Weiteres dem Gesundheitsamt einen Test in der Corona-Teststelle in Hohentengen vor. Vom Gesundheitsamt wird der Bürger dann informiert, ob und wann er sich testen lassen kann. Die Fieberambulanz
soll die Hausarztpraxen entlasten und gewährleisten, dass sich jeder rasch nach telefonischer Anmeldung durch den Hausarzt untersuchen lassen kann, falls der Hausarzt dies aufgrund mangelnder Schutzkleidung nicht selber leisten kann.
Die Fieberambulanz wird aktuell eingerichtet und soll voraussichtlich am kommenden Freitag in Betrieb gehen. „Der Landkreis unterstützt bei der Organisation und der Einrichtung der Liegenschaft“, wie Landrätin Stefanie Bürkle erläutert. Die Kassenärztliche Vereinigung stellt das Personal. Fünf Ärzte, die bislang nicht in Praxen tätig waren oder aus dem Ruhestand zurückkehren, werden dort arbeiten. Weitere Anlaufstellen niedergelassener Ärzte für die Bürger, die glauben, sich mit Coronaviren angesteckt zu haben, sind auch die nun eingerichteten CoronaSchwerpunkt-Praxen, welche auf Zuweisung von Hausärzten spezielle Infektsprechstunden anbieten. Es sind bis jetzt eine Praxis in Ostrach und eine in Bad Saulgau geplant.
Um darüber hinaus auch für weiter steigende Coronaerkrankungen gerüstet zu sein, hat das Landratsamt am Wochenende 188 Betten in der Kreissporthalle in Sigmaringen aufgestellt. „Ob wir diese einmal brauchen, wissen wir heute noch nicht – wir alle hoffen, dass sie auch in Zukunft leer bleiben. Aber: wir wollen Vorsorge für alle Eventualitäten treffen. Daher nutzen wir die Zeit jetzt, um uns so gut wie nur irgend möglich vorzubereiten“, so Landrätin Stefanie Bürkle. Zuletzt hatten auch der Bodenseekreis und der Zollernalbkreis Notbetten in Hallen geschaffen.