Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Eine ganz andere Osterzeit als je zuvor“
Merkel zurück aus der Quarantäne – Kanzlerin mahnt und bittet in der Krise um Mithilfe
BERLIN (dpa) - Es wird ein Osterfest der anderen Art – ohne Spaziergänge im größeren Familien- oder Freundeskreis, ohne gegenseitige Besuche und ohne Gottesdienste. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat alle Bürger aufgefordert, sich auch jetzt am sonnigen Frühlingswochenende, in den Ferien und an den Feiertagen an die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Epidemie zu halten. Die CDU-Politikerin, die am Freitag nach 14 Tagen der häuslichen Quarantäne wieder ihre Amtsgeschäfte aufgenommen hat, sagte am Freitagabend in ihrem Videopodcast: „Wir alle werden eine ganz andere Osterzeit erleben als je zuvor.“Ostern sei für Millionen von Christen der Kirchgang, der „Ostersonntag mit der ganzen Familie, vielleicht ein Spaziergang, Osterfeuer, das ist für viele ein kurzer Urlaub an der See oder im Süden, wo es schon wärmer ist. Normalerweise. Aber nicht in diesem Jahr.
Sie versicherte aber, dass die Bundesregierung und sie persönlich alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Maßnahmen möglichst bald zurückfahren zu können. Derzeit stiegen aber die Infizierten-Zahlen noch zu stark an. Es stimme zwar, dass jüngste Zahlen des Robert-Koch-Instituts ein wenig Hoffnung machten. „Aber es ist definitiv viel zu früh, um darin einen sicheren Trend zu erkennen.“Deshalb blieben alle Leitlinien für das reduzierte öffentliche Leben sowie die Kontaktsperren unvermindert bestehen – zunächst bis einschließlich 19. April. Somit sei auch ein Osterspaziergang nur nach diesen Regeln möglich: nur mit Familienangehörigen, mit denen man zusammenwohnt, oder mit höchstens einer anderen Person außerhalb dieses Kreises. Dabei müsse auch immer an den nötigen Abstand zu anderen Menschen gedacht werden: eineinhalb Meter oder besser zwei. Ein einfacher Mundschutz könne dies nicht ersetzen. „Solange es keinen Impfstoff und kein Medikament gegen das Virus gibt, ist die Einhaltung des Abstandes der wirksamste Schutz“, sagte Merkel.
Nach ihrer Quarantäne zeigte die Kanzlerin Verständnis vor allem für die vielen älteren und kranken Menschen, die von der Außenwelt abgeschnitten sind. Für Ältere sei die Zeit ganz besonders hart, „weil das Virus für sie eine große Gefahr darstellt“. Merkel richtete sich direkt an sie: „Mein herzlicher Gruß und alle meine guten Wünsche gehen an Sie, die Sie jetzt in dieser Situation sind.“
Die Bürger könnten sich indessen darauf verlassen, „dass die Bundesregierung und auch ich persönlich tatsächlich Tag und Nacht darüber nachdenken, wie wir beides schaffen können: also sowohl den Gesundheitsschutz für alle als auch einen Prozess, mit dem das öffentliche Leben auch wieder Schritt für Schritt möglich wird“, sagte die Kanzlerin. Sie fügte hinzu: „Das alles insgesamt im Blick zu haben, das leitet mich. Das ist eine Herkulesaufgabe.“Damit dies weiter gelinge, „brauche ich, das sage ich ganz offen, auch weiter Ihre Mithilfe“.