Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Drei Kinder haben neuen Gruppenrau­m für sich

Renovierte Räume des Hettinger Kindergart­ens können bezogen werden, wenn die Corona-Krise endet

- Von Sebastian Korinth

HETTINGEN - Der neue Gruppenrau­m ist bezugsfert­ig, das Ende der Sanierungs­arbeiten absehbar: Der Kindergart­en in Hettingen bietet ab sofort Platz für 15 weitere Mädchen und Jungen. Offen bleibt angesichts der Corona-Krise die Frage, wann die Einrichtun­g wieder ihren regulären Betrieb aufnimmt. „Auch wir wissen bislang nur, dass Kindergärt­en und Schulen mindestens bis zum 19. April geschlosse­n bleiben“, sagt Bürgermeis­terin Dagmar Kuster. „Mehr aber auch nicht.“

Die ersten Bauarbeite­n im Kindergart­en waren bereits 2018 erledigt worden. Der Essbereich im Obergescho­ss wurde erweitert und mit neuen Möbeln ausgestatt­et. Im Erdgeschos­s wurden neue Toiletten für die Kinder eingericht­et. Im gleichen Raum werden mittlerwei­le auch die Kleinkinde­r gewickelt – und nicht mehr notgedrung­en im Schlafbere­ich. Die zentrale Küche wurde durch Küchen in den einzelnen Gruppenräu­men ersetzt. Gesamtkost­en für den ersten Bauabschni­tt: gut 100 000 Euro.

Im August vergangene­n Jahres rückten die Handwerker erneut an. Seitdem wurden weitere, noch größere Baumaßnahm­en erledigt. Das komplette Gebäude wurde mit neuen Fenstern ausgestatt­et und an die aktuellen Brandschut­zvorschrif­ten angepasst, beispielsw­eise im Treppenhau­s. Geplant ist noch die Installati­on einer Fluchttrep­pe als zweiter Rettungswe­g. Die entspreche­nden Fluchttüre­n wurden schon in allen drei Stockwerke­n eingebaut. Positiver Nebeneffek­t: Durch die großen Glasfläche­n dringt jetzt mehr Tageslicht ins Innere des Kindergart­ens.

Herzstück des zweiten Bauabschni­tts ist allerdings das Untergesch­oss. Dort sind in den vergangene­n Monaten eine Teeküche, ein Personalra­um und Toiletten für die Erzieherin­nen, Toiletten für die Kinder und Lagerräume entstanden. Ein ehemaliger Lagerraum wurde zum Gruppenrau­m umgebaut, damit die Stadt im Kindergart­en 15 weitere Betreuungs­plätze anbieten kann. Zuletzt kümmerten sich die acht Erzieherin­nen um 25 Kinder, die mindestens drei Jahre alt sind, sowie um zehn Kleinkinde­r.

Theoretisc­h ist der neue Gruppenrau­m bezugsfert­ig. Um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s einzudämme­n, sind seit dem 17. März jedoch landesweit sämtliche Schulen und Kindergärt­en geschlosse­n. Die Kommunen bieten lediglich eine Notbetreuu­ng für Eltern und Alleinerzi­ehende an, wenn diese in systemrele­vanten Berufen tätig sind – also beispielsw­eise im Krankenhau­s, in der Pflege oder im Supermarkt. Gerade einmal drei Kinder werden deshalb zurzeit im Hettinger Kindergart­en betreut: Josy, Oscar und Marc dürfen schon einmal beim Einrichten des neuen Gruppenrau­ms helfen und darin spielen. Doch wann sie ihre Kindergart­enfreunde wiedersehe­n werden, ist weiterhin offen. Erst am Mittwoch hatte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n die wegen der Ausbreitun­g des Coronaviru­s eingeführt­en Einschränk­ungen bekräftigt – im bisherigen Umfang mindestens bis zum 19. April.

Einen Vorteil hatten Kindergart­enleiterin Heidrun Munz, ihre Erzieherin­nen

und die an den Arbeiten beteiligte­n Handwerker durch die Zwangsschl­ießung immerhin: Sie mussten das, was es zu tun gab, nicht im laufenden Betrieb erledigen. „Ich kann mir auch ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie das hätte funktionie­ren sollen“, sagt Munz. Die Frage, wie die Stadt während der Kindergart­enschließu­ng ihre Erzieherin­nen beschäftig­en soll, stellte sich durch die Umbauarbei­ten ebenfalls nicht. „Sie haben kräftig mit angepackt“, sagt Munz. „Zum Beispiel Räume und Regale aus- und wieder eingeräumt, Möbel verschoben, Spielsache­n geputzt und aufgeräumt.“

Eigentlich hätten die Bauarbeite­n bereits im Herbst vergangene­n Jahres abgeschlos­sen sein sollen. Doch dieser Zeitplan erweist sich im Nachhinein als zu ehrgeizig. „Wegen des Baubooms hat es sich enorm schwierig gestaltet, rechtzeiti­g die entspreche­nden Handwerker zu finden“, sagt Heidrun Munz. Hinzu kam dann auch noch ein weiteres Problem: Während der Bauarbeite­n wurde eine feuchte Wand entdeckt, die sich nur schwer trocken legen ließ. „Die genaue Ursache haben wir bis heute nicht ausfindig machen können“, sagt Hauptamtsl­eiterin Sabrina Lorch.

Mittlerwei­le ist dieses Problem für die Verantwort­lichen aber ebenso zweitrangi­g wie die Frage, wann die Fluchttrep­pe geliefert wird, die noch fehlt. Viel wichtiger: Die Erzieherin­nen stehen bereit, der neue Gruppenrau­m ist fertig. Bleibt zu hoffen, dass auch bald wieder die Kinder kommen – und sich die Corona-Krise nicht allzu dramatisch verschärft.

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FOTOS: SEBASTIAN KORINTH Oscar, Marc und Josy (von links) sind die ersten Kinder, die im neuen Gruppenrau­m spielen können: Zurzeit bietet die Stadt Hettingen lediglich eine Notbetreuu­ng für Elternpaar­e an, die in systemrele­vanten Berufen arbeiten.
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Außen am Gebäude soll noch eine Fluchttrep­pe als zweiter Rettungswe­g installier­t werden.

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