Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Drei Kinder haben neuen Gruppenraum für sich
Renovierte Räume des Hettinger Kindergartens können bezogen werden, wenn die Corona-Krise endet
HETTINGEN - Der neue Gruppenraum ist bezugsfertig, das Ende der Sanierungsarbeiten absehbar: Der Kindergarten in Hettingen bietet ab sofort Platz für 15 weitere Mädchen und Jungen. Offen bleibt angesichts der Corona-Krise die Frage, wann die Einrichtung wieder ihren regulären Betrieb aufnimmt. „Auch wir wissen bislang nur, dass Kindergärten und Schulen mindestens bis zum 19. April geschlossen bleiben“, sagt Bürgermeisterin Dagmar Kuster. „Mehr aber auch nicht.“
Die ersten Bauarbeiten im Kindergarten waren bereits 2018 erledigt worden. Der Essbereich im Obergeschoss wurde erweitert und mit neuen Möbeln ausgestattet. Im Erdgeschoss wurden neue Toiletten für die Kinder eingerichtet. Im gleichen Raum werden mittlerweile auch die Kleinkinder gewickelt – und nicht mehr notgedrungen im Schlafbereich. Die zentrale Küche wurde durch Küchen in den einzelnen Gruppenräumen ersetzt. Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt: gut 100 000 Euro.
Im August vergangenen Jahres rückten die Handwerker erneut an. Seitdem wurden weitere, noch größere Baumaßnahmen erledigt. Das komplette Gebäude wurde mit neuen Fenstern ausgestattet und an die aktuellen Brandschutzvorschriften angepasst, beispielsweise im Treppenhaus. Geplant ist noch die Installation einer Fluchttreppe als zweiter Rettungsweg. Die entsprechenden Fluchttüren wurden schon in allen drei Stockwerken eingebaut. Positiver Nebeneffekt: Durch die großen Glasflächen dringt jetzt mehr Tageslicht ins Innere des Kindergartens.
Herzstück des zweiten Bauabschnitts ist allerdings das Untergeschoss. Dort sind in den vergangenen Monaten eine Teeküche, ein Personalraum und Toiletten für die Erzieherinnen, Toiletten für die Kinder und Lagerräume entstanden. Ein ehemaliger Lagerraum wurde zum Gruppenraum umgebaut, damit die Stadt im Kindergarten 15 weitere Betreuungsplätze anbieten kann. Zuletzt kümmerten sich die acht Erzieherinnen um 25 Kinder, die mindestens drei Jahre alt sind, sowie um zehn Kleinkinder.
Theoretisch ist der neue Gruppenraum bezugsfertig. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, sind seit dem 17. März jedoch landesweit sämtliche Schulen und Kindergärten geschlossen. Die Kommunen bieten lediglich eine Notbetreuung für Eltern und Alleinerziehende an, wenn diese in systemrelevanten Berufen tätig sind – also beispielsweise im Krankenhaus, in der Pflege oder im Supermarkt. Gerade einmal drei Kinder werden deshalb zurzeit im Hettinger Kindergarten betreut: Josy, Oscar und Marc dürfen schon einmal beim Einrichten des neuen Gruppenraums helfen und darin spielen. Doch wann sie ihre Kindergartenfreunde wiedersehen werden, ist weiterhin offen. Erst am Mittwoch hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann die wegen der Ausbreitung des Coronavirus eingeführten Einschränkungen bekräftigt – im bisherigen Umfang mindestens bis zum 19. April.
Einen Vorteil hatten Kindergartenleiterin Heidrun Munz, ihre Erzieherinnen
und die an den Arbeiten beteiligten Handwerker durch die Zwangsschließung immerhin: Sie mussten das, was es zu tun gab, nicht im laufenden Betrieb erledigen. „Ich kann mir auch ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie das hätte funktionieren sollen“, sagt Munz. Die Frage, wie die Stadt während der Kindergartenschließung ihre Erzieherinnen beschäftigen soll, stellte sich durch die Umbauarbeiten ebenfalls nicht. „Sie haben kräftig mit angepackt“, sagt Munz. „Zum Beispiel Räume und Regale aus- und wieder eingeräumt, Möbel verschoben, Spielsachen geputzt und aufgeräumt.“
Eigentlich hätten die Bauarbeiten bereits im Herbst vergangenen Jahres abgeschlossen sein sollen. Doch dieser Zeitplan erweist sich im Nachhinein als zu ehrgeizig. „Wegen des Baubooms hat es sich enorm schwierig gestaltet, rechtzeitig die entsprechenden Handwerker zu finden“, sagt Heidrun Munz. Hinzu kam dann auch noch ein weiteres Problem: Während der Bauarbeiten wurde eine feuchte Wand entdeckt, die sich nur schwer trocken legen ließ. „Die genaue Ursache haben wir bis heute nicht ausfindig machen können“, sagt Hauptamtsleiterin Sabrina Lorch.
Mittlerweile ist dieses Problem für die Verantwortlichen aber ebenso zweitrangig wie die Frage, wann die Fluchttreppe geliefert wird, die noch fehlt. Viel wichtiger: Die Erzieherinnen stehen bereit, der neue Gruppenraum ist fertig. Bleibt zu hoffen, dass auch bald wieder die Kinder kommen – und sich die Corona-Krise nicht allzu dramatisch verschärft.