Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vorerst keine Windräder in Pfullendorf
Das Landratsamt entscheidet sich gegen eine Anlage in Denkingen.
PFULLENDORF (sz/anl) - Für den Bereich Hohenreute, Pfullendorf-Denkingen plant die Firma Abo-Wind seit Längerem die Errichtung und den Betrieb von vier Windenergieanlagen. Doch das Landratsamt hat sich laut Pressemitteilung gegen das Vorhaben ausgesprochen. Grund hierfür sei der Artenschutz.
Bereits im August 2018 wurde ein entsprechendes Antragsverfahren für die Windkraftanlage beim Landratsamt Sigmaringen eröffnet. Daraufhin wurde das erforderliche immissionsschutzrechtliche Verfahren öffentlich gemacht. Im Rahmen der öffentlichen Auslegung der Planungsunterlagen sind im vergangenen Jahr insgesamt 127 Einwendungen vorgebracht worden. Im Dezember 2019 trafen in der Denkinger Gemeindehalle Einwender, Behördenvertreter und der Antragsteller zusammen, um gemeinsam öffentlich über das Thema zu diskutieren und es zu erörtern.
Im Verfahren stellte sich vor allem der Artenschutz als Problem dar, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Die hohe Dichte von Rotmilanen würde bei Errichtung und Betrieb der Anlagen im geplanten Waldbereich ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko für den windkraftempfindlichen und streng geschützten Rotmilan erwarten lassen. Insoweit wurde zuletzt geprüft, ob sich dieses Tötungsrisiko mit Vermeidungsmaßnahmen wie beispielsweise technischen Tiererkennungssystemen, die dann Abschaltungen auslösen können, entsprechend senken ließe.
Diese Prüfung ergab schlussendlich für das Landratsamt, dass die vorgeschlagenen Vermeidungsmaßnahmen bei den dort bestehenden Vogelbeständen und -aktivitäten das Tötungsrisiko für den Rotmilan nicht entscheidend reduzieren können. Selbst der Betrieb von nur einer Anlage wäre artenschutzrechtlich nicht möglich gewesen. Nachdem dieser Konflikt damit zu einem K.O.-Kriterium wurde, weil er sich nicht ausräumen ließ, hat das Landratsamt nun den Genehmigungsantrag abgelehnt.
Dem stimmt Bürgermeister Thomas Kugler zu. Bereits vor zwei Jahren erschien es ihm und dem Gemeinderat nicht sinnvoll, eine solche Anlage zuzulassen. In Denkingen und Heiligberg, wo gebaut werden sollte, sind Rotmilane beheimatet. Mehr als zwei Dutzend Horste gebe es in Pfullendorf, erklärt der Bürgermeister. Daher entschied sich die Gemeinde, ein anerkanntes Büro mit einem gesonderten Gutachten zu beauftragen. Wenn bereits landauf, landab zwei Rotmilanhorste gegen eine Windanlage sprechen würden, so Kugler, dann könne Denkingen gar nicht infrage kommen. „Das kann nicht sein“, war der Konsens des Gemeinderates. Außerdem stellte sich die Frage nach der Lärmbeeinträchtigung der Bewohner, gibt Kugler zu bedenken. Gegen das Projekt hätten zudem noch weitere Detailfragen gesprochen. In erster Linie stand aber der Artenschutz als Ausschlusskriterium für die Anlage fest, was das unabhängige Gutachten auch bestätigte. „Wir fühlen uns jetzt in unseren Befürchtungen bestätigt“, so Bürgermeister Kugler über die Entscheidung des Landratsamtes.
Das Unternehmen Abo-Wind aus Wiesbaden wird hingegen gegen diese Entscheidung vorgehen, das bestätigte ihr Pressesprecher Daniel Duben auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Eine detaillierte Stellungnahme von Abo-Wind ist bis Ende nächster Woche zu erwarten.