Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zynische Diskussion
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Ich bin dieser Tage immer wieder erstaunt, wie viele scheinbar nichts Wichtigeres sehen, als die Frage, wann endlich wieder voll losgewirtschaftet werden kann. Man solle jetzt endlich eine Exit-Debatte führen, damit klar festgelegt ist, wann sämtliche Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens wieder aufgehoben werden. Klar, das kann man diskutieren, aber solange das Virus nicht mit seinen Plänen mit am Tisch sitzt, ist das völlig vergeudete Zeit. Wie lange die Einschränkungen dauern müssen, kann derzeit niemand seriös beantworten. Und die zynische, ja menschenverachtende Diskussion, wie viele Tote wir zugunsten der Wirtschaft akzeptieren, ist einfach nur widerlich. Natürlich ist eine fallende Wirtschaftsleistung übel. Aber ich wage die Prognose, dass es schlimmer ist, wenn die Kundschaft und die Mitarbeiter wegsterben. Nach vielen vielen Jahren des permanent hohen Wirtschaftswachstums (Wachstum!) haben wir ein Leistungsniveau erreicht, wie noch niemals in der gesamten Menschheitsgeschichte. Ist es da zu viel verlangt, dass man jetzt mal ein paar Monate auf die Bremse tritt, damit diese Pandemie nicht doch noch völlig entgleist? Ich bin ebenfalls gespannt, wie wichtig die derzeit ernannten Helden nach der Pandemie noch sind. Ich habe das Gefühl, dass dann alles doch wieder anders sein wird, Geld ist am Ende halt doch so vielen wichtiger als alles andere.
Benjamin Schäfer, Unlingen Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass wir für die Veröffentlichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalten müssen. Leserzuschriften stellen keine redaktionellen Beiträge dar. Anonyme Zuschriften können wir nicht veröffentlichen.
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