Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Störche bilden Kolonien
Nähe zum Ried fördert die Ansiedlung in Ostrach
OSTRACH/ALTSHAUSEN - Fremde Störche haben es oft schwer, in der Nachbarschaft akzeptiert zu werden. Eine daher eher ungewöhnliche Beobachtung für die Region macht die Storchenbeauftragte Ute Reinhard daher unter anderem in Altshausen und Ostrach: Die Tiere bilden kleine Kolonien und die Zahl der Paare erhöht sich vielerorts.
In Ostrach haben sich in den vergangenen Jahren Tiere in den Nestern auf dem Rathaus und dem Gasthaus Hirsch niedergelassen. In beiden Fällen haben die Paare wieder ihren Horst bezogen beziehungsweise haben überwintert.
Neu hinzugekommen ist bislang ein neues Nest auf dem alten Rathaus und jüngst auch auf dem Amtshaus. Denn dort hatte ein Paar versucht, auf dem First ein Nest zu bauen. Da dieses Vorhaben zu scheitern drohte, hat die Gemeinde von der Firma Saile ein weiteres Nest anfertigen lassen. Prompt haben die Tiere es inspiziert. Auch auf dem Nest auf dem alten Rathaus scheint die Ansiedlung zu klappen. „Das gefiel den Tieren auf dem neuen Rathaus zunächst nicht, weil sie wohl keine Nachbarn dort wollten. Aber sie scheinen nun akzeptiert zu werden“, sagt Reinhard.
Das fünfte Nest ist in direkte Nachbarschaft auf einem Kamin des Gasthauses Hirsch im Bau. Dort seien bislang keine Streitigkeiten bekannt. „Zu diesem Zeitpunkt kann es aber auch noch Wechsel geben. Zumal scheinen noch weitere Tiere auf der Wohnungssuche zu sein“, berichtet die Storchenbeauftragte. Auch auf der Kirche gibt es jüngst wieder Versuche des Nestbaus.
Solch eine Koloniebildung ist laut Reinhard in der Region bislang eher selten. Zwar seien Kolonien zum Beispiel vom Affenberg in Salem bekannt, da würden Tiere aber auch durch Zufütterung durch den Winter gebracht. „Die Nähe zum PfrungerBurgweiler Ried und die dortigen Möglichkeiten zur Futtersuche dürften ein Grund für die vermehrte Ansiedlung hier sein“, sagt Reinhard. Daher sei die Koloniebildung in Ostrach besonders erfreulich, da sie auf natürlichen Umständen basiere.
In Altshausen waren es im vergangenen Jahr sechs Storchenpaare. Bislang wurden insgesamt elf bei der Ansiedlung gesichtet (SZ berichtete). Dort bauen sie vor allem auf den Podesten von Strommasten ihre Nester. „Diese Entwicklung ist in Ebenweiler und Moosheim ähnlich. In Zussdorf ist die Zahl der Paare sogar von einem auf derzeit sechs gestiegen“, berichtet Reinhard. Ob alle Paare an den jetzigen Standorten bleiben und auch brüten, müsse aber noch abgewartet werden. In diesen Orten geht sie davon aus, dass die Störche sich gegenseitig anziehen. „Wenn die Tiere sehen, dass dort schon andere leben, suchen sie eher im Umfeld nach einer Wohnmöglichkeit. Aber auch die Nähe zum Menschen mögen die Tiere“, sagt Reinhard. In Oberschwaben und Allgäu sei schon im vergangenen Jahr ein größerer Zuwachs als im Rest des Bundeslandes zu beobachten gewesen. Ein Grund liege in den Bruterfolgen der Vorjahre. „In dieser Sicht war 2018 ein sensationelles Jahr und da die Tiere erst im Alter von zwei Jahren aus dem Süden zurückkehren, um sich selber fortzupflanzen, war diese Entwicklung fast schon zu erwarten“, sagt Reinhard.