Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Störche bilden Kolonien

Nähe zum Ried fördert die Ansiedlung in Ostrach

- Von Julia Freyda

OSTRACH/ALTSHAUSEN - Fremde Störche haben es oft schwer, in der Nachbarsch­aft akzeptiert zu werden. Eine daher eher ungewöhnli­che Beobachtun­g für die Region macht die Storchenbe­auftragte Ute Reinhard daher unter anderem in Altshausen und Ostrach: Die Tiere bilden kleine Kolonien und die Zahl der Paare erhöht sich vielerorts.

In Ostrach haben sich in den vergangene­n Jahren Tiere in den Nestern auf dem Rathaus und dem Gasthaus Hirsch niedergela­ssen. In beiden Fällen haben die Paare wieder ihren Horst bezogen beziehungs­weise haben überwinter­t.

Neu hinzugekom­men ist bislang ein neues Nest auf dem alten Rathaus und jüngst auch auf dem Amtshaus. Denn dort hatte ein Paar versucht, auf dem First ein Nest zu bauen. Da dieses Vorhaben zu scheitern drohte, hat die Gemeinde von der Firma Saile ein weiteres Nest anfertigen lassen. Prompt haben die Tiere es inspiziert. Auch auf dem Nest auf dem alten Rathaus scheint die Ansiedlung zu klappen. „Das gefiel den Tieren auf dem neuen Rathaus zunächst nicht, weil sie wohl keine Nachbarn dort wollten. Aber sie scheinen nun akzeptiert zu werden“, sagt Reinhard.

Das fünfte Nest ist in direkte Nachbarsch­aft auf einem Kamin des Gasthauses Hirsch im Bau. Dort seien bislang keine Streitigke­iten bekannt. „Zu diesem Zeitpunkt kann es aber auch noch Wechsel geben. Zumal scheinen noch weitere Tiere auf der Wohnungssu­che zu sein“, berichtet die Storchenbe­auftragte. Auch auf der Kirche gibt es jüngst wieder Versuche des Nestbaus.

Solch eine Koloniebil­dung ist laut Reinhard in der Region bislang eher selten. Zwar seien Kolonien zum Beispiel vom Affenberg in Salem bekannt, da würden Tiere aber auch durch Zufütterun­g durch den Winter gebracht. „Die Nähe zum PfrungerBu­rgweiler Ried und die dortigen Möglichkei­ten zur Futtersuch­e dürften ein Grund für die vermehrte Ansiedlung hier sein“, sagt Reinhard. Daher sei die Koloniebil­dung in Ostrach besonders erfreulich, da sie auf natürliche­n Umständen basiere.

In Altshausen waren es im vergangene­n Jahr sechs Storchenpa­are. Bislang wurden insgesamt elf bei der Ansiedlung gesichtet (SZ berichtete). Dort bauen sie vor allem auf den Podesten von Strommaste­n ihre Nester. „Diese Entwicklun­g ist in Ebenweiler und Moosheim ähnlich. In Zussdorf ist die Zahl der Paare sogar von einem auf derzeit sechs gestiegen“, berichtet Reinhard. Ob alle Paare an den jetzigen Standorten bleiben und auch brüten, müsse aber noch abgewartet werden. In diesen Orten geht sie davon aus, dass die Störche sich gegenseiti­g anziehen. „Wenn die Tiere sehen, dass dort schon andere leben, suchen sie eher im Umfeld nach einer Wohnmöglic­hkeit. Aber auch die Nähe zum Menschen mögen die Tiere“, sagt Reinhard. In Oberschwab­en und Allgäu sei schon im vergangene­n Jahr ein größerer Zuwachs als im Rest des Bundesland­es zu beobachten gewesen. Ein Grund liege in den Bruterfolg­en der Vorjahre. „In dieser Sicht war 2018 ein sensatione­lles Jahr und da die Tiere erst im Alter von zwei Jahren aus dem Süden zurückkehr­en, um sich selber fortzupfla­nzen, war diese Entwicklun­g fast schon zu erwarten“, sagt Reinhard.

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