Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Den lokalen Betrieben jetzt unter die Arme greifen“
Wirtschaftsförderer und Vorsitzender des Gewerbevereins fordern: Auflagen einhalten, Angebote wahrnehmen
MENGEN - Angebote bündeln, Einzelhändler und Gewerbetreibende noch mehr miteinander vernetzen und Unterstützung für diejenigen finden, die die Corona-Krise gerade besonders trifft. Manuel Kern, Wirtschaftsförderer der Stadt Mengen, und Thomas Dau, der Vorsitzende des Gewerbevereins Mengen, gehören definitiv nicht zu denjenigen, die gerade nach neuen Freizeitbeschäftigungen suchen. Sie versuchen, die Wirtschaft im Kleinen am Laufen zu halten.
In den vergangenen Wochen ist es öfter vorgekommen, dass Thomas Dau das aufblasbare Bett genutzt hat, das er für Notfälle im Rewe-Markt deponiert hat. „Für mein Team ist es in jeglicher Hinsicht eine anstrengende Zeit“, sagt der Geschäftsführer des Supermarkts. Während der Hochphase der Hamsterkäufe seien sie mit den Bestellungen und dem Packen der Regale kaum hinterher gekommen. „Meine Mitarbeiter haben aber alle mitgezogen und sich auch für Nachtschichten gemeldet, das ist eine riesige Leistung“, sagt er. Für ihn gab es ständig neue Informationen aus der Rewe-Konzernleitung, es mussten Spuckschutz-Scheiben und Abstandshalter installiert werden. Auch über das Tragen von Handschuhen und Mundschutz werde im Team geredet. „Wenn sich die Mitarbeiter damit sicherer fühlen, gebe ich mein Bestes, alles zu besorgen“,, sagt er.
Gleichzeitig versucht er als Vorsitzender des Gewerbevereins mit den anderen Händlern und Unternehmern in Kontakt zu bleiben. „Im Moment sind gerade alle für sich dabei, einen Weg durch die Krise zu finden“, so Dau. Quasi über Nacht hätten viele Gastronomen Hol- und Lieferservices eingeführt und Einzelhändler Online-Angebote eingerichtet. „Die Reisebüros sind mit Rückholaktionen total beschäftigt, während Friseure gerade gar nichts machen können.“Klar, dass einige auch Existenzängste hätten.
Wichtig sei jetzt, die verschiedenen Angebote noch besser zu bündeln und die Mengener immer wieder dazu aufzufordern, ihre lokalen
Händler und Gastronomen zu unterstützen. „Wer im kommenden Jahr noch in einem Restaurant essen möchte, muss jetzt den Abholservice nutzen“, betont Dau.
Genau an dieser Bündelung wird gerade in der Stadtverwaltung gearbeitet. „Wir haben alle aktiven Betriebe und deren endkundenrelevantes Dienstleistungsangebot auf unserer städtischen Homepage zusammen getragen“, sagt Wirtschaftsförderer Manuel Kern. Er habe erfreut festgestellt, dass die Mengener Unternehmer situationsbedingt eine große Bereitschaft zur Neuausrichtung der Kundenserviceprozesse zeigen würden. „Händler beispielsweise rüsten sich in einer bemerkenswerten Geschwindigkeit um nun zunehmend digital besser wahrgenommen zu werden und über kontaktlose Vertriebswege beispielsweise Telefon- und Onlinebestellungen zum Kunden zu bringen.“Er berate die Betriebe bei diesen Digitalisierungbemühungen bei Bedarf und helfe bei der Suche nach OnlinePlattformen zur Vermarktung.
Wenn es um die Beantragung von Kurzarbeit oder Soforthilfen gehe, würden die Rathausmitarbeiter die Geschäftsleute zu den passenden Anlaufstellen lotsen und bei technischen Fragen weiterhelfen. „Bei der konkreten inhaltlichen Ausgestaltung der Anträge zu Soforthilfen und Krediten stehen dann insbesondere die Kammern und Hausbanken den Unternehmen zur Seite“, so Kern.
In Sachen Mietstundung oder -erlass im privaten Bereich könne die Stadtverwaltung keine Vermittlung übernehmen. Die Stadtverwaltung bemühe sich mit einem Krisenstab zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur die Strom- und Wasserversorgung, die Notfallbetreuung und die öffentliche Sicherheit bezüglich der Einhaltung der Landesverordnung
zur Corona-Pandemie, der Überwachung der Quarantäne und des Rettungswesens aufrechtzuerhalten. Hierfür arbeiten die Mitarbeiter des Rathauses laut Bürgermeister Stefan Bubeck rund um die Uhr. Kämmerer Holger Kuhn rechnet derzeit mit einem deutlichen Einbruch der Gewerbesteuereinnahmen. Erste Firmen hätten schon ihre Gewerbesteuervorauszahlungen für das Jahr 2020 auf Null Euro nach unten korrigieren lassen. Für genaue Prognosen sei es aber noch zu früh.