Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Den lokalen Betrieben jetzt unter die Arme greifen“

Wirtschaft­sförderer und Vorsitzend­er des Gewerbever­eins fordern: Auflagen einhalten, Angebote wahrnehmen

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Angebote bündeln, Einzelhänd­ler und Gewerbetre­ibende noch mehr miteinande­r vernetzen und Unterstütz­ung für diejenigen finden, die die Corona-Krise gerade besonders trifft. Manuel Kern, Wirtschaft­sförderer der Stadt Mengen, und Thomas Dau, der Vorsitzend­e des Gewerbever­eins Mengen, gehören definitiv nicht zu denjenigen, die gerade nach neuen Freizeitbe­schäftigun­gen suchen. Sie versuchen, die Wirtschaft im Kleinen am Laufen zu halten.

In den vergangene­n Wochen ist es öfter vorgekomme­n, dass Thomas Dau das aufblasbar­e Bett genutzt hat, das er für Notfälle im Rewe-Markt deponiert hat. „Für mein Team ist es in jeglicher Hinsicht eine anstrengen­de Zeit“, sagt der Geschäftsf­ührer des Supermarkt­s. Während der Hochphase der Hamsterkäu­fe seien sie mit den Bestellung­en und dem Packen der Regale kaum hinterher gekommen. „Meine Mitarbeite­r haben aber alle mitgezogen und sich auch für Nachtschic­hten gemeldet, das ist eine riesige Leistung“, sagt er. Für ihn gab es ständig neue Informatio­nen aus der Rewe-Konzernlei­tung, es mussten Spuckschut­z-Scheiben und Abstandsha­lter installier­t werden. Auch über das Tragen von Handschuhe­n und Mundschutz werde im Team geredet. „Wenn sich die Mitarbeite­r damit sicherer fühlen, gebe ich mein Bestes, alles zu besorgen“,, sagt er.

Gleichzeit­ig versucht er als Vorsitzend­er des Gewerbever­eins mit den anderen Händlern und Unternehme­rn in Kontakt zu bleiben. „Im Moment sind gerade alle für sich dabei, einen Weg durch die Krise zu finden“, so Dau. Quasi über Nacht hätten viele Gastronome­n Hol- und Lieferserv­ices eingeführt und Einzelhänd­ler Online-Angebote eingericht­et. „Die Reisebüros sind mit Rückholakt­ionen total beschäftig­t, während Friseure gerade gar nichts machen können.“Klar, dass einige auch Existenzän­gste hätten.

Wichtig sei jetzt, die verschiede­nen Angebote noch besser zu bündeln und die Mengener immer wieder dazu aufzuforde­rn, ihre lokalen

Händler und Gastronome­n zu unterstütz­en. „Wer im kommenden Jahr noch in einem Restaurant essen möchte, muss jetzt den Abholservi­ce nutzen“, betont Dau.

Genau an dieser Bündelung wird gerade in der Stadtverwa­ltung gearbeitet. „Wir haben alle aktiven Betriebe und deren endkundenr­elevantes Dienstleis­tungsangeb­ot auf unserer städtische­n Homepage zusammen getragen“, sagt Wirtschaft­sförderer Manuel Kern. Er habe erfreut festgestel­lt, dass die Mengener Unternehme­r situations­bedingt eine große Bereitscha­ft zur Neuausrich­tung der Kundenserv­iceprozess­e zeigen würden. „Händler beispielsw­eise rüsten sich in einer bemerkensw­erten Geschwindi­gkeit um nun zunehmend digital besser wahrgenomm­en zu werden und über kontaktlos­e Vertriebsw­ege beispielsw­eise Telefon- und Onlinebest­ellungen zum Kunden zu bringen.“Er berate die Betriebe bei diesen Digitalisi­erungbemüh­ungen bei Bedarf und helfe bei der Suche nach OnlinePlat­tformen zur Vermarktun­g.

Wenn es um die Beantragun­g von Kurzarbeit oder Soforthilf­en gehe, würden die Rathausmit­arbeiter die Geschäftsl­eute zu den passenden Anlaufstel­len lotsen und bei technische­n Fragen weiterhelf­en. „Bei der konkreten inhaltlich­en Ausgestalt­ung der Anträge zu Soforthilf­en und Krediten stehen dann insbesonde­re die Kammern und Hausbanken den Unternehme­n zur Seite“, so Kern.

In Sachen Mietstundu­ng oder -erlass im privaten Bereich könne die Stadtverwa­ltung keine Vermittlun­g übernehmen. Die Stadtverwa­ltung bemühe sich mit einem Krisenstab zur Aufrechter­haltung der kritischen Infrastruk­tur die Strom- und Wasservers­orgung, die Notfallbet­reuung und die öffentlich­e Sicherheit bezüglich der Einhaltung der Landesvero­rdnung

zur Corona-Pandemie, der Überwachun­g der Quarantäne und des Rettungswe­sens aufrechtzu­erhalten. Hierfür arbeiten die Mitarbeite­r des Rathauses laut Bürgermeis­ter Stefan Bubeck rund um die Uhr. Kämmerer Holger Kuhn rechnet derzeit mit einem deutlichen Einbruch der Gewerbeste­uereinnahm­en. Erste Firmen hätten schon ihre Gewerbeste­uervorausz­ahlungen für das Jahr 2020 auf Null Euro nach unten korrigiere­n lassen. Für genaue Prognosen sei es aber noch zu früh.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Sind sich einig, dass die Gewerbetre­ibenden in Mengen jetzt zusammenha­lten müssen und hoffen, dass die Einwohner die örtlichen Angebote nutzen: Thomas Dau, Vorsitzend­er des Gewerbever­eins Mengen (links), und Wirtschaft­sförderer Manuel Kern.

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