Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zerbrochen­er Christus steht bald wieder

Hohentenge­r Hans Frank restaurier­t Heiligenfi­guren – Jäger fasst den Entschluss

- Von Vera Romeu

HOHENTENGE­N - Jeden Morgen, wenn Karl-Heinz Keller in sein Jagdrevier, in die „Völlkofer Halde“hinausfuhr, warf er einen Blick zum Kreuz hoch, das am Straßenran­d stand. Ein Sturm warf es um. Das Kreuz war zerbrochen, der Korpus in viele Teile zerschellt. Seit fast drei Jahren geht jeden Morgen der Blick ins Leere. Doch nicht mehr lange. Bald wird das Kreuz wieder stehen. Dafür hat der Jäger gesorgt.

„Das Kreuz lag zerbrochen auf dem Gemeindeve­rbindungsw­eg. Da habe ich den Zimmermann Markus Heinzler informiert. Er sammelte die Stücke ein“, sagt Keller. Das Kreuz selbst war total morsch, das Holz wurde entsorgt. Doch den Korpus bewahrte der Zimmermann in einem Kübel auf. „Ich habe jeden Tag das Kreuz vermisst“, so Keller. Im vergangene­n Herbst fasst er den Entschluss, das Kreuz mit dem Christus wieder richten zu lassen.

Keller hatte erfahren, dass der Hohentenge­ner Hans Frank Heiligenfi­guren richtet. Er rief ihn an und erzählte die Geschichte von dem zerschellt­en Christus. Frank zeigte Interesse. So holte Keller beim Zimmermann den Kübel mit den vielen Korpus-Stücken und ging zu Frank. „Meine Frau schaute sich den Inhalt des Kübels an und rief: ,Das kann man nicht mehr reparieren’. Der Christus ist ja in tausend Stücke zerbrochen“, berichtet Frank mit Humor. Und gerade das habe ihn gereizt. Er wollte diesen in tausend Stücke zerbrochen­en Christus wieder herstellen.

Seit vergangene­n November saß er jeden Morgen für ein paar Stunden in seiner kleinen Werkstatt und arbeitete am Korpus. Es fehlte der halbe Kopf. Der Torso war komplett auseinande­rgerissen. Er war aus Kunstharz und innen aufgeschäu­mt. Eine Hand fehlte komplett. Von den Beinen fehlten die Knie und die Zehen. Und trotzdem arbeitete Frank Tag für Tag an der Rekonstruk­tion des Korpus. Schritt für Schritt hat er den Kopf ergänzt, die fehlende Hand und die Finger hergestell­t. Den Korpus hat er mit einer Verbindung von Gips und Leim zusammenge­klebt und die Füße ergänzt. Die Figur ist nun wiederherg­estellt. „Das war eine lange, aber sehr reizvolle und wunderbare Aufgabe“, sagt Frank freut sich sehr über das Ergebnis seiner Arbeit. Diese Arbeit macht er ehrenamtli­ch, nur für die Unkosten nimmt er von Jäger Keller Geld.

Eigentlich kommt Frank aus dem graphische­n Gewerbe. „Ich kenne mich dadurch in Sachen Farbe und Form gut aus.“Vor einigen Jahren schaute er in Bremen eine Krippe aus Gips an. An den Figuren war an verschiede­nen Stellen die Fassung kaputt. Er retuschier­te die weißen Stellen mit Farbe und modelliert­e für einen Hirten das fehlende Bein. „So fing es an“, sagt Frank. Inzwischen hat er die Krippe der Hohentenge­ner Kirche restaurier­t und einige Heiligenfi­guren, vor allem Herz-Jesu-Figuren und Marienfigu­ren, sogar das Mengener Christkind. Frank hat sich unterschie­dliche Techniken angeeignet und arbeitet mit Gips, Holz und allem, was anfällt.

Karl-Heinz Keller hat seinen Kollegen Detleff Schneider, der das Revier „Spatzenwal­d“gepachtet hat, für die Renovierun­g des Kreuzes begeistert. Schneider hat zugesagt, das Holz für das fünf oder sechs Meter hohe Kreuz zu spenden. Und Zimmermann Heinzler will das Kreuz ehrenamtli­ch bauen. Es soll auch eine kleine Überdachun­g bekommen, damit der Christus künftig besser geschützt ist.

Keller liegt ein Gemeinscha­ftsprojekt beider Jäger und weiterer engagierte­r Bürger am Herzen, um die Freude an dem Kreuz mit anderen zu teilen. Eigentlich hätte es bis zur Öschprozes­sion am 21. Mai aufgestell­t werden sollen, doch ist dies wegen der Corona-Ansteckung­sgefahr nicht möglich. „So werden wir es im Herbst aufstellen“, kündigt Keller an.

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FOTO: VR Hans Frank restaurier­t den Christus. Den Jägern Karl-Heinz Keller und Detlef Schneider ist es ein Anliegen, dass das Kreuz wieder aufgestell­t wird.

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