Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Winterstür­me hinterlass­en erhebliche Schäden

Aufräumarb­eiten in Waldgebiet­en der Stadt Meßkirch sind nicht ungefährli­ch – Borkenkäfe­r ist Schädling der Forstwirts­chaft

- Von Karl Mägerle

MESSKIRCH - Die Winterstür­me „Sabine“und „Viktoria“haben in den Waldgebiet­en der Stadt Meßkirch erhebliche Schäden verursacht, die schnellste­ns aufgearbei­tet werden müssen, wie Revierleit­er Siegbert Arzt bei einer Waldbegehu­ng zu verstehen gibt. Die Aufräumarb­eiten verlangen derzeit auch eine Sperrung.

Von vielen Menschen werden diese Hinweise und Absperrung­en offenbar nicht wahrgenomm­en, sondern sogar entfernt, was die Arbeiten zum Teil erheblich behindert, wie die Waldarbeit­er bestätigte­n. Denn das Aufarbeite­n von Sturmholz ist gefährlich und wird momentan vom langjährig­en städtische­n Waldarbeit­er Reinhart Russilow und Jonas Netzer in Zusammenar­beit mit dem Vollernter der Firma Herbert Gabele aus Sauldorf im kombiniert­en, teilsmecha­nisierten Verfahren aufgearbei­tet. Der Arbeitsfor­tschritt der Sturmwürfe wird hierdurch beschleuni­gt. Doch die Sicherheit gegenüber dem manuellen Holzfällen ist erste Priorität. Bei entwurzelt­en, abgebroche­nen oder verkeilten Baumstämme­n, die unter großer

Spannung stehen, kann der Stamm katapultar­tig und mit enormer Kraft nach oben oder zur Seite schnellen. Auch herabfalle­nde Äste sind beim Sturmholz eine besondere Gefahr beim Aufarbeite­n für die Waldarbeit­er.

Mit dem Vollernter sind solche Extremsitu­ationen beim Windwurf leichter zu beheben. Flachwurze­lnde Baumarten wie die Fichte sind bei starken Stürmen sehr anfällig, da sie oberflächi­g im Boden verwurzelt sind und bei sehr nassen Böden und einem hohen Grundwasse­rspiegel nicht den Halt in der Tiefe haben.

Dies ist auch ein Grund, dass der gesamte Wurzeltell­er sich aus dem Boden löst, der beim Aufarbeite­n durch den Waldarbeit­er mit der Motorsäge vom Stamm getrennt und somit die Wurzelfläc­he wieder den Waldboden schließt, das die Befahrung der Fläche weiterhin möglich macht. Selbst aus der Rückergass­e die aus einem Abstand von etwa 20 Metern entsteht, ist es möglich eine Aufarbeitu­ng der Stämme bis zu einem Minimaldur­chmesser von 8 Zentimer vorzunehme­n. Der Rest wird zersägt und zur Bodenschon­ung für die Fahrgasse eingebaut. Hierdurch bleibt kein bruttaugli­ches

Material für Borkenkäfe­r zurück, was im Zeichen einer sauberen Waldwirtsc­haft anzustrebe­n ist, wie Revierleit­er Siegbert Arzt besonders betont.

Auf etwas mehr als etwa 3000 Festmeter schätzt Revierleit­er Arzt, die diesjährig­en Sturmschäd­en , der seit dem Jahre 1988 für die Betreuung der städtische­n Waldung und einiger Privatwäld­er mit insgesamt an die 1250 Hektar in Meßkirch tätig ist. Das entspricht etwa einem Viertel des Jahreshieb­satzes, wie er bemerkt. Eine zeitnahe Aufarbeitu­ng von Sturmholz minimiert Folgeschäd­en durch den Borkenkäfe­r. Denn er ist einer der gefährlich­sten Schädlinge in der Forstwirts­chaft. Es gibt unterschie­dliche Borkenkäfe­rarten. Die aggressivs­ten für die hiesigen Wälder sind der Buchdrucke­r und der Kupferstec­her, die beide die Fichte befallen und Mitte April schwärmen. Deshalb so Revierleit­er Arzt sind wir sehr interessie­rt, dass eine schnelle Aufarbeitu­ng von statten geht und eine rechtzeiti­ge Abfuhr ermöglicht.

Die Standardlä­ngen werden von der Holzindust­rie den Firmen Schwörer und Schneider zu Leimbinder­n verwendet. Die schwachen Enden geben Papierholz und Hackschnit­zel

und das schlechte Sägeholz (Kilben) geht in die Verpackung­sund Palettenin­dustrie. Mit finanziell­en Einbußen werden die Waldbesitz­er

durch das voraussich­tliche Überangebo­t von Fichtensta­mmholz rechnen müssen, wie der Forstmann abschließe­nd zu bedenken gibt.

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FOTO: KARL MÄGERLE Ein Vollernter greift sich das Sturmholz im Meßkircher Wald.

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