Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Winterstürme hinterlassen erhebliche Schäden
Aufräumarbeiten in Waldgebieten der Stadt Meßkirch sind nicht ungefährlich – Borkenkäfer ist Schädling der Forstwirtschaft
MESSKIRCH - Die Winterstürme „Sabine“und „Viktoria“haben in den Waldgebieten der Stadt Meßkirch erhebliche Schäden verursacht, die schnellstens aufgearbeitet werden müssen, wie Revierleiter Siegbert Arzt bei einer Waldbegehung zu verstehen gibt. Die Aufräumarbeiten verlangen derzeit auch eine Sperrung.
Von vielen Menschen werden diese Hinweise und Absperrungen offenbar nicht wahrgenommen, sondern sogar entfernt, was die Arbeiten zum Teil erheblich behindert, wie die Waldarbeiter bestätigten. Denn das Aufarbeiten von Sturmholz ist gefährlich und wird momentan vom langjährigen städtischen Waldarbeiter Reinhart Russilow und Jonas Netzer in Zusammenarbeit mit dem Vollernter der Firma Herbert Gabele aus Sauldorf im kombinierten, teilsmechanisierten Verfahren aufgearbeitet. Der Arbeitsfortschritt der Sturmwürfe wird hierdurch beschleunigt. Doch die Sicherheit gegenüber dem manuellen Holzfällen ist erste Priorität. Bei entwurzelten, abgebrochenen oder verkeilten Baumstämmen, die unter großer
Spannung stehen, kann der Stamm katapultartig und mit enormer Kraft nach oben oder zur Seite schnellen. Auch herabfallende Äste sind beim Sturmholz eine besondere Gefahr beim Aufarbeiten für die Waldarbeiter.
Mit dem Vollernter sind solche Extremsituationen beim Windwurf leichter zu beheben. Flachwurzelnde Baumarten wie die Fichte sind bei starken Stürmen sehr anfällig, da sie oberflächig im Boden verwurzelt sind und bei sehr nassen Böden und einem hohen Grundwasserspiegel nicht den Halt in der Tiefe haben.
Dies ist auch ein Grund, dass der gesamte Wurzelteller sich aus dem Boden löst, der beim Aufarbeiten durch den Waldarbeiter mit der Motorsäge vom Stamm getrennt und somit die Wurzelfläche wieder den Waldboden schließt, das die Befahrung der Fläche weiterhin möglich macht. Selbst aus der Rückergasse die aus einem Abstand von etwa 20 Metern entsteht, ist es möglich eine Aufarbeitung der Stämme bis zu einem Minimaldurchmesser von 8 Zentimer vorzunehmen. Der Rest wird zersägt und zur Bodenschonung für die Fahrgasse eingebaut. Hierdurch bleibt kein bruttaugliches
Material für Borkenkäfer zurück, was im Zeichen einer sauberen Waldwirtschaft anzustreben ist, wie Revierleiter Siegbert Arzt besonders betont.
Auf etwas mehr als etwa 3000 Festmeter schätzt Revierleiter Arzt, die diesjährigen Sturmschäden , der seit dem Jahre 1988 für die Betreuung der städtischen Waldung und einiger Privatwälder mit insgesamt an die 1250 Hektar in Meßkirch tätig ist. Das entspricht etwa einem Viertel des Jahreshiebsatzes, wie er bemerkt. Eine zeitnahe Aufarbeitung von Sturmholz minimiert Folgeschäden durch den Borkenkäfer. Denn er ist einer der gefährlichsten Schädlinge in der Forstwirtschaft. Es gibt unterschiedliche Borkenkäferarten. Die aggressivsten für die hiesigen Wälder sind der Buchdrucker und der Kupferstecher, die beide die Fichte befallen und Mitte April schwärmen. Deshalb so Revierleiter Arzt sind wir sehr interessiert, dass eine schnelle Aufarbeitung von statten geht und eine rechtzeitige Abfuhr ermöglicht.
Die Standardlängen werden von der Holzindustrie den Firmen Schwörer und Schneider zu Leimbindern verwendet. Die schwachen Enden geben Papierholz und Hackschnitzel
und das schlechte Sägeholz (Kilben) geht in die Verpackungsund Palettenindustrie. Mit finanziellen Einbußen werden die Waldbesitzer
durch das voraussichtliche Überangebot von Fichtenstammholz rechnen müssen, wie der Forstmann abschließend zu bedenken gibt.