Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Sorgen werden größer

Im Handball und Basketball drohen Geisterspi­ele bis Ende des Jahres

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HAMBURG (SID/dpa) - Die Sorgen im Handball und Basketball werden immer größer. Die Pläne im Kampf gegen einen Saisonabbr­uch sind das eine, doch Virologen warnen bereits vor Geisterspi­elen bis 2021.

Für Profisport­arten, die einen Großteil ihrer Umsätze aus den Ticketverk­äufen erlösen, geht es spätestens bei Geisterspi­elen um die Existenz. „Wenn Spiele ohne Zuschauer die Regel werden, dann wird profession­eller Handball schwer darstellba­r sein“, sagte Frank Bohmann, Geschäftsf­ührer der Handball-Bundesliga (HBL) dem Magazin „Sponsors“. Ein Geisterspi­el könne für den Handball „nur ein Ausnahmefa­ll“sein.

Gleiches gilt auch im Basketball, wo die Umsatzverl­uste der Clubs allein für dieses Spieljahr ähnlich wie im Handball auf bis zu 25 Millionen Euro beziffert werden. Weil die Corona-Krise womöglich aber noch weit größere Auswirkung­en haben könnte als bislang angenommen, gehen die Planungen der Verantwort­lichen im Handball und Basketball längst über den 30. Juni, das Ende dieser Saison, hinaus.

„Wenn ich ganz offen bin, dann mache ich mir mehr Sorgen um die kommende Spielzeit, weil wir ja jetzt überhaupt nicht wissen, ob ab Ende September ein normaler Spielbetri­eb mit Zuschauern wieder möglich ist“, sagte Alexander Reil, LigaPräsid­ent im Basketball, im SWR-Interview: „Und dann, glaube ich, wird es noch viel schwierige­r als jetzt, zweieinhal­b Monate zu überbrücke­n.“Zumal das von den Vereinen nahezu flächendec­kend angemeldet­e Kurzarbeit­ergeld endlich ist.

Anders als im Fußball oder im USBasketba­ll verdienen selbst die Topspieler im Handball und Basketball keine Millionens­ummen. „Jeder, der bis drei zählen kann, weiß, was eine Wirtschaft­skrise ganz besonders auch für uns Sportler bedeutet. Die

Gehälter werden mit Sicherheit runtergehe­n“, sagte Ex-Basketball-Nationalsp­ieler Philipp Schwethelm von den EWE Baskets Oldenburg. Ähnlich geht es den Handballer­n. Nationalsp­ieler Martin Strobel vom Bundesligi­sten HBW Balingen-Weilstette­n befürchtet für seine Sportart Einschnitt­e. „Ich denke schon, dass es vielleicht eine Anpassung der Gehälter geben könnte“, sagte der 33-Jährige.

Leben kann ein Handballer oder Basketball­er von seinem Jahresgeha­lt, was meist einem Monatslohn eines durchschni­ttlichen Fußballpro­fis gleichkomm­t, durchaus ordentlich.

Basketball-Profi Philipp Schwethelm Allerdings muss er sein Geld für die Zeit nach seiner aktiven Zeit „klug anlegen“, wie Schwethelm erklärt. Der Profi, der auch in Ulm und beim FC Bayern auf Korbjagd ging, ist daher „froh“, dass er sich „eher am Ende“seiner Karriere befinde.

Geht es nach dem Virologen Alexander Kekulé, sollten sich die Ligabosse dringend mit dem Szenario von Geisterspi­elen bis zum Jahreswech­sel beschäftig­en. Der Direktor des Instituts für Medizinisc­he Mikrobiolo­gie am Universitä­tsklinikum Halle/Saale zeichnete im Aktuellen Sportstudi­o des ZDF ein düsteres Bild für die Austragung von Profisport­veranstalt­ungen. „Ich würde für dieses Jahr nichts mehr planen mit Publikum“, sagte Kekule. „Es sieht nicht so aus, als könnten wir dieses Jahr noch ernsthaft so etwas ins Auge fassen.“

Bis zum 31. April ruht die Basketball­liga, der Handball hat sich eine Deadline bis zum 16. Mai gesetzt. In beiden Ligen soll es aber noch sportlich ermittelte Meister durch Geisterspi­ele geben. Durch ein reguläres Saisonende könnten immerhin noch die TV-Einnahmen gesichert und der eine oder andere Sponsor bedient werden. „Alle haben Angst davor, dass die momentane Situation länger anhält, als wir es verkraften können“, befürchtet Göttingens Geschäftsf­ührer Frank Meinertsha­gen.

Je länger der Stillstand fortgesetz­t wird, desto größer die Angst vor möglichen Insolvenze­n. „Ich hoffe nur, dass alle Vereine in dieser Liga überleben“, sagte Schwethelm.

„Ich hoffe nur, dass alle Vereine in dieser Liga überleben.“

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FOTO: CHRISTOPH WORSCH/IMAGO IMAGES

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