Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Technologiefinanzierer CHG-Meridian verbucht Wachstumssprung
Vorstandschef Wagner rechnet mit einem Dämpfer im laufenden Jahr, sieht das Unternehmen aber gestärkt aus der Krise hervorgehen
WEINGARTEN - Der Technologiefinanzierer CHG-Meridian aus Weingarten (Kreis Ravensburg) hat im vergangenen Jahr beim Wachstum noch einmal einen Gang höher geschaltet. Das Unternehmen, das für den gehobenen Mittelstand und für Großkonzerne unter anderem Computer, Medizintechnik, Gabelstapler und Produktionsanlagen finanziert und vermietet, hat 2019 ein Neugeschäft von zwei Milliarden Euro erzielt – „trotz anspruchsvoller Rahmenbedingungen, wie der Abkühlung der Weltkonjunktur, gravierender Veränderungen in vielen Industriezweigen und dem anhaltenden Niedrigzinsniveau“, wie Firmenchef Mathias Wagner betonte. Das entspricht einem Wachstum von 32 Prozent gegenüber 2018. Unter dem Strich verdiente CHG-Meridian 65 Millionen Euro, nachdem im Jahr zuvor noch 66 Millionen Euro in der Erfolgsrechnung standen.
Den Rückgang beim Ergebnis führte Wagner zum einen auf die Besonderheiten des Geschäftsmodells von CHG-Meridian zurück. So verteilen sich die Gewinnbeiträge neu gebuchter Geschäfte auf die Laufzeit. Große Teile des Ergebnisses werden also erst später realisiert. Zum anderen musste CHGMeridian erhebliche Investitionen in die eigene Digitalisierung und das Personal stemmen. Im Vergleich zu 2018 wuchs die Belegschaft um zehn Prozent auf mittlerweile 1100 Mitarbeiter.
„Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden, und das Neugeschäft sichert uns eine solide Gewinnbasis für die nächsten Jahre“, sagte Wagner. Per Ende 2019 hatte das Unternehmen für seine Kunden in 27 Ländern Anlagen und Geräte im Volumen von 6,9 Milliarden Euro finanziert und vermietet.
Größere Auswirkungen der Corona-Krise auf das eigene Geschäft befürchtet der CHG-Meridian-Chef nicht. Er verwies auf die Krisen der vergangenen Jahre, in denen sich das robuste und defensive Geschäftsmodell
von CHG-Meridian bewährt habe. Kurzfristig gebe es zwar Schwierigkeiten im Neugeschäft, weil die Kunden wegen Kapazitätsengpässen Projekte aufschieben würden. Mittelbis langfristig dürfte CHG-Meridian aber profitieren, weil in vielen Unternehmen der Wert einer funktionierenden IT-Infrastruktur höher gewichtet werde. „Viele Unternehmen haben in den vergangenen Wochen Defizite im Bereich Digitalisierung und beim mobilen Arbeitsplatz oder Einschränkungen für Homeoffice-Lösungen erkannt. Hier können wir mit unserer Erfahrung und unseren Dienstleistungen gezielt unterstützen“, sagte Wagner.
Auch dass Kunden reihenweise in Zahlungsschwierigkeiten geraten und ihre Leasingraten nicht mehr zahlen, glaubt Wagner nicht. „Vereinzelt haben wir zwar Stundungsanfragen“, gibt der Manager im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“zu. Doch die Kunden seien überwiegend bonitäts- und liquiditätsstarke Mittelständler und Großkonzerne, was das Risiko von Zahlungsausfällen klein halte. Gleichwohl sei 2020 ein besonders Jahr. „Ob wir ein Neugeschäft von zwei Milliarden Euro am Jahresende wieder schaffen, lässt sich Stand heute nicht sagen“, so Wagner. Das sei davon abhängig, wie lange die Krisensituation noch andauere.
Neben dem Leasinggeschäft bereitet CHG-Meridian auch die von Kunden zurückgegebene IT-Hardware wieder auf und verkauft diese. Fast 700 000 Geräte und damit 95 Prozent aller Rückläufer wurden so im vergangenen Jahr auf dem Zweitmarkt veräußert. Zudem sind Daten von 266 000 Geräten professionell gelöscht worden.