Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
So arbeiten Erzieherinnen in der Corona-Krise
Trotz Einschränkungen halten die Kindergärten in Veringenstadt und Veringendorf den Kontakt zu den Kindern
VERINGENSTADT - Für Kinder, Eltern und Erzieherinnen ist die landesweite Schließung der Kindergärten vor gut fünf Wochen ein Schock gewesen. Während die Eltern weiter um die Betreuung ihrer Kinder ringen, kam bei der einen oder anderen Erzieherin die Frage auf, wie sie auf Dauer sinnvoll ihre Arbeitszeit füllen könnte. Die Kindergärten in Veringenstadt und Veringendorf zeigen, wie das funktioniert. Immer mit dem Ziel, Kinder und Erzieherinnen möglichst viel miteinander in Kontakt zu bringen – trotz aller Einschränkungen, die den persönlichen Austausch zurzeit unmöglich machen.
„Ein Kindergarten ohne Kinder? Schlimm hat sich das angefühlt!“, sagt Sandra Garbac-Ploch, Leiterin der Kindervilla St. Michael in Veringendorf. Nach der vom Land angeordneten Schließung zur Eindämmung des Coronavirus hätten die Erzieherinnen erst einmal Liegengebliebenes aufgearbeitet, Papierkram erledigt, Spielsachen geputzt oder Überstunden abgebaut. Doch gleichzeitig sei das Gefühl, die Kinder zu vermissen, immer stärker geworden. „Für uns ist dann klar geworden: Wir müssen ein Zeichen setzen.“
Seitdem hängt vor dem Kindergarten ein großes Banner. „Eine Kindervilla ohne euch Kinder ist wie ein Frühling ohne Blumen“, steht darauf. „Wir vermissen euch so sehr und freuen uns auf das Wiedersehen.“Doch bei diesem Zeichen ist es längst nicht geblieben. „Schließlich hat sich auch immer mehr das Bedürfnis entwickelt, Kontakt zu den Kindern aufzunehmen“, sagt Petra Pfaff-Fellinger, Leiterin der Kita Deutstetten in Veringenstadt. Deshalb
sei unter anderem eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet worden, in der Kinder, Eltern und Erzieherinnen beispielsweise Sprachnachrichten und Videobotschaften miteinander austauschen. Die Erzieherinnen nutzen diese Möglichkeit auch, um Fingerspiele, Kurzgeschichten, Lieder oder Bewegungsspiele zu verschicken. „Es ist der Hammer, wie sehr die Kinder diese Videos lieben“, sagt Pfaff-Fellinger.
Beide Kindergärten richteten auch ein Eltern-Kind-Telefon ein, das bislang vor allem in Veringendorf genutzt wird – von Eltern und Kindern gleichermaßen. „Zwei Kinder rufen sogar täglich an“, sagt Sandra Garbac-Ploch. „Sie erzählen uns, was sie unternommen haben, aber auch was sie zum Frühstück essen.“Das Beispiel zeige, wie wichtig den Kindern der regelmäßige Austausch mit den Erzieherinnen ist.
Darüber hinaus haben sich die beiden Kindergartenleiterinnen gemeinsam mit ihren Teams zahlreiche Aktionen ausgedacht, bei denen die Kinder kreativ werden können. „Der Gedanke war: Was wir jetzt gerade mit den Kindern im Kindergarten machen würden, können diese doch vielleicht auch zu Hause erledigen“, sagt Petra Pfaff-Fellinger. In Veringendorf zieren einige der Ergebnisse – selbst gemalte Bilder und selbst gebastelte Blumen – inzwischen den Holzzaun vor dem Kindergarten.
„Es ist toll, wie viele Rückmeldungen wir von den Kindern bekommen“, sagt Petra Pfaff-Fellinger. Auch das habe die Teams der beiden Kindergärten schon für die nächste große Aktion motiviert: Die beiden Wichtel Erna und Franz haben Steine bemalt und bei Spaziergängen in Veringenstadt, Veringendorf und Hermentingen verteilt. Jeder, der einen Stein findet, ist dazu eingeladen, diesen mit nach Hause zu nehmen – und selbst einen gestalteten Stein draußen zu hinterlassen.
Das alles ändert nichts daran, dass sich Kinder und Erzieherinnen nach alten Zeiten zurücksehnen. „Die Kinder schlagen sich tapfer“, sagt Sandra Garbac-Ploch. „Aber ihnen fehlt der persönliche Umgang mit den anderen schon sehr.“Normalerweise besuchen 56 Mädchen und Jungen den Kindergarten in Veringendorf. In Veringenstadt sind es 34. Zurzeit aber gibt es lediglich eine Notbetreuung – mit jeweils vier Kindern.
Wann die Kindergärten zumindest einen ersten Schritt in Richtung Normalität gehen können, ist laut Hauptamtsleiterin Alexandra Hepp ungewiss. „Mit der Erweiterung der Notbetreuung werden ab kommender Woche einige Kinder hinzukommen. Unsere Telefone stehen zurzeit nicht still“, sagt sie. „Aber so gerne wir die Kindergärten wieder regulär öffnen würden: Die Gefahr, dass sich das Coronavirus weiter ausbreitet, ist leider längst nicht gebannt.“