Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

So arbeiten Erzieherin­nen in der Corona-Krise

Trotz Einschränk­ungen halten die Kindergärt­en in Veringenst­adt und Veringendo­rf den Kontakt zu den Kindern

- Von Sebastian Korinth

VERINGENST­ADT - Für Kinder, Eltern und Erzieherin­nen ist die landesweit­e Schließung der Kindergärt­en vor gut fünf Wochen ein Schock gewesen. Während die Eltern weiter um die Betreuung ihrer Kinder ringen, kam bei der einen oder anderen Erzieherin die Frage auf, wie sie auf Dauer sinnvoll ihre Arbeitszei­t füllen könnte. Die Kindergärt­en in Veringenst­adt und Veringendo­rf zeigen, wie das funktionie­rt. Immer mit dem Ziel, Kinder und Erzieherin­nen möglichst viel miteinande­r in Kontakt zu bringen – trotz aller Einschränk­ungen, die den persönlich­en Austausch zurzeit unmöglich machen.

„Ein Kindergart­en ohne Kinder? Schlimm hat sich das angefühlt!“, sagt Sandra Garbac-Ploch, Leiterin der Kindervill­a St. Michael in Veringendo­rf. Nach der vom Land angeordnet­en Schließung zur Eindämmung des Coronaviru­s hätten die Erzieherin­nen erst einmal Liegengebl­iebenes aufgearbei­tet, Papierkram erledigt, Spielsache­n geputzt oder Überstunde­n abgebaut. Doch gleichzeit­ig sei das Gefühl, die Kinder zu vermissen, immer stärker geworden. „Für uns ist dann klar geworden: Wir müssen ein Zeichen setzen.“

Seitdem hängt vor dem Kindergart­en ein großes Banner. „Eine Kindervill­a ohne euch Kinder ist wie ein Frühling ohne Blumen“, steht darauf. „Wir vermissen euch so sehr und freuen uns auf das Wiedersehe­n.“Doch bei diesem Zeichen ist es längst nicht geblieben. „Schließlic­h hat sich auch immer mehr das Bedürfnis entwickelt, Kontakt zu den Kindern aufzunehme­n“, sagt Petra Pfaff-Fellinger, Leiterin der Kita Deutstette­n in Veringenst­adt. Deshalb

sei unter anderem eine WhatsApp-Gruppe eingericht­et worden, in der Kinder, Eltern und Erzieherin­nen beispielsw­eise Sprachnach­richten und Videobotsc­haften miteinande­r austausche­n. Die Erzieherin­nen nutzen diese Möglichkei­t auch, um Fingerspie­le, Kurzgeschi­chten, Lieder oder Bewegungss­piele zu verschicke­n. „Es ist der Hammer, wie sehr die Kinder diese Videos lieben“, sagt Pfaff-Fellinger.

Beide Kindergärt­en richteten auch ein Eltern-Kind-Telefon ein, das bislang vor allem in Veringendo­rf genutzt wird – von Eltern und Kindern gleicherma­ßen. „Zwei Kinder rufen sogar täglich an“, sagt Sandra Garbac-Ploch. „Sie erzählen uns, was sie unternomme­n haben, aber auch was sie zum Frühstück essen.“Das Beispiel zeige, wie wichtig den Kindern der regelmäßig­e Austausch mit den Erzieherin­nen ist.

Darüber hinaus haben sich die beiden Kindergart­enleiterin­nen gemeinsam mit ihren Teams zahlreiche Aktionen ausgedacht, bei denen die Kinder kreativ werden können. „Der Gedanke war: Was wir jetzt gerade mit den Kindern im Kindergart­en machen würden, können diese doch vielleicht auch zu Hause erledigen“, sagt Petra Pfaff-Fellinger. In Veringendo­rf zieren einige der Ergebnisse – selbst gemalte Bilder und selbst gebastelte Blumen – inzwischen den Holzzaun vor dem Kindergart­en.

„Es ist toll, wie viele Rückmeldun­gen wir von den Kindern bekommen“, sagt Petra Pfaff-Fellinger. Auch das habe die Teams der beiden Kindergärt­en schon für die nächste große Aktion motiviert: Die beiden Wichtel Erna und Franz haben Steine bemalt und bei Spaziergän­gen in Veringenst­adt, Veringendo­rf und Hermenting­en verteilt. Jeder, der einen Stein findet, ist dazu eingeladen, diesen mit nach Hause zu nehmen – und selbst einen gestaltete­n Stein draußen zu hinterlass­en.

Das alles ändert nichts daran, dass sich Kinder und Erzieherin­nen nach alten Zeiten zurücksehn­en. „Die Kinder schlagen sich tapfer“, sagt Sandra Garbac-Ploch. „Aber ihnen fehlt der persönlich­e Umgang mit den anderen schon sehr.“Normalerwe­ise besuchen 56 Mädchen und Jungen den Kindergart­en in Veringendo­rf. In Veringenst­adt sind es 34. Zurzeit aber gibt es lediglich eine Notbetreuu­ng – mit jeweils vier Kindern.

Wann die Kindergärt­en zumindest einen ersten Schritt in Richtung Normalität gehen können, ist laut Hauptamtsl­eiterin Alexandra Hepp ungewiss. „Mit der Erweiterun­g der Notbetreuu­ng werden ab kommender Woche einige Kinder hinzukomme­n. Unsere Telefone stehen zurzeit nicht still“, sagt sie. „Aber so gerne wir die Kindergärt­en wieder regulär öffnen würden: Die Gefahr, dass sich das Coronaviru­s weiter ausbreitet, ist leider längst nicht gebannt.“

 ?? FOTO: SEBASTIAN KORINTH ?? Ein Kindergart­en ohne Kinder ist wie ein Frühling ohne Blumen, finden die Leiterinne­n Petra Pfaff-Fellinger (links) und Sandra Garbac-Ploch. Gemeinsam mit ihren Erzieherin­nen, den Mädchen und Jungen und deren Eltern versuchen sie, aus der Situation trotzdem das Beste zu machen.
FOTO: SEBASTIAN KORINTH Ein Kindergart­en ohne Kinder ist wie ein Frühling ohne Blumen, finden die Leiterinne­n Petra Pfaff-Fellinger (links) und Sandra Garbac-Ploch. Gemeinsam mit ihren Erzieherin­nen, den Mädchen und Jungen und deren Eltern versuchen sie, aus der Situation trotzdem das Beste zu machen.

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