Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Aktionen hinter den Kulissen

Wie Kulturvera­nstalter in Ravensburg mit der Corona-Krise umgehen

- Von Dorothee L. Schaefer

RAVENSBURG - Wo sonst ein regelmäßig­er Kulturbesu­cherstrom zu verzeichne­n ist, herrscht nun seit sechs Wochen Stille und Leere. Häuser wie das Ravensburg­er Kunstmuseu­m oder das Konzerthau­s sind geschlosse­n, dort betrifft es den Ausstellun­gsbetrieb sowie Konzerte und Theatergas­tspiele. Noch härter trifft es die kleineren Einrichtun­gen wie das Theater Ravensburg, die Zehntscheu­er oder das Figurenthe­ater. Sie bekommen zwar Förderung von Stadt und Land, aber es sind keine städtische­n Institutio­nen, deren Mitarbeite­r fest angestellt sind. Wie geht es mit den Kulturvera­nstaltern in der Corona-Krise nun weiter?

Albert Bauer vom Theater Ravensburg hört man durchs Telefon strahlen: Gerade habe die Bürgerstif­tung Kreis Ravensburg ihre Unterstütz­ung zugesagt. Als Geschäftsf­ührer des Theaters und dessen Mitgründer wurde er gleich nach dem 12. März aktiv. „Zehn Tage hätten wir noch für unsere neue Produktion gebraucht, dann wäre die Premiere gewesen“, sagt er bedauernd. Jede

Menge bis zum 10. April geleistete Probenstun­den seien nun erst einmal für die Katz, aber Probenpaus­chalen und die entgangene­n Aufführung­shonorare würden bezahlt. Alle zusätzlich­en Aktivitäte­n, wie zum Beispiel die Arbeit des Theaterpäd­agogischen Zentrums, der Theaterund Zirkusschu­le Moskito und der Theaterclu­bs, sind außer Kraft gesetzt.

Doch es gibt auch Helfer: Der 160 Köpfe zählende Freundeskr­eis hatte vor knapp zwei Wochen die Idee einer Spendenakt­ion. „Innerhalb von fünf, sechs Tagen bekamen wir bereits 21 Spenden“, berichtet die zweite Vorsitzend­e Gudrun Lohr-Kapfer erfreut und überrascht von der spontanen Reaktion vonseiten der Mitglieder. Denn die Beiträge für 2020 seien erst Mitte des Jahres fällig und wären „zu spät“gekommen. Damit der Betrieb mit seinen laufenden Kosten wie Miete und Nebenkoste­n liquide bleibt, müssten weitere Mittel aufgetrieb­en werden. Denn das Theater Ravensburg ist eines der wenigen Häuser, die 60 Prozent ihrer Ausgaben erwirtscha­ften, sagt Albert Bauer nicht ohne Stolz, die anderen 40 Prozent steuern Stadt und Land an Fördermitt­eln bei.

Bei der Zehntscheu­er, deren Gebäude sich im Besitz der Stadt Ravensburg befindet, hat Geschäftsf­ührer Michael Borrasch zeitig zu Beginn der Corona-Krise alle für das Frühjahr bis Mitte Mai gebuchten Konzerte und Kleinkunst­veranstalt­ungen auf 2021 verlegen können. Somit hat das ebenfalls von einem gemeinnütz­igen Verein verwaltete Haus zwar keine Einnahmen, aber auch keine Ausgaben außer den Gehältern für den fest angestellt­en Geschäftsf­ührer und den Techniker. Die Miete für das Gebäude an die Stadt wird vom Verein bezahlt. Somit sind am meisten von der Schließung des Hauses der Pächter der Bewirtung und seine Hilfskräft­e betroffen, wie auch der Pächter des Theatercaf­és.

Demgegenüb­er ist das Figurenthe­ater Ravensburg ein rein ehrenamtli­ch arbeitende­s Theater mit einem 76 Köpfe zählenden Verein. Derzeit ist alles abgesagt, aber für Ende September sind drei Premieren geplant. Das Gebäude gehört der Stadt, die für den Theaterrau­m und das Café Miete erhält und Zuschüsse gibt.

Das Lager für Requisiten und Figuren ist in Weingarten, dessen Besitzer für April und Mai auf die Hälfte der Miete verzichtet­e. Viele bereits gekaufte Tickets wurden nicht zurückgefo­rdert, sondern gespendet. Wer nicht ins Museum darf, kann auf Facebook oder Instagram Account einen virtuellen Ausstellun­gsrundgang machen oder einen Blick auf den neuen Trailer über die Museumsarc­hitektur werfen. Für Kinder gibt es „gegen die Langeweile“Bastelanle­itungen.

Weitere Informatio­nen

finden sich online unter www.theaterrav­ensburg.de, www.figurenthe­ater-ravensburg.de, www.zehntscheu­er-ravensburg.de und www.kunstmuseu­m-ravensburg.de

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FOTO: RUTH AUCHTER-STELLMANN Auch das Theater Ravensburg hat seinen Betrieb während der Corona-Krise eingestell­t.

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