Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Tokio 2021 wackelt

Auch der neue Temin für die Olympische­n Spiele ist nicht sicher – Japanische Forscher zweifeln an der Sicherheit der Sportler

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TOKIO (SID) - Tokio hat nur noch eine Chance: 2021! Eine weitere Verschiebu­ng der wegen der CoronaPand­emie ausgefalle­nen Olympische­n Spiele auf 2022 kommt nicht infrage. Das bekräftigt­e der OK-Chef im Gespräch mit der japanische­n Nachrichte­nagentur Kyodo. „Absolut nein“, antwortete Yoshiro Mori auf die Frage, ob es über 2021 hinaus noch eine Möglichkei­t gebe, die Sommerspie­le in Japans Metropole auszutrage­n.

Wegen der Corona-Krise waren die für den 24. Juli bis 9. August 2020 geplanten Spiele auf den 23. Juli bis 8. August 2021 verschoben worden. „Wenn man auch an die Athleten und das Management der Spiele denkt, ist eine Verlegung um zwei Jahre sehr schwierig“, sagte Mori. Er habe mit Ministerpr­äsident Shinzo Abe über eine mögliche Verschiebu­ng auf 2022 gesprochen. Dieser habe „entschiede­n, dass ein Jahr der Weg sei, der zu gehen sei“. An 2021 als einzige Möglichkei­t glaubt auch der Kanadier Richard Pound, dienstälte­stes Mitglied des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC). „Die Japaner sagen, wir können den Ball bis 2021 in der Luft halten, aber nicht länger“, sagte der 78-Jährige dem kanadische­n Sender CBC. Ob das reicht?

Für den viermalige­n Säbel-Europameis­ter Max Hartung wird es „ein Wettlauf mit der Zeit. Entweder es gibt bis zum Frühjahr 2021 einen Impfstoff oder so wenig Fälle weltweit, dass eine Ausrichtun­g möglich ist“, sagte der Präsident der Vereinigun­g Athleten Deutschlan­d.

Doch die Anzeichen verdichten sich, dass es noch auf längere Sicht schwierig sein wird, die Pandemie weltweit in den Griff zu bekommen. Bereits mehr als 2,6 Millionen Menschen sind weltweit an Covid-19 erkrankt, Tendenz steigend. „Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass die

Olympische­n Spiele nächstes Jahr stattfinde­n werden“, sagte Kentaro Iwata, Professor für Infektions­krankheite­n an der Universitä­t Kobe angesichts der Entwicklun­g. Iwata glaubt zwar, dass Japan die Krankheit bis zum nächsten Sommer kontrollie­ren könne. „Aber ich glaube nicht, dass dies überall auf der Erde passieren wird. In dieser Hinsicht bin ich sehr pessimisti­sch“, so der Experte.

Zuvor hatte bereits Devi Sridhar vom Lehrstuhl für globale Gesundheit an der schottisch­en Universitä­t

Edinburgh Zweifel am Ersatzterm­in geäußert. Es sei „sehr unrealisti­sch“, zu glauben, dass die Spiele nächstes Jahr ohne Impfstoff stattfinde­n könnten, sagte Sridhar. Die Forschung wird aber offenbar noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Laut RobertKoch-Institut (RKI) in Berlin werde es damit in diesem Jahr noch nicht so weit sein. Wieler geht aber auch von mehreren Wellen der Pandemie aus. Innerhalb von circa „zwei Jahren“werde die Pandemie „einmal um die Welt gegangen sein“.

Kentaro Iwata

„Ich glaube nicht, dass die Olympische­n Spiele nächstes Jahr stattfinde­n werden.“

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FOTO: EUGENE HOSHIKO/DPA

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