Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Neustart mitten in der Corona-Krise
Was der neuen Kindergartenleiterin in Gammertingen wichtig ist.
GAMMERTINGEN - Nach dem plötzlichen Tod von Christine Manz im Oktober vergangenen Jahres haben die beiden Kindergärten in der Gammertinger Kernstadt jetzt wieder eine reguläre Leiterin: Am 1. April hat die gebürtige Rheinländerin Patricia Seibert-Klöck ihre neue Stelle angetreten – zunächst ohne ein einziges Kind zu Gesicht zu bekommen. Denn wegen der Ausbreitung des Coronavirus lässt die Landesregierung bislang nur eine Notbetreuung zu. Für die neue Kindergartenleiterin eine schwierige Situation, die aber auch so ihre Vorteile mit sich bringt.
Zuletzt hatte Patricia SeibertKlöck das Kinderzentrum in Wellendingen geleitet. „Nach einer Erweiterung ist die Einrichtung allerdings so groß geworden, dass ich dachte: Das ist pädagogisch nicht mehr das, was ich gerne machen möchte“, sagt die 55-Jährige, die seit 2007 in Albstadt wohnt. Ihre Bewerbung bei der Stadt Gammertingen reichte sie aber keinesfalls nur deswegen ein. „Zwei Einrichtungen leiten und damit viel im beratenden Bereich tätig zu sein, finde ich reizvoll“, sagt sie.
Als Beispiel nennt Seibert-Klöck die Betreuung der Kleinkinder, also der Mädchen und Jungen bis zu einem Alter von drei Jahren. Gerade dort steigt der Bedarf der Eltern kontinuierlich an. „Die Pädagogik in Krippengruppen hat sich in der Vergangenheit enorm weiterentwickelt“, sagt die neue Kindergartenleiterin. Gemeinsam mit den Erzieherinnen wolle sie besprechen, wie Erkenntnisse aus der Pädagogik im Familienzentrum St. Martin und im Kindergarten St. Michael in die Praxis umgesetzt werden können.
Dass sie vor allem mit Verwaltungsund Organisationsaufgaben zu tun haben wird und weniger mit der eigentlichen Kinderbetreuung, stört Patricia Seibert-Klöck nicht. „Irgendwann ist bei mir der Wunsch entstanden, Einrichtungen auch inhaltlich weiterzuentwickeln und nicht mehr ausschließlich als Erzieherin zu arbeiten“, sagt sie. Das heiße aber nicht, dass sie den Kontakt zur Basis verloren habe. „Der enge Kontakt zu Kindern, Eltern und Erzieherinnen
war mir immer enorm wichtig.“Wenn eine Erzieherin ausfalle, springe sie in der Betreuung der Kinder auch gerne selbst ein. „Ich bin nicht die Frau, die nur im Büro sitzt.“
In Seibert-Klöcks ersten vier Wochen in Gammertingen hat die Kinderbetreuung in der Praxis allerdings kaum eine Rolle gespielt: Wegen der Ausbreitung des Coronavirus öffnen die Kindergärten zurzeit nur für eine Notbetreuung. Nach deren Ausweitung besuchen gerade einmal elf Kinder das Familienzentrum St. Martin und zwei Kinder den Kindergarten St. Michael. „Natürlich wünschen wir uns, dass bald wieder mehr Kinder kommen“, sagt SeibertKlöck. „Aber zu viele Kinder zuzulassen, wäre in der aktuellen Situation kontraproduktiv.“
Vor allem für das Team im Familienzentrum St. Martin hatte die geringe Belegung in den vergangenen Wochen aber auch ihre Vorteile: In Ruhe konnten die Erzieherinnen die beiden neuen Gruppenräume einrichten, um die der Kindergarten seit Sommer 2019 erweitert wurde. „Alles stand voller Möbel, musste geputzt und eingeräumt werden – was während des regulären Betriebs kaum möglich gewesen wäre“, sagt
Patricia Seibert-Klöck. Die pädagogische Arbeit sei dabei aber nicht auf der Strecke geblieben. Erzieherinnen hätten beispielsweise Abschiedsgeschenke für die Vorschüler vorbereitet oder den Kindern Bastelanleitungen zukommen lassen.
Außerdem führte die neue Leiterin die „Kita-Info-App“ein. Diese hält die Eltern der Kindergartenkinder bei allem rund um die beiden Einrichtungen auf dem Laufenden – was Patricia Seibert-Klöck in Zeiten der Corona-Krise besonders wichtig findet. „Mit der App habe ich schon gute Erfahrungen gesammelt“, sagt sie. „Und auch jetzt melden mir Eltern zurück, wie toll sie sie finden.“
Überhaupt ist Transparenz der neuen Kindergartenleiterin ein wichtiges Anliegen. „Die Eltern müssen einfach wissen, was genau in den beiden Einrichtungen passiert“, sagt sie. Wichtig für Kinder und Mitarbeiter seien verlässliche Strukturen. Auch für diese will Patricia SeibertKlöck stehen. Wie es mit den Kindergärten in der Corona-Krise weitergeht – das weiß aber auch sie noch nicht. Genauso wie Eltern, Kinder und Erzieherinnen wartet die neue Leiterin auf die nächsten Vorgaben der Landesregierung.