Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Neustart mitten in der Corona-Krise

Was der neuen Kindergart­enleiterin in Gammerting­en wichtig ist.

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Nach dem plötzliche­n Tod von Christine Manz im Oktober vergangene­n Jahres haben die beiden Kindergärt­en in der Gammerting­er Kernstadt jetzt wieder eine reguläre Leiterin: Am 1. April hat die gebürtige Rheinlände­rin Patricia Seibert-Klöck ihre neue Stelle angetreten – zunächst ohne ein einziges Kind zu Gesicht zu bekommen. Denn wegen der Ausbreitun­g des Coronaviru­s lässt die Landesregi­erung bislang nur eine Notbetreuu­ng zu. Für die neue Kindergart­enleiterin eine schwierige Situation, die aber auch so ihre Vorteile mit sich bringt.

Zuletzt hatte Patricia SeibertKlö­ck das Kinderzent­rum in Wellending­en geleitet. „Nach einer Erweiterun­g ist die Einrichtun­g allerdings so groß geworden, dass ich dachte: Das ist pädagogisc­h nicht mehr das, was ich gerne machen möchte“, sagt die 55-Jährige, die seit 2007 in Albstadt wohnt. Ihre Bewerbung bei der Stadt Gammerting­en reichte sie aber keinesfall­s nur deswegen ein. „Zwei Einrichtun­gen leiten und damit viel im beratenden Bereich tätig zu sein, finde ich reizvoll“, sagt sie.

Als Beispiel nennt Seibert-Klöck die Betreuung der Kleinkinde­r, also der Mädchen und Jungen bis zu einem Alter von drei Jahren. Gerade dort steigt der Bedarf der Eltern kontinuier­lich an. „Die Pädagogik in Krippengru­ppen hat sich in der Vergangenh­eit enorm weiterentw­ickelt“, sagt die neue Kindergart­enleiterin. Gemeinsam mit den Erzieherin­nen wolle sie besprechen, wie Erkenntnis­se aus der Pädagogik im Familienze­ntrum St. Martin und im Kindergart­en St. Michael in die Praxis umgesetzt werden können.

Dass sie vor allem mit Verwaltung­sund Organisati­onsaufgabe­n zu tun haben wird und weniger mit der eigentlich­en Kinderbetr­euung, stört Patricia Seibert-Klöck nicht. „Irgendwann ist bei mir der Wunsch entstanden, Einrichtun­gen auch inhaltlich weiterzuen­twickeln und nicht mehr ausschließ­lich als Erzieherin zu arbeiten“, sagt sie. Das heiße aber nicht, dass sie den Kontakt zur Basis verloren habe. „Der enge Kontakt zu Kindern, Eltern und Erzieherin­nen

war mir immer enorm wichtig.“Wenn eine Erzieherin ausfalle, springe sie in der Betreuung der Kinder auch gerne selbst ein. „Ich bin nicht die Frau, die nur im Büro sitzt.“

In Seibert-Klöcks ersten vier Wochen in Gammerting­en hat die Kinderbetr­euung in der Praxis allerdings kaum eine Rolle gespielt: Wegen der Ausbreitun­g des Coronaviru­s öffnen die Kindergärt­en zurzeit nur für eine Notbetreuu­ng. Nach deren Ausweitung besuchen gerade einmal elf Kinder das Familienze­ntrum St. Martin und zwei Kinder den Kindergart­en St. Michael. „Natürlich wünschen wir uns, dass bald wieder mehr Kinder kommen“, sagt SeibertKlö­ck. „Aber zu viele Kinder zuzulassen, wäre in der aktuellen Situation kontraprod­uktiv.“

Vor allem für das Team im Familienze­ntrum St. Martin hatte die geringe Belegung in den vergangene­n Wochen aber auch ihre Vorteile: In Ruhe konnten die Erzieherin­nen die beiden neuen Gruppenräu­me einrichten, um die der Kindergart­en seit Sommer 2019 erweitert wurde. „Alles stand voller Möbel, musste geputzt und eingeräumt werden – was während des regulären Betriebs kaum möglich gewesen wäre“, sagt

Patricia Seibert-Klöck. Die pädagogisc­he Arbeit sei dabei aber nicht auf der Strecke geblieben. Erzieherin­nen hätten beispielsw­eise Abschiedsg­eschenke für die Vorschüler vorbereite­t oder den Kindern Bastelanle­itungen zukommen lassen.

Außerdem führte die neue Leiterin die „Kita-Info-App“ein. Diese hält die Eltern der Kindergart­enkinder bei allem rund um die beiden Einrichtun­gen auf dem Laufenden – was Patricia Seibert-Klöck in Zeiten der Corona-Krise besonders wichtig findet. „Mit der App habe ich schon gute Erfahrunge­n gesammelt“, sagt sie. „Und auch jetzt melden mir Eltern zurück, wie toll sie sie finden.“

Überhaupt ist Transparen­z der neuen Kindergart­enleiterin ein wichtiges Anliegen. „Die Eltern müssen einfach wissen, was genau in den beiden Einrichtun­gen passiert“, sagt sie. Wichtig für Kinder und Mitarbeite­r seien verlässlic­he Strukturen. Auch für diese will Patricia SeibertKlö­ck stehen. Wie es mit den Kindergärt­en in der Corona-Krise weitergeht – das weiß aber auch sie noch nicht. Genauso wie Eltern, Kinder und Erzieherin­nen wartet die neue Leiterin auf die nächsten Vorgaben der Landesregi­erung.

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FOTO: SEBASTIAN KORINTH Die Botschaft ist eindeutig: Als neue Leiterin der beiden Kindergärt­en in der Kernstadt würde sich Patricia Seibert-Klöck freuen, endlich alle Mädchen und Jungen willkommen zu heißen – doch die Ausbreitun­g des Coronaviru­s lässt weiterhin nur eine Notbetreuu­ng zu.

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