Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mehlsackklopfer und Mausefallen
Die „Schwäbische Zeitung“wirft einen Blick in das Bauernmuseum in Inzigkofen – Teil 4 unserer Serie
INZIGKOFEN - Mit mannshohen Rädern, GPS-Unterstützung und mehreren Hundert PS unter der Haube fährt so mancher Landwirt heutzutage über seine Felder. Ein Teil der Arbeit wird so (mehr oder weniger) bequem vom gepolsterten Sitz aus erledigt. Das war nicht immer so. Klar. Wie es zwischen 1840 und 1950 auf den Wiesen und Äckern des Landes zuging, das zeigt eindrücklich das Bauernmuseum in Inzigkofen.
In der ehemaligen Zehntscheuer des Klosters hat der Schwäbische Albverein vieles davon zusammengetragen, was der Bauer einst so alles benutzt hat, um Felder zu bestellen, die Ernte einzufahren und diese schließlich weiterzuverarbeiten. So gibt es eine Auswahl an unterschiedlichen Pflügen zu sehen (Holz und Eisen) sowie einen Getreidemäher und eine Strohseilmaschine. Mit dieser wurden, wie der Name schon sagt, Seile aus Stroh hergestellt, die anschließend dafür verwendet wurden, Garben zu binden. Als diese Technik ausgedient hatte, übernahm der Bindemäher (ebenfalls ausgestellt) und erledigte die Arbeit mit Garn.
War das Getreide gemahlen, wurde es in Säcke abgefüllt. Und die waren alles andere als Standard. Davon zeugt die umfassende Sammlung an Mehlsäcken unter dem Dach der Zehntscheuer. An mehreren Stellen hängen die bedruckten Mehlsäcke. Auf ihnen finden sich Namen, Wohnort und teilweise auch Zunftzeichen der Besitzer – die nach dem Leeren der eigenen Säcke noch am Mehlsackklopfer tätig werden konnten. Er wirkt auf den ersten Blick ein bisschen wie eine eigenartige Mischung aus Kommode und Sekretär. Durch das Betätigen der Kurbel an der Seite wird der Sack im Inneren mechanisch ausgeklopft und das Mehl landet in einer Schublade. So fiel bei der Arbeit damals auch noch eine Mahlzeit für das Vieh ab.
Da aber nicht jedes Tier etwas von den Vorräten abhaben sollte, benutzten die Landwirte unterschiedliche Mausefallen. Zwei davon sind im Museum ausgestellt. Eine funktionierte mit Wassertank, die andere bietet gleich mehrere Fangstellen in einem. Bei letzterer muss die Maus einen Faden abbeißen, um an den Köder zu kommen. Macht sie das, wird sie von einer Metallschlinge ins Jenseits befördert. Macht sie es nicht, wird im Laufe der Zeit eventuell ein Sprichwort daraus.
Für ein bisschen Genuss scheint in den vergangenen Jahrhunderten auf den Höfen auch Platz gewesen zu sein. Darauf lassen eine kleine Beerenpresse, ein Tabakschneider und eine Brennblase schließen. Damit hingegen kein Brand auf dem Gehöft ausbrechen konnte, wurde einst die Temperatur von Heu gemessen – mit einem riesigen Thermometer. Groß ist auch das Angebot der Ausstellungsstücke mit Rädern und Kufen.
Die Ausstellungsmacher zeigen einen Bahnschlitten (acht Pferde mussten ihn ziehen), zahlreiche Kutschen (darunter ein Leichenwagen) und einen Leiterwagen mit Güllefass. Wie eine Bauernstube anno dazumal aussah, wird ebenfalls gezeigt, so wie eine bäuerliche Küche, ein
Schlafzimmer, eine Schmiede und eine Schreinerei. Kurzum: Die 700 Quadratmeter Ausstellungsfläche geben Aufschluss darüber, was sich in den vergangenen 160 Jahren alles verändert hat. Und dafür eignet sich dieses alte Gemäuer hervorragend. Hier lebt Geschichte.