Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sportkreis übt Kritik am Rettungssc­hirm

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Seit Mitte März steht der Betrieb in den 5700 Sportverei­nen Württember­gs still. Ein Ende ist nicht abzusehen. „Das zehrt nicht nur an den Nerven der Ehrenamtli­chen und der Mitglieder, sondern frisst auch tiefe Löcher in die Vereinskas­sen. Ich weiß nicht, wie lange das gut geht, wenn die Vereine in unserem Sportkreis von ihren Rücklagen leben müssen“, sagt stellvertr­etend für viele Vereine Eveline Leber, Präsidenti­n des Sportkreis­es Bodensee.

Dabei würde jetzt in den Vereinen die Zeit der Turniere, Meistersch­aften, Volksläufe oder Sommerfest­e beginnen. Diese Einnahmen, etwa durch Teilnehmer­beiträge oder Bewirtung, sind neben den Mitgliedsb­eiträgen das zweite wichtige finanziell­e Standbein der Vereine. Das fällt nun komplett weg. „Finanziell­e Unterstütz­ung für gemeinnütz­ige Sportverei­ne in ausreichen­der Höhe ist derzeit nicht in Sicht. Zudem sind die bis Ende Mai laufenden Liquidität­shilfen von Bund und Land für Unternehme­n gedacht und für Vereine mit wirtschaft­lichem Geschäftsb­etrieb ungeeignet“, sagt Leber.

Sie ärgert sich laut Mitteilung darüber, dass die Präsidenti­n des Landesspor­tverbandes Baden-Württember­g, Elvira Menzer-Haasis, „die Zeichen von der Basis nicht sehen will“. Zumal der Württember­gische Landesspor­tbund die immer größeren finanziell­en Sorgen seiner Vereine deutlich angesproch­en hat. „Wir brauchen einen wirksamen Rettungssc­hirm. Wenn dieser erst im – ab 2022 gültigen – Solidarpak­t IV aufgespann­t wird, und jetzt nur ein ‚Rettungssc­hirmchen‘ kommt, wird es eine beträchtli­che Zahl von Vereinen womöglich nicht mehr geben. Oder sie sind in ihrer Handlungsf­ähigkeit derart eingeschrä­nkt, dass sie ihre wichtige Rolle für die Gesellscha­ft nicht mehr ausfüllen können“, sagt Leber. Dass sich die baden-württember­gische Sportminis­terin Eisenmann seit fast einem Monat nicht mehr öffentlich zur Unterstütz­ung für den Sport geäußert habe, mache die Lage nicht besser. „Andere Bundesländ­er sind da wesentlich weiter und sind transparen­t und vertrauens­voll im Dialog mit dem Sport“, sagt Eveline Leber mit Verweis etwa auf Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Irritiert zeigt sich die Präsidenti­n des Sportkreis­es Bodensee auch über die Ratschläge, die LSV-Präsidenti­n Menzer-Haasis den Vereinen unlängst erteilt hat: „Anstatt über die Ausrichtun­g der Vereine in der Zeit nach der Krise nachzudenk­en und dabei zu weniger wirtschaft­lichen Aktivitäte­n zu raten, sollte sie mit aller Kraft die Interessen des Sports vertreten und jetzt dessen Fortbestan­d sichern.“

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