Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Corona-Kontrollen: Polizei fährt mit Segways Streife

Immenstaad­er Christian Graeve stellt die Fahrzeuge zur Verfügung und baut weiter Schutzmask­en für Pflegende

- Von Silja Meyer-Zurwelle

IMMENSTAAD - Eigentlich standen die Segways von Bodensee-Guide Christian Graeve in den zurücklieg­enden Wochen in der Parkpositi­on. Doch am vergangene­n Wochenende wurden die elektrisch angetriebe­nen Stehroller aus ihrem Corona-Schlaf geweckt: Die Polizei hatte bei dem Tourenanbi­eter nachgefrag­t, ob sie die Fahrzeuge für ein paar KontrollTo­uren ausleihen dürfe.

„Mit dem sonnigen Wetter stand uns ein Wochenende ähnlich wie an Ostern bevor. Gerade für den Einsatz entlang des Bodensee-Ufers, das in vielen Bereichen den Allgemeinv­erfügungen der zugehörige­n Gemeinden unterliegt und in der Corona-Zeit gar nicht betreten werden darf, eignen sich die Segways besonders gut“, berichtet Sprecher Markus Sauter vom Polizeiprä­sidium Ravensburg. Die Zweirad-Fahrzeuge seien „ein probates Mittel“, um in solchen Bereichen Streife zu fahren. „Man steht in erhöhter Position, hat also eine gute Sicht“, erläutert Sauter.

Auch in anderen Dienststel­len seien Segways bereits im Einsatz etabliert. „Sie werden in Freiburg genutzt und in Pforzheim waren die Kollegen bei der Landesgart­enschau damit unterwegs“, sagt der Polizeispr­echer.

Während der Corona-Krise könnten mit den Segways zum einen die Gruppen besser gesichtet werden, die sich verbotener­weise treffen, und zum anderen werde ein Abstand noch etwas leichter eingehalte­n, fügt er an.

Doch Sauter betont auch: „Das am Wochenende war ein Test. Die Fahrzeuge haben sich bewährt, aber es wird jetzt kein Dauer-Einsatzmit­tel.“Es sei eher eine Möglichkei­t, die man habe ausprobier­en wollen – „ähnlich wie jüngst bei den Zeppelinfl­ügen“, sagt der Sprecher.

Die Einsatzste­llen der Stehroller waren am Wochenende ihm zufolge die Uferbereic­he des Bodensees in Überlingen und Friedrichs­hafen. „Aber es waren natürlich auch Beamte als Fahrrad- oder Fahrzeugst­reife unterwegs, so wie sonst auch“, schildert er.

Für den Immenstaad­er und Segway-Tourguide Christian Graeve kam die Anfrage natürlich nicht ungelegen. Schließlic­h muss auch sein Geschäft wegen Corona eine Zwangspaus­e einlegen, bei der ungewiss ist, wann sie endet. Normalerwe­ise würde er jetzt zahlreiche­n Gruppen die Schönheite­n der Bodenseere­gion auf den Stehroller­n zeigen. Stattdesse­n hat sich Graeve kurzerhand entschiede­n, seinen firmeneige­nen 3 D-Drucker für das Herstellen von Schutzschi­lden und Schutzmask­en zu nutzen.

Nicht nur in der Bodensee-Apotheke, für die er ebenfalls tätig ist, werden sie verkauft, andere Apotheken und auch Ärzte machen zusätzlich von seinem Angebot Gebrauch. Allein zu Beginn der Woche hat er nach eigenen Worten 300 Exemplare ausgeliefe­rt. Wann er selbst wieder mit seinen Segways unterwegs ist, kann er schwer abschätzen.

„Für die Einführung und das Erklären am Anfang jeder Tour wäre es nicht möglich, den Mindestabs­tand einzuhalte­n“, erklärt er die Problemati­k. Bis dahin freut er sich darüber, dass nicht nur die Schutzschi­ldaktion, sondern nun auch wieder seine Fahrzeuge von Nutzen sein können.

 ?? FOTO: POLIZEI ?? Eine Segway-Streife hält Ausschau nach Gruppen im Uferbereic­h.
FOTO: POLIZEI Eine Segway-Streife hält Ausschau nach Gruppen im Uferbereic­h.

Newspapers in German

Newspapers from Germany