Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit Maske in die Schule
Kommende Woche beginnt an Sigmaringer Schulen der Unterricht.
SIGMARINGEN - Hurra, die Schule beginnt am kommenden Montag wieder: Zumindest für die Schüler, die in diesem und im kommenden Jahr eine Abschlussprüfung schreiben müssen. Doch mit Schule im herkömmlichen Sinne hat das, was auf die Jugendlichen wartet, wenig zu tun. Eine Zustandsbeschreibung.
Wie viele Schüler starten am kommenden Montag?
Etwa ein Drittel der rund 600 Schüler der Ludwig-Erhard-Schule wird in der kommenden Woche mit dem Unterricht beginnen: die 13er des Wirtschaftsgymnasiums, drei Klassen des Berufskollegs, die Abschlussklasse der Wirtschaftsschule sowie die angehenden Verkäufer, Einzelhandels- und Industriekaufleute. Lediglich 120 der rund 600 HZGler kehren kommende Woche in die Schule zurück. Die 12er bereiten sich zwei Wochen lang aufs Abitur vor, die 11er steigen mit den Hauptfächern ein.
Was ist die größte Herausforderung für die Schulen?
Eindeutig die Umsetzung der Hygienevorschriften. In den Schulen sind die Laufwege vorgegeben. Es gibt Einbahnstraßen und Türen, die für den Ein- oder Ausgang ausgewiesen sind. „Das ist eine riesige Herausforderung für uns“, sagt Frank Steinhart, der Leiter der Ludwig-ErhardSchule. Martin Hoffmann, sein Kollege vom Hohenzollern-Gymnasium, ergänzt: Für jedes Klassenzimmer gibt es einen definierten Zugangsweg. Am HZG bekommt jeder Schüler eine WC-Karte. Wenn er den Sanitärraum benutzt, muss er seine Karte am Eingang anbringen, womit klar ist, dass die Toiletten für andere tabu sind, denn sie dürfen immer nur von einem Schüler betreten werden.
Gilt für die Schüler eine Maskenpflicht?
„Wir empfehlen das auch für den Unterricht“, sagt Martin Hoffmann vom HZG. Während die Jugendlichen im Schulgebäude unterwegs sind, sind die Masken Pflicht.
Wie kommen die Schüler mit der derzeitigen Situation klar?
„Ich habe den Eindruck, dass die meisten von ihnen durchaus an Schule interessiert sind“, sagt der HZG-Schulleiter. Bei den Abiturienten habe er das Gefühl: „Die wollen jetzt endlich fertig werden.“Doch während die Abiturienten ihre Schulzeit bald hinter sich haben, dürften die anderen Schüler noch länger mit Corona lernen müssen. „Die nächsten anderthalb Jahre wird es eine Kombination aus Präsenzunterricht und Home-Schooling geben“, so die Einschätzung von Frank Steinhart.
Welche Schulen bleiben weiter geschlossen?
In den Grundschulen gibt es bis auf Weiteres lediglich nur eine Notbetreuung. „Bei uns riefen in den vergangenen Tagen viele Eltern der vierten Klassen an“, sagt Ullrich Biesel, der Rektor der GeschwisterScholl-Schule. Doch die 4er sind keine Abschlussklasse im eigentlichen Sinn, weil sie keine Prüfung schreiben. Für die Grundschulen gilt also weiter: Es wird lediglich eine Notbetreuung angeboten für Kinder von Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, oder wenn beide Eltern am Arbeitsplatz erscheinen müssen und der Arbeitgeber dies bestätigt. Schulleiter Biesel geht davon aus, dass die Zahl der Kinder, die an Grundschulen betreut werden müssen, stark steigen wird. Für die kommende Woche sind in seiner Schule zehn Kinder angemeldet.
Wie funktioniert der Heimatunterricht für Grundschulkinder?
Die Lehrer versuchen, möglichst alle Kinder zu erreichen. Wenn ihnen dies per Mail oder Telefon nicht gelingt, kann es sein, dass sie an der Haustür von Schülern klingeln. In der Geschwister-Scholl-Schule wurde außerdem eine Theke für den
Austausch mit Eltern eingerichtet. Bei entsprechenden Schutzvorkehrungen über Scheiben können Eltern mit Lehrern sprechen oder einfach nur Bücher oder andere Materialien abholen. „Wir überlegen gerade, was wir machen können, wenn wir bei Kindern Bedenken mit dem HomeSchooling haben.“Bei den Klassenlehrern laufe dazu gerade eine Abfrage, sagt Biesel. Für diese Kinder werde es schneller Präsenzunterricht geben als für andere, so die Einschätzung des Grundschulleiters.
Haben alle Schulen die Möglichkeit, sich in Videokonferenzen über das Internet auszutauschen?
Da sind die Schulen unterschiedlich weit. Während das HZG noch nach einer technischen Lösung für Videokonferenzen sucht, scheint diese Art des Lernens an der Ludwig-ErhardSchule alltäglicher zu sein. Schulleiter Frank Steinhart hat sich in wenigen Minuten mit seiner 11. Klasse über Microsoft Teams vereinbart. Es geht im BWL-Unterricht um die Unternehmensform der Kommanditgesellschaft, die Schüler können zu den Aufgaben, die sie vor ein paar Tagen bekamen, Fragen stellen. „Solche Kontakte sind wichtig“, sagt Steinhart. Das HZG versucht für die Schüler, die zu Hause keine Endgeräte haben, über das Kreismedienzentrum Hardware zu besorgen. Hier zeichne sich eine Lösung ab, so Hoffmann.