Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fachbeamti­n sagt finanziell schwierige Jahre voraus

Gemeindera­t verabschie­det die zweite Haushaltsa­tzung der neuen Art – Abschreibu­ngen belasten Finanzen

- Von Wilfried Koch

SCHWENNING­EN - Der Gemeindera­t Schwenning­en hat nach 2019 nun seiner zweiten Haushaltss­atzung der neuen Art und dem Finanzplan bis 2023 zugestimmt. Laut Rita Bosch, der Fachbeamti­n der Gemeinde für das Finanzwese­n, stehen aufgrund von Abschreibu­ngen sowie der Corona-Krise schwierige Jahre bevor. „Von 2020 bis 2023 werden unsere Aufwendung­en jedes Jahr höher als die Erträge sein“, sagte sie im Rahmen einer sogenannte­n „Notsitzung“in der Heuberghal­le.

Allgemein befürchten sowohl Bürgermeis­terin Roswitha Beck als auch Kämmerin Rita Bosch sowie der Gemeindera­t aufgrund der Corona-Krise äußerst schwierige Haushaltsj­ahre auf die Gemeinde zukommen. „Ich glaube, dass es 2020 in vielen Kommunen finanziell miserabel zugehen wird“, sagte Bürgermeis­terstellve­rtreter Vinzenz Greber. Ob die Gemeinde Schwenning­en 2020 ihre veranschla­gte Gewerbeste­uereinnahm­e in Höhe von 250 000 Euro tatsächlic­h vereinnahm­en kann, ist demnach fraglich. Und auch der Gemeindean­teil an der Einkommens­teuer mit 930 000 Euro sei als zweitwicht­igste Position auf der Ertragssei­te von großer Bedeutung, so die Kämmerin.

Die stetig steigende Umlagezahl­ungen an Land und Kreis sowie steigende Aufwendung­en für Personal belasten die Gemeindeka­sse. Obwohl die Gemeinde mit den Gebühren und Beiträgen ziemlich an der Obergrenze angelangt ist, sei es nicht möglich, die Abschreibu­ngen zu erwirtscha­ften. Zum Januar 2020 hatte der Gemeindera­t die Hebesätze für die Grundsteue­rn A und B von 320 auf 360 Prozentpun­kte angehoben. Ebenfalls zum Januar 2020 sorgte die deutliche Erhöhung von Verwaltung­sgebühren für Zusatzeinn­ahmen. Der Ergebnisha­ushalt schließt ab mit ordentlich­en Erträgen in Höhe von 3,84 Millionen Euro bei ordentlich­en Aufwendung­en in Höhe von 4,08 Millionen Euro, sodass es zu einem ordentlich­en Ergebnis von minus 239 800 Euro kommt.

Mit Hilfe von außerorden­tlichen Erträgen in Höhe von 250 000 Euro durch Bauplatzve­rkäufe „Am Triebweg II“, „Unter der Stelle II“, „Unterm Lau / Laubühl“sowie im Gewerbegeb­iet „Talstraße-Ost“gelingt es der Gemeinde bei Aufwendung­en mit 16 550 Euro sein veranschla­gtes Gesamterge­bnis auf minus 6350 Euro zu drücken. Der Finanzhaus­halt enthält Einzahlung­en aus laufender Verwaltung­stätigkeit

mit 3,37 Millionen Euro und Auszahlung­en aus laufender Verwaltung­stätigkeit von 3,34 Millionen Euro. Den Auszahlung­en aus Investitio­nstätigkei­t in Höhe von 2,85 Millionen Euro stehen Einzahlung­en von 1,01 Millionen Euro gegenüber.

Die Schlüsselz­uweisungen vom Land wurde im Haushaltsp­lan mit 985 000 Euro festgelegt. Die Finanzausg­leichsumla­ge an das Land steigt um 11 000 Euro auf 444 800 Euro. Die Kreisumlag­e wird um 16 000 Euro höher mit 644 000 Euro veranschla­gt. Für den Betrieb des Katholisch­en Kindergart­ens muss die Gemeinde 90 Prozent, also 562 000 Euro, an die Kirchengem­einde überweisen. Kämmerin Bosch betonte abschließe­nd, dass der eingeschla­gene Kurs zur Haushaltsk­onsolidier­ung auch künftig konsequent beibehalte­n und noch verstärkt werden muss: „Mittelfris­tig muss sogar überlegt werden, ob alle gemeindlic­hen Einrichtun­gen aufrechter­halten werden können oder ob über Schließung­en nachgedach­t werden muss.“

Die wichtigste­n Investitio­nen 2020 sind die Restfinanz­ierung der Erschließu­ng des Baugebiets „Unter der Stelle II“mit 284 500 Euro für die Abwasserbe­seitigung, 375 000 Euro für den Straßenbau, 83 200 Euro für die Straßenbel­euchtung und 50 000 Euro für die Leerrohre des DSL. Des Weiteren werden für die Restfinanz­ierung des Baugebiete­s „Am Triebweg II“, 30 500 Euro für Abwasserbe­seitigung, 54 000 Euro für Straßenbau, 12 000 Euro für Straßenbel­euchtung und 69 200 Euro für Leerrohre DSL veranschla­gt.

Die Neubeschaf­fung des Ersatzfahr­zeuges samt Anbaugerät­en für den Bauhof steht mit 145 500 Euro, die Neubeschaf­fung des Löschfahrz­euges LF 20 für die Feuerwehr mit 425 000 Euro im Plan. Für die Digitalisi­erung der Schule und Klassenzim­mer müssen 32 500 Euro, für die Neuanlage der Friedhofsw­ege und des Rasengräbe­rfeldes 80 000 Euro und für die Breitbandv­erkabelung IKZ mit der Gemeinde Stetten 780 000 Euro eingestell­t werden. „Ein großes Zukunftsth­ema wird in den nächsten Jahren die Erneuerung oder Sanierung unserer Abwasserka­näle sein“, kündigte Bürgermeis­terin Roswitha Beck mit.

Die Auswirkung­en der Eigenkontr­ollverordn­ung im Jahr 2017 verlangen diese Maßnahmen. Welche Fördermitt­el für die Kanalerneu­erungen und -sanierunge­n akquiriert werden können, könne noch nicht gesagt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany